Neue Virtual-Reality-Therapie hilft Messies zurück ins Leben
Eine neue Studie der Stanford University empfiehlt den Einsatz von Virtual-Reality-Brillen für Menschen, die Schwierigkeiten haben, Müll zu entsorgen - denn die VR-Brillen können dabei helfen, das Wegwerfen zu trainieren. Menschen, die unter dem Vermüllungssyndrom leiden, haben große Schwierigkeiten, sich von Gegenständen zu trennen, selbst wenn diese die eigene Wohnung bis zur Unbewohnbarkeit versperren, da sie den Wert und Nutzen von Gegenständen nur schwer einschätzen können.
Selbst wenn das persönliche Unbehagen so groß wird, dass sich die Betroffenen in ihren eigenen vier Wänden äußerst unwohl fühlen, sind sie ohne Hilfe meist nicht in der Lage, sich von den angesammelten Bergen unnötiger Utensilien zu trennen. Vor allem die fehlende Einschätzung dessen, was wertvoll und was wertlos sein könnte, führt zu einer Art innerer Lähmung, die eine Entsorgung verhindert.
Eine mögliche Müllbeseitigung ist oft mit so viel Anspannung und Stress verbunden, dass jeder Versuch schon im Vorfeld scheitert. Das häusliche Chaos, die Entscheidungsunfähigkeit und die innere Zerrissenheit können zu einer Überforderung führen, die wiederum psychosomatische Krankheitsbilder auslösen kann.
Nicht selten leiden auch die sozialen Beziehungen von Menschen mit Messie-Syndrom, da sich manche aus Scham über die häusliche Unordnung und mögliche Geruchsbelästigungen von anderen Menschen isolieren. Die Ursachen für die Erkrankung können sehr vielfältig und individuell verschieden sein. Reality-Shows wie „Das Messie Team“ können die Angst der Erkrankten vor einer Verurteilung noch verstärken.
Training in individualisierter VR-Simulation
Die im Journal of Psychiatric Research veröffentlichte Studie beschreibt die Entwicklung von neun Personen, bei denen die Zwangsspektrumstörung (oft auch Komorbidität zu anderen psychischen Leidensbildern) diagnostiziert wurde. Nach einer mehrwöchigen Online-Gruppentherapie nahmen die Teilnehmer Videos von ausgewählten Gegenständen und den am stärksten zugestellten Räumen ihrer Wohnung auf, die anschließend in VR gerendert wurden.
Es folgte eine Trainingsphase, in der in den simulierten Räumen etwa das Wegwerfen oder Verschenken von Gegenständen geübt wurde. Was in der Simulation erlernt wurde, sollte dann in deutlich abgeschwächter Form in der realen Welt umgesetzt werden. Die Forscher erklärten, dass VR ein ergänzendes Werkzeug in der Therapie sein könnte, wenn es in einem professionell betreuten Umfeld eingesetzt wird, zum Beispiel von Psychologen.
Carolyn Rodriguez, Professorin für Psychiatrie und Verhaltenswissenschaften an der Stanford University und Leiterin der Studie, beschreibt die Bewegung in einer VR-Umgebung als „eine Art Sprungbrett“, das helfen kann, die ersten Hindernisse zu überwinden:
Die Menschen neigen dazu, viele Vorurteile gegenüber der Hortungsstörung zu haben und sie eher als persönliche Einschränkung denn als neurobiologisches Phänomen zu betrachten. Wir wollen einfach bekannt machen, dass es Hoffnung und Behandlung für Menschen gibt, die darunter leiden. Sie müssen nicht allein sein.
Quelle(n)
Futurism | Aerzteblatt | Symbolbild: Bing AI