IFA 2023 | Probegehört: Dolby Atmos Flexconnect funktioniert mit nur zwei lose positionierten TCL-Lautsprechern gut
Auf der Internationalen Funkausstellung waren Audiodemos früher immer wieder Teil der Messe. Mit dem Verlust der ursprünglichen Bedeutung der Ifa hat allerdings auch diese Thema abgenommen. Audio ist eine Randerscheinung am Berliner Funkturm geworden. Umso erfreulicher war es, dass es auf der Ifa mal wieder eine Neuvorstellung im Audiobereich gab.
TCL hat zusammen mit Dolby auf seinem Stand zu einer Audiodemo eingeladen, um Atmos Flexconnect zu demonstrieren. Das System verspricht mit nur zwei Boxen sowie dem Fernseher Dolby-Atmos-Raumklang darzustellen.
Der Clou dabei: Die Position der beiden Boxen soll ziemlich egal sein, denn der Fernseher kann dank Mikrofonen "hören", wo die Boxen sich befinden. So eine Einmessung, die kennt man etwa auch von A/V-Receivern, dauert etwa 12 bis 13 Sekunden. Dabei spielt das System über die beiden Boxen einen Frequenzbogen vom mittleren bis hohen Bereich ab, damit der Fernseher die drahtlos arbeitenden Boxen erkennen und entsprechend anpassen kann.
Effekte von oben
Das funktionierte beim Probehören erstaunlich gut. Dass die Boxen alles andere als ideal aufgestellt waren, war kaum zu merken. Der Raumklang kam gut herüber und auch für Atmos typische Effekte von oben waren als solche erkennbar. Der Fernseher machte dabei mit seinen Boxen ebenfalls mit. Besondere qualitative Anforderungen hat Dolby Atmos Flexconnect nicht an die Fernseherboxen.
Als Ergänzung funktionierten die Lautsprecer im TCL-Fernseher aber gut, wenngleich die Qualität etwas schlechter war als die der Zusatzboxen. Dabei müssen die Lautsprecher des Fernsehers nur einen Teil der (oberen) Frequenzen abdecken. Das soll der Qualität dienen. Wo genau die Frequenztrennung liegt, unterhalb derer die Zusatzboxen übernehmen, konnte Dolby auf Nachfrage nicht sagen.
Apropos Zusatzboxen. Zunächst kommt das System zwar mit zwei Boxen auf den Markt. TCL plant grob das Jahr 2024, doch prinzipiell sind bis zu sechs Boxen oder sogar nur eine Box möglich. Ob das Umgesetzt wird, ist aber Sache der Lizenznehmer. Laut Dolby erhöht sich die Präzision, je mehr Flexconnect-Boxen im Raum stehen – unabhängig von der Positionierung.
Die Präzision ließ sich beim Probehören nur bedingt einschätzen. Dolby hatte nur den Atmos-Trailer "Amaze" im Angebot, der auch oben positionierte Effekte zeigen soll. Einen Vergleich mit einer vollwertigen Atmos-Anlage gab es nicht. Filmsequenzen zeigten Dolby und TCL aus Lizenzgründen ebenfalls nicht.
Demoraum mit glatten Oberflächen
Ein weiterer Nachteil zeigte sich zudem am Demoraum. Der bestand hinten und an einer Seite aus Glas, was zwar nicht die Effekte groß beeinflusste – die wurden trotz dieser Einschränkung gut dargestellt – die Klangqualität allerdings ruinierte. Auch der Rest des Raumes war zu glatt, sodass ein Schnippen mit den Fingern zu einem Echo führte. Ein wenig Molton hätte vermutlich Wunder gewirkt.
Laut Dolby wird für die Vernetzung der Lautsprecher das Heim-WLAN benutzt. Ob die Boxen lieber ins 5-GHz-Netzwerk geschickt werden sollten, konnte Dolby leider nicht beantworten. Die spannende Frage: Sorgt ein Download für Probleme im Audiobereich? Dolby versichert, dass das nicht der Fall ist.
Insgesamt stehen die Chancen gut, dass mit dem System Flexconnect auch in ungünstigen Räumen ein Heimkinoerlebnis aufgebaut werden kann. Selbst das Umstellen von Boxen funktioniert, sofern 12 Sekunden für eine Neukalibrierung aufgewandt werden.
Wir würden uns allerdings eine Demo wünschen, die mehr Filmmaterial nutzt oder gar Gaming-Situationen zeigt. Erst dann lässt sich das volle Potenzial beurteilen. Aber noch hat TCL mindestens einige Monate Zeit, am Feintuning zu arbeiten. Bisher ist zudem noch nicht klar, wie teuer das System werden wird. Nach derzeitigem Stand braucht es dafür ohnehin einen neuen Fernseher.
Quelle(n)
Dolby / TCL / Ifa