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JBL: Musik hören und gleichzeitig Auracast empfangen? Erstmal ist dies nicht machbar

Der Tour One M3 mit Auracast-fähiger Steuereinheit. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Der Tour One M3 mit Auracast-fähiger Steuereinheit. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
In London hat Notebookcheck.com mit JBL über die Zukunft von Auracast gesprochen sowie die Schwierigkeit, dies in große Kopfhörer zu integrieren. Schlechte Nachrichten gibt es für alle, die auf einen parallelen Auracast-Betrieb zur eigentlichen Bluetooth-Audio-Verbindung hoffen.

Auracast ist für JBL von besonderer Bedeutung, das sagte Jurjen Amsterdam, Chef für das Harman-Marketing in EMEA, im Rahmen der Vorstellung der Bluetooth Lautsprecher Flip 7 und Charge 6 in London. Das geht soweit, dass ab sofort jedes neue Produkt mit Bluetooth auch die optionale Auracast-Unterstützung bekommt. In manchen Fällen will JBL außerdem zumindest versuchen, Auracast nachzurüsten. Dazu gehört laut Amsterdam interessanterweise die schon einige Jahre alte Partybox 710. Eine Garantie ist das jedoch nicht. Amsterdam formulierte die Absichtserklärung eher vorsichtig.


Für JBLs eigene Pläne sieht das Unternehmen Auracast als eine Art Mini-Wifi zur Verbreitung von Musik. Daher unterstützt das Unternehmen etwa im Kopfhörer Tour One M3 und den anderen Geräten nicht nur den einfachen Auracast-Modus (Standard Quality, LC3), der etwa für die Hörgeräteindustrie wichtig ist, sondern auch den für Musik gedachten High-Quality-Modus, der bei Auracast optional ist.


Der Tour One M3 ist gleichzeitig der erste große Kopfhörer mit Auracast von JBL. Während kleine Ohrstöpsel auch von der Konkurrenz längst mit Auracast auf dem Markt sind, fehlt es bei den großen Modellen noch an Auswahl.


Technisch gibt es dafür eigentlich meinen Grund, wie die Bluetooth SIG Notebookcheck.com bereits auf der vergangenen CES sagte. Darauf angesprochen entgegnete Amsterdam aber, dass die Entwicklungszeit großer Kopfhörer typischerweise sehr viel länger ist. Kleine Ohrstöpsel werden in rund sechs Monaten entwickelt.  


Bei einem Kopfhörer wie dem Tour One M3 dauert das hingegen 15 Monate, so Amsterdam.


Das Problem ist aber durchaus hausgemacht, denn für die großen Modelle 

nimmt sich das Unternehmen vor, ein großes Featureset umzusetzen. Das gilt etwa auch für die Auracast-Unterstützung. Der Tour One M3 hat dafür ein kleines Gerät, das sowohl als Sender, also Broadcaster, als auch zur Auswahl des Empfangs von Auracast-Sendern steuert – unabhängig von der Unterstützung eines Betriebsystems.


Ob iOS, Windows oder Android: Durch das kleine Steuergerät mit Touchscreen ist dem Tour One M3 egal, ob das Betriebssystem damit umgehen kann. Die Bedienung auf dem kleinen Display ist aber durchaus gewöhnungsbedürftig, wie wir feststellten. Auf einem Smartphone hat man schlicht mehr Platz.


Auf Nachfrage sagte JBL, dass man sich eine herstellerübergreifende Integration ohne App durchaus wünschen würde. JBL hat kein Interesse daran, seinen Markt für Auracast abzuschotten. Das ist aber offensichtlich Aufgabe der Betriebssysteme. Interessanterweise gilt das auch für den Mutterkonzern Samsung. JBL-Kopfhörer brauchen selbst in Samsungs mobilem Betriebssystem die eigene App. 


Damit ist JBL und auch andere, die mit einer eigenen App arbeiten, wie etwa Sennheiser, deutlich weiter als Samsung selbst. Die Ohrstöpsel der Koreaner sind für die Auracast-Nutzung noch sehr viel stärker auf eigene Geräte eingeschränkt. Dazu macht Samsung nicht mal Werbung für die Unterstützung des Standards. Für JBL ist es hingegen ein Verkaufsargument.

Musik und Auracast? Geht erstmal nicht.

Während der Veranstaltung nutzte JBL übrigens Auracast in der Praxis. Einer der Tour One M3 diente als Auracast-Sender während für eine Präsentation ein gutes Dutzend Tour One M3 auf dessen Auracast ID aufgeschaltet wurden. Demonstriert wurde sowohl ein Vortrag als auch das Abspielen von Musik, ohne dass es Probleme gab.


Das ist technisch nichts Neues, sieht man davon ab, dass es mit einem großen Kopfhörer funktioniert. Denn mit seinen Bluetooth-Lautsprechern macht JBL das längst in der Praxis für das Koppeln mehrerer Lautsprecher. Ein Verfahren, das jüngst auch LG für seine Lautsprecher umsetzte.

Wie das technisch funktioniert, konnte JBL auf Nachfrage nicht sagen, schließlich gibt es keinen Auswahlbildschirm für Auracast-IDs. Wir vermuten, dass die Lautsprecher schlicht nach einer speziellen Zeichenkette oder ID suchen, sobald der Auracast-Knopf gedrückt wurde. Sollte dem so sein, dürfte ein Mixen von unterschiedlichen Herstellern machbar sein, etwa wenn ein Smartphone als Auracast-Sender dient. 

Während der Tour One M3 Präsentation haben wir zudem gefragt, ob es möglich ist zum einen seine eigene Musik zu hören, aber gleichzeitig etwa Bahnhofsansagen am Bahnsteig per Auracast zu lauschen. Seitens der Bluetooth SIG hatten wir gehört, dass dies technisch möglich ist. Uns ist allerdings keine Umsetzung bekannt.


Das bestätigte auch JBL. Das Problem liegt jedoch beim Mixen. Ein JBL-Vertreter äußerte sich dahingehend, dass dies ein komplexes Problem sei. Ihm war anzumerken, dass man sich intern darüber schon Gedanken gemacht hatte. Er vermied es aber, konkrete Pläne zu nennen. Ob so ein praktisches und erstaunlicherweise fehlendes Feature kommen wird? Auch auf mehrfache Nachfrage, wollte sich JBL nicht konkret äußern. Das ist derzeit also noch völlig unklar.

Transparenz

Der Autor hat Informationen zu diesem Artikel im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers erhalten. Etwaige Reise- und Unterbringungskosten wurden vollständig oder teilweise vom Hersteller übernommen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die Berichterstattung gab es nicht. Es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.

All diese Einheiten arbeiteten als Auracast-Empfänger. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
All diese Einheiten arbeiteten als Auracast-Empfänger. (Bildquelle: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)

Quelle(n)

JBL

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Autor: Andreas Sebayang, 15.03.2025 (Update: 15.03.2025)