Nvidias Max-Q-Technologie limitiert den Lüfterlärm beim Gaming auf 40 dBA - warum sind unsere Messungen dann lauter?
Die folgende Situation ist uns allen bekannt: Der Hersteller verspricht eine gut 15-stündige Laufzeit, aber der neue Laptop macht nach der Hälfte oder einem Dreiviertel der Zeit schon schlapp. Diese Diskrepanz kann man im Prinzip auf zwei Ursachen zurückführen: erstens auf unterschiedliche Testbedingungen und zweitens auf die Verwendungszenarios, die sich beim Hersteller und beim Endnutzer oftmals unterscheiden. Hersteller wie Lenovo und HP verlassen sich oft auf MobileMark als Standard bei der Laufzeiterhebung - und dieser Test unterschätzt häufig, wie sehr die User dann letztendlich ihre Notebooks belasten.
Obiges scheint auch für Nvidias neue Max-Q-Serie zu gelten. Der Chiphersteller gibt nämlich an, dass er es sich zum Ziel gesetzt hätte, bei "typischer Gaminglast" den Lärmpegel auf "40 dB oder darunter" zu reduzieren. Leider hat Nvidia aber vernachlässigt, die genauen Testkriterien zu veröffentlichen, mittels derer sich diese Behauptung auch validieren lässt. Tom's Hardware tappt auch im Dunkeln (Artikel auf Englisch), wenn es darum geht, was für eine Prozessorauslastung oder welches Game Nvidia verwendet, um "typisches Gaming" zu simulieren. Was Nvidia bis jetzt öffentlich bekanntgegeben hat, beschränkt sich auf die Aussage, dass die Lautstärkenmessung "25 cm über dem Laptop" in einem Halbfreifeldraum gemäß ISO 7779-Standard stattfindet. Da es aber an Detailinformationen mangelt, wie schon erwähnt, können wir die "40 dB oder darunter"-Aussage nicht wirklich nachvollziehen oder überprüfen. Wir sollen hier wohl Nvidia - ähnlich wie es von den Kunden bei den Laptop-Akkulaufzeiten auch erwartet wird - einfach blind vertrauen.
Da Nvidia die genauen Testmethoden geheim hält, unter denen die "maximal 40 dB" erreicht werden sollen, verschärfen sich die potentiellen Unterschiede zwischen Hersteller- und Endnutzerbedingungen noch weiter. Die diversen Gerätehersteller können ja unmöglich auf alle Eventualitäten im Endnutzerbereich vorbereitet sein und müssen sich deshalb - wie Nvidia ja auch - auf Schätzwerte verlassen, wenn es um die CPU- und GPU-Auslastung bei verschiedenen Titeln geht. Aus diesem Grund kann auch nicht garantiert werden, dass ein Max-Q-Notebook wirklich die 40-dB-Grenze einhalten kann, weil selbiges von vielen Faktoren abhängig ist: wie weit sitzt der User vom Notebook weg, welches Spiel wird gezockt und wie lange, wie steht es mit der Umgebungstemperatur, welche CPU ist eingebaut, werden FPS-Limiter eingesetzt und so weiter und so fort.
Unser Ziel ist nicht, Nvidias 40-dB-Aussage zu diskreditieren - wir messen einfach weiterhin den Lüfterlärm mit unseren eigenen Instrumenten. Wir haben diese Messungen jetzt schon bei einigen Max-Q-Notebooks durchgeführt und obwohl sich unsere Testmethode natürlich nicht mit Nvidias vergleichen lässt, ergibt sich hier, dass ein Max-Q-Notebook ohne weiteres auch lauter als 40 dBA sein kann. Das Drehzahlspektrum der Lüfter kann bei hundertprozentiger Auslastung (Prime95 + FurMark) überraschend groß sein und einige Testlaptops haben sogar die 50-dBA-Grenze überschritten, was angesichts der logarithmischen dBA-Skala wirklich einen gewaltigen Pegelzuwachs darstellt.
Diese Resultate sind nicht zu verwunderlich, wenn man in Nvidias 40-dB-Richtlinien genauer hineinliest. "Maximal 40 dB" trifft nämlich nur bei "typischer Gaming-Last" zu, was dann bedeutet, dass die Lüfter bei größerer Belastung durchaus auch einmal schneller laufen dürfen. Sollten die Anforderungen eines Games also Nvidias geheimnisvolle "typische Gaming-Last" übertreffen, dann kann es beim Spielen auch um einiges lauter zugehen.
Notebook | GPU | Lüfter-Lautstärkenpegel bei Witcher 3 (dBA) | Lüfter-Lautstärkenpegel bei Prime95+FurMark (dBA) |
Acer Predator Triton 700 | GTX 1080 Max-Q | 43.0 | 48.0 |
Alienware 15 R3 | GTX 1080 Max-Q | 48.0 | 50.0 |
Asus Zephyrus GX501VS | GTX 1070 Max-Q | 41.7 | 48.8 |
Asus Zephyrus GX501VI | GTX 1080 Max-Q | 42.0 | 46.0 |
Dell Inspiron 15 7577 | GTX 1060 Max-Q | 39.5 | 46.5 |
Eurocom Q5 | GTX 1070 Max-Q | 50.2 | 54.2 |
Gigabyte Aero 15X | GTX 1070 Max-Q | 44.0 | 52.0 |
HP Omen 15 | GTX 1060 Max-Q | 42.0 | 50.0 |
MSI WS63VR | Quadro P4000 Max-Q | 38.4 | 43.5 |
MSI GS73VR 7RG | GTX 1070 Max-Q | 45.8 | 45.8 |
Laut unserer Testkriterien ("Wie wir testen") stellen wir die Belastung beim Spielen mit Witcher 3 fest. Die Lüfter-Lärmpegel diverser Geräte finden Sie in der obigen Tabelle. Einige der Max-Q-Testprobanden kommen der 40-dBA-Grenze sehr nahe, während ein paar weit darüber hinausschießen. Die problematischen Notebooks sind unter anderem das Gigabyte Aero 15X, das Dell Alienware 15, und das MSI GS73VR 7RG mit jeweils 44 dBA, 48 dBA, und 45,8 dBA bei Witcher 3 - über zwei- bis dreimal so laut wie ein Notebook mit nur 40 dBA. Wir gehen davon aus, dass jene Geräte die unseren Messungen zufolge die 40-dB-Marke knapp überschreiten den Nvidia-Kriterien entsprechen (unterschiedlicher Messaufbau).
Wir nehmen natürlich an, dass Nvidias Testmethoden darauf ausgelegt sind, Gaming-Bedingungen so wirklichkeitsgetreu wie möglich zu simulieren, um damit relevante Daten für den Endbenutzer erfassen zu können. Sobald wir aber dann Nvidias Ergebnisse mit unseren Witcher-3-Testergebnissen vergleichen, können wir den deutlichen Unterschied von 40 dBA auf 45+ dBA bei manchen Max-Q-Notebooks nicht so einfach ignorieren. Sind unsere Witcher-3-Testbedingungen anspruchsvoller als Nvidias geheime Testbedingungen? Verwendet Nvidia einen Titel, der die Hardware nicht ganz so stark belastet? Unsere Tests finden natürlich nicht in einem Halbfreifeldraum statt, aber nichtsdestotrotz ist es schwierig genau zu eruieren, wo denn die Unterschiede wirklich liegen und was sich dann im Endeffekt über Nvidias Prozeduren aussagen lässt.
Als Kernaussage bleibt dann, dass man die angegebenen 40 dBA nicht als Obergrenze ansehen darf, wenn es um die Lärmentwicklung eines Max-Q-Notebooks geht, sondern eher als einen Mittelwert, der von verschiedenen Faktoren und den Games selbst stark abhängig ist. Die Max-Q-Lüfterlautstärke kann und wird sich bei verschiedenen Herstellern je nach Onscreen-Last unterscheiden - aber das ist ja bei normalen Gaming Notebooks auch der Fall.