Project Loon: Googles Ballon-Internet macht große Fortschritte und startet nächstes Jahr
Das Projekt Loon wurde vor fünf Jahren offiziell bekanntgegeben. Davor wurde schon einige Zeit in Googles geheimer Forschungsabteilung X daran gearbeitet. Mittlerweile handelt es sich bei Loon um ein eigenes Unternehmen, das genau wie Google selbst zum Alphabet-Konzern gehört.
Das anfängliche Ziel des Unternehmens besteht darin, Internetzugang für Regionen zu gewährleisten, die bisher aus geographischen oder infrastrukturellen Gründen nicht oder nur sehr eigeschränkt am Internet teilhaben konnten. Ersten Versuchen in Neuseeland folgte eine Reihe von Tests in verschiedenen südamerikanischen Ländern. Zuletzt hat Loon Schlagzeilen gemacht als mit Hilfe der Internet-Ballons in Puerto Rico nach den Zerstörungen durch den Hurrikan Maria eine kostenlose Mobilfunkverbindung für einen Großteil der Bevölkerung bereitgestellt werden konnte.
In einem Blogeintrag vermeldet der Chefingenieur von Loon Salvatore Candido nun mehrere wichtige Durchbrüche und gibt einen kurzen Ausblick auf die Zukunft der Firma. So ist es dem Unternehmen nicht nur gelungen, einen Ballon fast 200 Tage ohne Zwischenlandung in der Luft zu halten, sondern auch Daten über eine Strecke von mehr als 1000 Kilometer mit Hilfe von sieben Ballons zu übertragen. Am meisten bemerkenswert ist jedoch die Tatsache, dass es Loon geschafft hat, zwischen zwei Ballons Daten über eine Strecke von 600 Kilometern hinweg zu versenden. Vor allem Letzteres führt effektiv zu einer zwanzig- bis dreißigfach höheren Netzabdeckung mit derselben Anzahl von Ballons.
Um zu verstehen, warum eine Übertragung über solch lange Distanzen eine große Herausforderung darstellt, muss man wissen, dass die Ballons nicht fix über einem bestimmten Gebiet schweben, sondern sich in einer Höhe von über 18 Kilometern in den Stratosphärenwinden mit teils hohen Geschwindigkeiten bewegen. Loon hat deshalb nicht nur eigens eine intelligente Software zur Steuerung der Ballons in den genannten Höhenwinden entwickelt, sondern setzt auf für diesen Zweck maßgeschneiderte Hochpräzisionsantennen. Candido vergleicht die Genauigkeit der Antennen mit dem Wurf eines Balls in einen 100 Meter entfernten Papierkorb.
Marktstart 2019 in Kenia
Der kommerzielle Start des Ballon-Netzwerks ist bereits für nächstes Jahr geplant. Zusammen mit Telkom Kenya möchte Loon zunächst weiten Teilen Kenias zu Internetzugang verhelfen. Unter anderem aufgrund des bergigen Geländes war in dem afrikanischen Land bisher eine flächendeckende Mobilfunkabdeckung insbesondere auch ländlicher Gebiete nicht möglich.
Natürlich stellt sich die Frage, ob die Google-Ballons in Zukunft auch über unseren Köpfen schweben und Europa mit Internet versorgen werden. Ausgeschlossen ist das natürlich nicht. Sicherlich wäre uns allen mehr Konkurrenz willkommen, da der Markt gerade in Deutschland fest in der Hand von einigen wenigen Providern ist. Um einzuschätzen, wie die Chancen dafür stehen, wird man wohl abwarten müssen, wie sich der Marktstart in Kenia entwickelt.
Auch muss man sehen, ob Ballons der effizienteste und günstigste Weg zu einer flächendeckenden Internetversorgung darstellt. Ein Hinweis, dass dem nicht so ist, könnte in Facebooks Strategiewechsel von Solardrohnen hin zu Internetsatelliten gesehen werden. Auch SpaceX und eine ganze Reihe anderer Unternehmen planen in den nächsten Jahren Internet via Satellit anzubieten, da sie es langfristig als die praktikabelste Lösung ansehen, um der gesamten Welt zu kabellosem Internet zu verhelfen.