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Playstation VR angetestet: Ein erster Eindruck

Sonys Playstation VR ist günstig und soll Virtual-Reality-Gaming für den Massenmarkt erschließen. Ein großes Spiele-Lineup soll dafür sorgen. Wir haben das Headset ausprobiert uns sagen Ihnen, ob das klappen könnte.

Kaum auf dem Markt, schon vergriffen: Die Playstation VR ist eigentlich nur eine VR-Brille, die anfangs wegen ihrer schlechteren Auflösung im Vergleich zu den Konkurrenten Oculus Rift und HTC Vive nicht ganz ernstgenommen wurde. Aber es gibt zwei Aspekte, die der Playstation VR gerade zu einem Boom verhelfen und Hersteller Sony bereits ordentlich Geld in die Kassen spülen:

1. Die Playstation VR kostet selbst zusammen mit einer neuen Playstation 4, der Playstation Kamera, die man benötigt, die aber nicht beiliegt und den optionalen Move-Controllern in etwa genausoviel wie die beiden großen Konkurrenz-Headsets. Dort benötigt man aber zudem noch einen potenten Gaming-PC.

2. Playstation VR kommt zwar einige Monate nach Rift und Vive auf den Markt, bietet dafür aber ein umfassendes Portfolio an Spielen vom Weltraumspiel über Rennspiele bis hin zum Gangstergame, während das Angebot bei den anderen Brillen eher vor sich hindümpelt.

Gute Voraussetzungen also für Sonys Headset, das zurzeit im Internet überall ausverkauft ist. Man bekommt es aktuell nur zu einem deutlich höheren Preis als den von Sony angesetzten 399 Euro von Weiterverkäufern. Bei günstigen Angeboten sollte man lieber vorsichtig sein, denn es wurden auch schon gefälschte Angebote gesichtet.

Erste Schritte beim Praxistest

Aber nun zum wichtigsten Aspekt: Macht Playstation VR denn Spaß? Wir konnten es bei einer abendlichen Gaming-Session mit drei Freunden anspielen und sind ziemlich begeistert: Abgesehen von einigen Kleinigkeiten hatten wir sehr viel Spaß. Aber der Reihe nach.

Wenn man die Playstation VR auspackt, muss man erstmal Platz neben dem Fernseher schaffen. Die Playstation 4 ist zwar leistungsfähig, aber ohne eine zusätzliche Prozessoreinheit im eigenen Kästchen wäre PS VR nicht möglich. Also schließt man erstmal das Kästchen an die Playstation an, das HDMI-Signal zum Fernseher wird durchgeschliffen und dann wird das Headset an die Prozessoreinheit gestöpselt. Wer noch keine Playstation Kamera hat, muss sich eine kaufen, sonst kann die Position des Headsets und der Controller nicht bestimmt werden.

Der Lieferumfang von Playstation VR.
Der Lieferumfang von Playstation VR.

Außerdem kann man in der Kabelfernbedienung des Headsets einen Kopfhörer einstöpseln. Nur dann ist die Immersion, also das Eintauchen in virtuelle Welten perfekt, weil man dank 3D-Sound Geräusche von allen Seiten hört.

Das Playstation VR-Headset

Das Headset an sich ist leicht und sieht gut aus. Beim verwendeten Kunststoff wurde wohl angesichts des Preises zu keinem sehr teuren Werkstoff gegriffen, auch sind wir gespannt, ob die Einrastmechanismen und die Einstellungsräder den ständigen Einsatz lange mitmachen.

Sobald man das Headset aber zum ersten Mal aufsetzt, ist alle Kritik vergessen: Über verschiedene Knöpfe am Headset kann man die Brille genau an den eigenen Kopf anpassen, das Headset lässt sich verschieben und neigen, um ein möglichst scharfes Bild zu erhalten. Am Schluss dreht man an einem Rad an der Rückseite des Kopfes, um den Sitz der Brille noch etwas enger und damit sicherer zu machen - Fertig. Playstation VR sitzt sehr angenehm im Gesicht, es fällt leicht, zu vergessen, dass man ein Headset trägt und Ermüdungserscheinungen durch zu viel Gewicht oder unbequemene Sitz scheinen unwahrscheinlich.

Jetzt geht es los: Man richtet das Headset mittels der Software ein, das kann man auch jederzeit durch langen Druck auf den Options-Button des Dualshock-Controllers wiederholen, was sehr praktisch ist, wenn jemand anderes das Headset aufsetzt oder die Konfiguration nicht ganz genau ist.

Das PS VR-Headset
Das PS VR-Headset

Das Drumherum

Nicht-VR-Spiele werden auf dem Headset auf einer riesigen Leinwand dargestellt, das Menü glücklicherweise etwas verkleinert, sodass man den Überblick hat, Spiele hingegen recht groß, sodass man oft den Kopf drehen muss, um den ganzen Screen im Blick zu haben. Dadurch ergibt sich aber auch schon ein erstes "Mittendrin"-Gefühl. Aber das ist natürlich noch gar nichts.

Da das HDMI-Signal durchgeschleift wird, sehen auch alle anderem im Raum das Bild der PS VR auf dem Bildschirm, auch hier kann man die Immersion schon erahnen. Die Auflösung ist allerdings dann oft kein Full-HD mehr, geschweige denn 4K, das würde das System überfordern. Dafür braucht man dann die leistungsstärkere Playstation 4 Pro, die am 10. November für 399 Euro erscheinen soll.

Damit auch jeder gleich loslegen kann, legt Sony eine Demo-Disk bei, außerdem bekommt man Playroom VR. Das ist sozusagen eine Weiterentwicklung von "The Playroom", das der Playstation Kamera beiliegt. Hier wie dort sind nette Spiele auch für mehrere Spieler verbaut, die durchaus einen spaßigen Abend ermöglichen, aber insgesamt recht wenig Gehalt bieten.

Der Gangster in "The London Heist" ist nicht so gut auf uns zu sprechen...
Der Gangster in "The London Heist" ist nicht so gut auf uns zu sprechen...
Haiangriff!!!!
Haiangriff!!!!
Die VR-Katze in "The Playroom VR" sucht die gut getarnten Mäuse.
Die VR-Katze in "The Playroom VR" sucht die gut getarnten Mäuse.
Als VR-Godzilla Städte zerlegen und dann mit Klavieren beworfen werden - was für ein Spaß!
Als VR-Godzilla Städte zerlegen und dann mit Klavieren beworfen werden - was für ein Spaß!
Im Saloon wird ein Verbrecher gesucht, den der VR-Sheriff mit Pömpeln zur Strecke bringt.
Im Saloon wird ein Verbrecher gesucht, den der VR-Sheriff mit Pömpeln zur Strecke bringt.
Bei "Until Dawn: Rush of Blood" geht es auf der Achterbahn deutlich düsterer zu.
Bei "Until Dawn: Rush of Blood" geht es auf der Achterbahn deutlich düsterer zu.

Das VR-Erlebnis

Jetzt geht es los! Wir starten "The Playroom VR". Nett gemacht, rund um uns herum schweben Inseln, auf denen sich die einzelnen Spiele befinden. Wir schauen das entsprechende Spiel an und drücken dann ganz klassisch "X" auf dem Dualshock-Controller, um das Spiel zu starten. Je nach Game werden die Move-Controller unterstützt oder man braucht als Headsetträger auch mal gar keinen Controller, dann können bis zu vier andere mit den Controllern mitspielen.

Im ersten Spiel befinden wir uns als Headsetträger erstmal unter Wasser. Ein klassisches VR-Tauchspiel mit Unterwasserwelten erleben, usw.?) Wir schauen nach unten und sehen einen Comic-Echsenkörper mit Kugelbauch und müssen zum ersten Mal kichern, da bricht lautes Gelächter im Raum aus, wir hören es gedämpft durch die Kopfhörer. Was ist denn da los? Keine Zeit jetzt, wir tauchen auf uns müssen in Godzilla-Manier Häuser mit Headbutts zerstören, während unsere Mitspieler als kleine Roboter vor uns flüchten. Das macht richtig Spaß, wir lachen und rufen unseren Mitspielern etwas zu – wieder Gelächter im Raum, die scheinen ja auch Spaß zu haben.

Wir kommen ans andere Ende der nun völlig verwüsteten Stadt und hier naht die Rache der Roboter: Sie bewerfen uns mit allem, was sie finden: Vom Klavier über Ölfässer bis hier zu Raketen. Wir müssen ausweichen, auch das ein großer Spaß. Wir siegen natürlich, die Roboter flüchten und wir dürfen abschließend das große Monument der Stadt zertrümmern. "Wie cool", sagen wir uns lüften den Kopfhörer, die anderen erzählen kichernd, dass jedes meiner Worte und jeder meiner Lacher als verzerrte Comic-Stimme aus den Lautsprechern zu hören war – stimmt, im Headset ist ja ein Mikrofon eingebaut...

Jetzt aber gleich weiter, noch was anderes ausprobieren. Playstation VR Worlds kostet etwa 40 Euro und bietet 5 Spiele, die alle keinen wahnsinnig großen Umfang haben, aber extrem aufwändig inszeniert sind. Schon das Auswahlmenü ist toll gemacht und dass der Dualshock-Controller vor uns an der richtigen Position schwebt und die Tasten leuchten, wenn man sie drückt, ist ebenfalls ein Wow-Moment.

Unsere Freunde empfehlen uns einen Tauchgang – also doch noch ein klassisches VR-Sujet. Aber was für eines, wir werden in einem Käfig hinuntergelassen, vorbei an leuchtenden Quallen und farbenfrohen Fischen bis zum Wrack eines Atom-Uboots. Und dann kommt der böse Hai und knabbert an unserem Käfig - "Mammiiii!". Wir werden natürlich gerettet, aber das war schonmal aufregend und toll inszeniert, spielerisch aber dünn, eher ein Mittendrin-Film.

"The London Heist" – das klingt gut, nach Gangsterfilm, Knarren und Verfolgungsjagden. Ebenfalls ein Spiel innerhalb von Playstation VR Worlds, das wir ausprobieren. Zunächst mal sitzen wir gefesselt auf einem Stuhl und werden von einem irren Gangster verhört, man kann endlich mal ein wenig nachempfinden, wie man sich in dieser tausendfach aus Filmen und Serien bekannten Szene fühlt. Rückblende – wir sitzen in einer Bar. Vor uns eine Zigarre und ein Feuerzeug, dank Playstation-Move-Controllern können wir damit interagieren, die Zigarre aufnehmen und anzünden. Sogar Rauch können wir ausblasen, dem Mikrofon sei dank. Wir werden zu einem Raub überredet und bevor wir uns versehen, finden wir uns in einem Fluchtwagen, lehnen uns aus dem Fenster und feuern auf die Verfolger. Ein tolles Erlebnis, danach ist uns aber zum ersten Mal ein wenig schummrig.

Motion Sickness ist normalerweise kein Problem, Sony hat extra 120-Hz-Displays verwendet, aber nun brauchen wir dennoch eine kleine Pause. Die wird von Sony alle halbe Stunde empfohlen und tatsächlich muss man vorsichtig sein, dass man die echte Welt über dem ganzen VR-Erlebnis nicht vergisst.

So, Pause vorbei, weiter: "Until Dawn: Rush of Blood" steht auf dem Spielplan. Ohje, eine Horrorachterbahn und wir mittendrin. Glücklicherweise haben wir Knarren und können uns wehren, als Killerclowns und andere Monster auf uns zuspringen. Das Spielprinzip ist nicht neu, aber gut umgesetzt und der Horror, wenn man durch ein riesiges Schweineschlachthaus fährt und blutigen Sägeblättern ausweicht, ist durchaus real.

Weitere tolle Games gibt es für Playstation VR, leider konnten wir an einem Abend nicht alle antesten. Hier einige Beispiele aus dem Launchportfolio, das fast 30 Titel umfasst.

  • "Driveclub VR" ist solides Rennspiel mit guter Grafik und tollem Mittendrin-Gefühl
  • "Rez Infinite" ist ein neuinterpretierter Trance-Tanzspiel-Klassiker, der damals schon Vr vorwegzunehmen schien
  • "Tumble VR", "Thumper" und "SuperHyperCube" sind Rätsel- und Knobelspiele, die fesseln.
  • "Battlezone" ist ein recht schwerer EgoShooter mit langer Kampagne.
  • "EveValkyrie", ein Weltraumspiel, das natürlich durch den "Ich-fliege-wirklich-durchs-All"-Effekt überzeugt.

Kritikpunkte

Wir hatten viel Spaß mit der Playstation VR, einige Kleinigkeiten sind uns aber dennoch negativ aufgefallen: Wie bereits erwähnt, wird das Menü der Playstation oft in geringerer Auflösung auf dem Bildschirm angezeigt, während man Playstation VR nutzt. Hier sollte die Playstation 4 Pro aber Abhilfe schaffen.

Die niedrigere Auflösung als bei HTC Vive oder Oculus Rift ist uns nicht negativ aufgefallen, auch der etwas geringere Sichtbereich störte eigentlich nicht. Allerdings sind auf dem Bildschirm deutlich einzelne, unterschiedlich hell leuchtende Pixel sichtbar. Das wirkt so, als wäre eine Folie vor dem Screen oder als wäre ein heftiges Filmkorn über dem Bild. Es fällt bei einigen Spielen mehr auf, als bei anderen und sobald man in die VR-Welten eingetaucht ist, übersieht man es recht schnell, aber die Körnung ist vorhanden.

Da die Kamera die leuchtenden Flächen an der Playstation VR und den Controllern benötigt, um sie im Raum zu platzieren, ist die Platzierung nur bei sichtbaren Leuchtflächen gut möglich. Vive und Rift setzen hier auf Infrarot-Sensoren, wodurch die Platzierung im Raum deutlich genauer ist.

Fazit

Die Playstation VR ist eindeutig das Mainstream-Pendant zu den etwas nerdigen High-End-VR-Brillen von Oculus und HTC: Günstiger, technisch einfacher und einfach darauf aus, den Nutzern einen spaßigen Abend zu bereiten. Das macht sie wirklich gut, vorallem, weil schon zum Launch Titel bereitstehen, die vom Spielgefühl her wirklich überzeugen und uns mehrmals denken ließen: "Ach, so fühlt es sich an, wenn man...".

Die kleineren Mängel mit dem körnigen Display und dem auf dem TV niedrig aufgelösten Menü der Playstation sind schnell vergessen, wenn man sich in seinem Metallkäfig vor dem Hai versteckt oder als Monster mit Comic-Stimme Häuser per Kopfstoß zerlegt.

Es gibt natürlich Einschränkungen beim VR-Erlebnis, die aber nicht nur Playstation VR betreffen: So sollte man regelmäßige Pausen einlegen und aufpassen, dass man sich nicht zu sehr in den virtuellen Welten verliert. Beim Spielen mit Freunden ist diese Gefahr übrigens geringer, als wenn man alleine spielt. Für kleine Kinder sind VR-Headsets übrigens nicht geeignet, frühestens ab 12 Jahren sollten sie VR nutzen.

Sony hat schon bei der Playstation-Kamera und den Move-Controllern gezeigt, dass man originelle Ideen hat und sie auch umzusetzen weiß. Der Beitrag von anderen Entwicklerstudios war aber quasi nicht vorhanden. Da ist es ein gutes Zeichen, dass mit "Battlefield" und "Eve Valkyrie" schon zum Launch hochwertige Drittanbieter-Titel bereitstehen. Im Nachhinein könnte man Sony natürlich unterstellen, dass sowohl Kamera als auch Move-Controller nur gezielt eingeführte Vorstufen von Playstation VR waren.

Hoffen wir, dass VR nicht verpufft, wie der 3D-Hype in den Kinos oder die Begeisterung für die Bewegungssteuerung der Nintendo Wii. Unser Ersteindruck lässt jedenfalls auf Großes hoffen, Sony hat hier mit seinem massentauglichen VR-Headset und den tollen Spielen definitiv einen Vorsprung.

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Autor: Florian Wimmer, 17.10.2016 (Update: 17.10.2016)