NBC vor Ort: Besuch bei Schenker Notebooks in Leipzig
Irgendwo in der Leipziger Innenstadt: Wir sind zu Besuch bei der tronic5 Schenker Notebook GmbH, um den Mitarbeitern des mittelständischen Unternehmens einen Tag lang über die Schultern zu schauen.
In seiner mittlerweile 10-jährigen Firmengeschichte hat sich Schenker speziell unter Spielern einen respektablen Ruf erarbeitet und sich im High-End-Sektor zu einem der europäischen Marktführer unter den Barebone-Anbietern aufgeschwungen. Neben der Consumer-Serie XMG umfasst die Produktpalette auch Business- und Einstiegsgeräte, die nach eigenen Vorstellungen konfiguriert werden können.
Grund genug für uns, einmal einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und die Entstehung eines Gaming-Boliden von der Bestellung bis hin zur Auslieferung mit einer kurzen Bildergeschichte zu begleiten.
Wir erweitern unser Team und suchen Gaming-Enthusiasten sowie Unterstützung für unsere Video-Produktion.
Details
Auftragsannahme und Bearbeitung
In einem unscheinbaren Altbau versteckt sich einer der insgesamt 3 Standorte in Leipzig. Die hier ansässige Belegschaft kümmert sich vor allem um Service- und Verwaltungstätigkeiten: Interessenten, die bezüglich der Auswahl einzelner Komponenten oder zu anderen Themen noch Fragen loswerden wollen, können sich per Telefon oder Mail beraten lassen. Für die Bestellung nutzt das Gros der Kunden jedoch den Online-Shop von Schenker, hier gehen etwa 60 Prozent aller Aufträge ein.
Als weiteres wichtiges Standbein konzentriert sich das Unternehmen auf den sogenannten indirekten Vertrieb. Dieser umfasst vorkonfigurierte Modelle für große Onlineshops wie Amazon, aber auch die Belieferung kleinerer Barebone-Anbieter, für die der Aufbau einer eigenen Zuliefererkette nicht lohnen würde.
Ist eine Bestellung bei Schenker eingegangen und bearbeitet, wird der Auftrag elektronisch an die Produktion in einem Industriegebiet am Stadtrand weitergeleitet. Auf einem Protokollausdruck ist die genaue Wunschkonfiguration des Kunden aufgeführt, die nun zusammengestellt werden soll.
Dies beginnt mit dem dafür benötigten Barebone, welches derzeit meist von Clevo, einem großen chinesischen ODM (Original Design Manufacturer, d.h. Auftragsfertiger), stammt. Bei einem Barebone handelt es sich um ein Leergehäuse, welches lediglich bereits einige wenige Kernkomponenten wie das Mainboard beinhaltet. Clevo hat sich insbesondere auf dieses Segment spezialisiert und beliefert, zum Teil über zwischengeschaltete Distributoren, auch andere Hersteller wie HawkForce oder Eurocom.
Zusammenbau
Hinter sorgfältig verschlossenen Türen versteckt sich die "Schatzkammer" des Unternehmens: Stapelweise warten hier aktuelle Prozessoren, Arbeitsspeicher, MXM-Grafikmodule und SSDs auf ihren Einsatz. Die Modularität eines Barebones erlaubt im Rahmen der zugrundeliegenen Plattform sowie der Kühlungskapazitäten eine überwältigende Vielfalt möglicher Zusammenstellungen, die bei einem vorkonfigurierten Notebook aus dem Handel in dieser Form kaum möglich sind.
Anhand der konkreten Bestellung sucht nun ein Mitarbeiter die dafür erforderlichen Komponenten heraus. Zusammen mit dem Gehäuse kommen diese in die nächste Abteilung, wo die Assemblierung erfolgt.
Mit geübten Handgriffen und dem notwendigen Geschick werden alle Teile zusammengesetzt, was abhängig von Modell und Konfiguration bereits nach etwa 10 Minuten erledigt ist - bei aufwändigen Systemen mit SLI und mehreren HDDs kann sich diese Zeit allerdings auch schnell verdoppeln. Sorgfalt ist dabei das oberste Gebot: Der Preis eines voll ausgestatteten High-End-Gerätes kann leicht mehrere tausend Euro betragen, entsprechend kostspielig wären mögliche Beschädigungen.
Tests und Konfiguration
Jedes Gerät, welches an einen Kunden ausgeliefert werden soll, muss zunächst einen Hardware-Stresstest über sich ergehen lassen - und diesen natürlich auch bestehen. Bei Schenker kommt dafür das Programm MemTest zu Einsatz, welches insbesondere den Arbeitsspeicher, aber auch die CPU stark fordert und damit auf Fehler und Stabilität überprüft. Bei ungewöhnlichen Konfigurationen wird zusätzlich auf die Anwendung toolstar zurückgegriffen, welche noch ausführlichere Analysemöglichkeiten bietet. Zur Verifizierung der ordnungsgemäßen Funktion und Multi-GPU-Skalierung von SLI- oder Crossfire-Systemen dienen die klassischen Benchmarks der 3DMark-Reihe.
Nach Abschluss dieser Tests erfolgt, sofern bestellt, die Installation von Windows inklusive der dazugehörigen Treiber. Dank schneller GBit-LAN-Verbindung sind die dafür benötigten Daten innerhalb weniger Minuten von einem Server kopiert und die Konfiguration auf einen sauberen Auslieferungszustand abgeschlossen.
All diese Vorgänge werden im Fertigungspapier festgehalten, welches auch den genauen Abgleich der verbauten Komponenten mit dem Kundenwunsch erlaubt.
Vorbereitung für den Versand
Nun fehlen nur noch Kleinigkeiten, bis das Notebook vollständig fertig ist und zum Versand an den Auftraggeber gehen kann. Nach der Befreiung von allen Staubkörnern und Fingerabdrücken - mit Handschuhen wäre die Fertigung deutlich schwieriger - erfolgt noch das Bekleben der Rückseite mit dem Modelllogo. Jetzt ab in die Verpackung und warten auf den Paketdienst!
Seit Eingang der Bestellung sind bis zu diesem Schritt etwa 3 bis 4 Stunden vergangen. In der Regel verlängert sich dies in der Praxis aufgrund von Wartezeiten (Zahlungseingang, Verfügbarkeit einzelner Komponenten) auf durchschnittlich 2 bis 3 Werktage. Zu Zeiten besonders hoher Nachfrage, beispielsweise durch das Weihnachtsgeschäft oder die Vorstellung eines neuen Produktes, muss allerdings auch mit längeren Lieferfristen gerechnet werden. Mehr als circa 150 individuell konfigurierte Notebooks können derzeit pro Tag nicht gefertigt werden.
Fazit
Massenware ist out: Wer ein wirklich individuell auf seine Bedürfnisse abgestimmtes Notebook sucht, kann sich bei einem Barebone-Anbieter sein Traumgerät nach eigenen Vorstellungen zusammenstellen lassen. Dies mag im Einzelfall zwar etwas teurer als bei einem Großserienhersteller aus Fernost sein - doch kann sich der Käufer im Gegenzug darüber freuen, keinen Euro für unnütze und gar nicht benötigte Komponenten investiert zu haben.
Es waren interessante Einblicke, die wir innerhalb weniger Stunden bei Schenker sammeln konnten, weshalb wir uns nochmals herzlich für diese Gelegenheit bedanken möchten. Wir hoffen, auch unseren Lesern einen lebhaften Eindruck vermittelt zu haben - wenngleich der massenhafte Anblick aktueller High-End-Hardware wohl bei so manchem ein sehnsüchtiges "Habenwollen"-Gefühl ausgelöst haben dürften.