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Nutzlos oder wirksam: Können UV-LEDs vor Viren und Krankheiten schützen?

Sunuv S2, Bild: Sunuv
Sunuv S2, Bild: Sunuv
Nicht zuletzt in sozialen Netzwerken und auch im privaten Umfeld wurden wir mehrfach auf sogenannte UV-Sterilisatoren aufmerksam gemacht, die auf Basis von Licht auch kleine Geräte wie Smartphones und Kopfhörer desinfizieren sollen. Wir haben uns über die potentielle Wirksamkeit schlau gemacht.

Von Viren und Smartphones

Aufgrund der aktuellen Lage in Bezug auf COVID-19 herrscht in der Bevölkerung nicht nur Verunsicherung, sondern auch Hilfsbereitschaft und ein Interesse an Schutzmöglichkeiten. Dabei ist die Idee, auch Geräte wie Smartphones zu desinfizieren durchaus gut - so überleben auf Smartphones potentiell zahlreiche Bakterien. Judy Guzman-Cottrill von der Oregon Health& Science University zufolge etwa auch pathogene Arten der Gattung Staphylococcus.

Smartphones und auch Uhren und Smartwatches und bestimmten Schmuck würden wir dabei auch ein erhebliches Potential als Zonenbrecher unterstellen: So dürften sich sensibilisierte Personen beim Betreten der eigenen Wohnung sehr wahrscheinlich die Hände waschen - sich diese möglicherweise aber gleich wieder am Handy kontaminieren, welches nach dem Einsteigen in die S-Bahn und der Bedienung des Fahrkartenautomaten natürlich ohne Händedesinfektion bedient wurde.

Während die Desinfektion von Handys etwa mit einem entsprechenden Desinfektionsmittel auch aufgrund der potentiellen Geruchsbelästigung und nicht zuletzt dem Verbrauch von aktuell durchaus knappen Desinfektionsflüssigkeiten zwar durchaus möglich, aber eher umständlich ist, versprechend Hersteller von Sterilisatoren eine schnelle Desinfektion mittels UV-Licht. 

UV-Strahlung: Mehr als nur Sonnenbrand

Eine Sicherheitswerkbank
Eine Sicherheitswerkbank

Grundsätzlich gilt: UV-Licht ist zur Desinfektion wirksam, erprobt und etabliert. Dem Autor dieser Zeilen ist das Verfahren auch und insbesondere durch Sterilwerkbänke bekannt, welche üblicherweise nach der Arbeit eine definiertes Zeitintervall mit UV-Licht bestrahlt werden. Die energiereiche Strahlung wirkt dabei direkt auf die DNA - das Erbgut - und inaktiviert die Zelle. Der Krankheitserregers kann sich dann nicht mehr reproduzieren.

Der große Vorteil des Verfahrens: UV-Desinfektion ist schnell, kann nebenbei erfolgen und funktioniert auf physikalischem Wege, stabile Resistenzen einzelner Mikroorganismen wie etwa gegen Antibiotika sind so nicht denkbar. Im Gegensatz zu anderen Desinfektionsarten wird der zu desinfizierende Gegenstand vergleichsweise milden Belastungen ausgesetzt. Im wissenschaftlichen oder medizinischen Bereich werden Anlagen zur UV-Desinfektion übrigens regelmäßig getestet, so verlieren die Lampen durchaus an Leistung.

Produkte für den Heimgebrauch

Kritische Punkte bei einer Desinfektion mittels UV-Strahlung (Auswahl)
Kritische Punkte bei einer Desinfektion mittels UV-Strahlung (Auswahl)

Wir haben uns die Produktdaten einiger im Handel erhältliche Modelle angeschaut und wagen den Versuch einer Einordnung. Dabei basieren die Produkte sinnigerweise nicht auf Quecksilberdampflampen, sondern auf LEDs. Diese emittieren UV-C-Licht, dessen prinzipielle Wirksamkeit außer Frage steht. Die meisten entsprechenden Sterilisatoren sind als kleine Box gefertigt, in der zur desinfizierende Gegenstände eingelegt werden. Uns erscheinen diese Boxen durchaus den ebenfalls angebotenen UV-Handlampen überlegen, da letztere zwar vielfältiger Einsetzbar sind, allerdings die Bestrahlungszeit nicht kontrollierbar ist.

Dem Sunuv S2 (der unseren Recherchen baugleich zum Emmi-Steri UVC LED sein dürfte) liegt eine Halterung bei, die sich unter dem Einfluss von UV-Strahlung reversibel verfärbt. Ansonsten können Nutzer die Wirksamkeit der Desinfektion nicht prüfen. Da das konkrete Produkt nur an einer Seite mit LEDs ausgestattet ist, wäre eine wiederholte Desinfektion der Rückseite etwa eines Smartphones anzuraten. Ob die voreingestellte, drei Minuten dauernde Behandlung auch unter Beachtung eines ausreichenden Sicherheitspuffers und einer nachlassenden LED-Leistung ausreicht, können wir nicht verifizieren. 

Die Beschaffenheit des zu desinfizierende Objekts hat potentiell übrigens auch einen Einfluss auf die Wirksamkeit des Vorgangs. Ein gutes Beispiel bietet hierbei das Smartphone eines Kollegen aus der Redaktion. So stellen nicht nur der Spalt in zwischen Handy und Schutzhülle und die beiden flexiblen Knöpfe (1.) schwierig zu desinfizierende Oberflächen dar, so ist auch unklar, ob das angebrachte Schutzglas UV-C mit seiner geringeren Eindringtiefe auch auf das eigentliche Display durchlässt (2.). Ob das Innere von Lautsprechern und dem USB-Port auch adäquat erfasst wird, ist ebenfalls ungewiss.

Fazit

Sunuv S2, Bild: Sunuv
Sunuv S2, Bild: Sunuv

Unterm Strich raten wir nicht von solchen Sterilisatoren ab, warnen aber vor einer falschen und trügerischen Sicherheit, welche durch jede eigentlich produktive Maßnahme entstehen kann. In Bezug auf COVID-19 scheint der Hauptübertragungsweg aktuellen Informationen zufolge die Tröpfeninfektion und nicht die Infektion über kontaminierte Oberfläche zu sein, wodurch die Desinfektion des Smartphones zumindest in Bezug auf die aktuelle Lage nicht von primärer Bedeutung sein dürfte. 

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Autor: Redaktion, 17.03.2020 (Update: 18.03.2020)