Musks Umbau von Twitter zur X-App schreitet voran - Wer liefert die Everything-App von morgen?
Im April diesen Jahres sorgte Elon Musk mit der Umbenennung von Twitter Inc. in X Corp für Diskussionsstoff. Mit zahlreichen Tweets heizte Musk die Gerüchteküche hinsichtlich der Zukunft von Twitter an. Schnell war von der Super- oder Everything-App aka X-App die Rede, sprich einer zukünftigen Plattform, die eine Vielzahl, oder, wenn man so will, alle bekannten Online Services vereint. Beispiele mit ähnlichem Ansatz dafür gibt es bereits, etwa WeChat oder Line, die sich allerdings auf Teile Asiens konzentrieren. Im Vergleich zu Twitter bieten diese eine erheblich größere Bandbreite an Leistungen an: Von der Beantragung eines Visums, über die Bestellung von Lebensmittel bis hin zu bekannten Kommunikationsdiensten.
Geht es nach den Visionen von Musk, könnte seine X-App weit über den bekannten Umfang bestehender Lösungen hinausgehen. In seinen Tweets fordert er wiederholt Transparenz bei der Informationsbereitstellung und spricht auch klar das herannahende Problem von AI-generierten Inhalten an, die nicht mehr als solche erkennbar wären. Auch denkt er dabei eine Art Bewertung der Informationsbereitsteller durch User (“credibility score”) an.
The least bad solution to the AGI control problem that I can think of is to give every verified human a vote
— Elon Musk (@elonmusk) April 22, 2023
Or maybe just X https://t.co/5nCtYbrPfN
— Elon Musk (@elonmusk) April 24, 2023
Bereits 2018, lange vor der Übernahme von Twitter, teilte Musk per Tweet Gedanken hinsichtlich einer Plattform, die eine Bewertung des Wahrheitsgehalts von Inhalten und der Glaubwürdigkeit ihrer Ersteller ermöglicht. Hier zwingt sich also die Frage auf, ob die Akquise von Twitter lediglich Mittel zum Zweck war, mit dem Ziel, rasch ein fertiges Fundament für eine Everything-App zu erlangen und mit dieser im Anschluss entsprechende Schritte zu setzen. Auch der Kaufpreis von unfassbaren 44 Milliarden USD legt den Verdacht nahe, dass es hier um weit mehr ging als den bloßen Erwerb eines Kurznachrichtendienstes.
Neben Musk erkannten aber auch andere die sich anbahnende Problematik von intransparenten Informationen mit fragwürdigem Wahrheitsgehalt, möglicherweise sogar AI-generiert. So etwa die Plattform trustedd.com, die in ihren Grundzügen ebenso 2018 ins Leben gerufen wurde und vor rund 2 Wochen ihren offiziellen Launch bekannt gab. Trustedd.com versteht sich, ganz ähnlich den Visionen Musks, als zentrale Plattform für von der Community angebotene Informationen und Dienstleistungen. Kernelement von trustedd ist ein Community-basiertes Bewertungssystem, der so genannte trustedd score. Entgegen bekannten Lösungen findet hier allerdings eine Gewichtung statt: Wer mehr Engagement auf der Plattform zeigt oder sich nachweislich als Experte qualifiziert, hat mehr Einfluss auf die Bewertung von Produkten und Dienstleistungen. Damit soll eine faire Bewertung gewährleistet werden.
Indes scheint auch der Umbau von Twitter zur X-App voranzuschreiten. Erst kürzlich launchte Twitter die Verschlüsselung von Nachrichten zwischen verifizierten Nutzern. Auch die Integration von Voice- und Videocalls soll lt. Musk in absehbarer Zeit implementiert werden. Ebenso das Ausrollen von Features, die es den Erstellern von Inhalten ermöglicht, diese zu monetarisieren, darf als eindeutiger Hinweis in Richtung Everything-App, in diesem Fall als Marktplatz für Dienstleistungen, verstanden werden.
In a few weeks, X/Twitter will start paying creators for ads served in their replies. First block payment totals $5M.
— Elon Musk (@elonmusk) June 9, 2023
Note, the creator must be verified and only ads served to verified users count.