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Mercedes S-Klasse mit der Lizenz zum hochautomatisierten Fahren

Drive Like-a-Boss: Mercedes S-Klasse und EQS laden zum Herumchauffieren mit dem elektronischen Drive Pilot ein - im nächsten Jahr gehts mit der S-Klasse los.
Drive Like-a-Boss: Mercedes S-Klasse und EQS laden zum Herumchauffieren mit dem elektronischen Drive Pilot ein - im nächsten Jahr gehts mit der S-Klasse los.
Die beiden ersten hochautomatisierten Autos, bei denen Fahrer oder Fahrerin die Hände vom Lenkrad nehmen dürfen, kommen nicht vom Branchenmprimus für E-Autos Tesla, sondern von Mercedes. Die Mercedes S-Klasse und der Mercedes EQS dürfen dank dem LiDAR basierten Drive Pilot als erste Autos automatisiert fahren.

Mercedes darf noch vor Tesla zwei seiner Autos autonom automatisiert auf die Straße schicken. Die Streichung musste sein, denn autonom fährt es sich dann im Benz bei allem Enthusiasmus doch noch nicht ganz. Aber immerhin erfüllt die Mercedes S-Klasse und der EQS bereits hochautomatisiertes Fahren gemäß den hierzulande gesetzlichen Anforderungen nach UN-R157 für ein Level-3-System. Dies hat das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) heute, am 9.12.2021 in einer KBA-Pressemitteilung bestätigt.

Demnach erteilte das KBA für Mercdes eine Typgenehmigung für ein automatisches Spurhaltesystem (Automated Lane Keeping System, ALKS) beim automatisierten Fahren für die Mercedes S-Klasse. Die Systemgenehmigung gelte allerdings auch für den EQS, so Mercedes. Wann Kunden mit dem EQS ohne Hände am Steuer unterwegs sein dürfen, verriet Mercedes jedoch nicht. Für die S-Klasse steht der Zeitrahmen: Erste Kunden können noch in der ersten Jahreshälfte 2022 ihre S-Klasse mit Drive Pilot kaufen und "so bei hohem Verkehrsaufkommen oder Stausituationen auf geeigneten Autobahnabschnitten in Deutschland bis 60 km/h hochautomatisiert fahren".

Den Drive Pilot gibt es für die Mercedes S-Klasse als Sonderausstattung. Der Drive Pilot soll den Fahrer entlasten und ermöglicht ihm "Nebentätigkeiten auf dem Zentraldisplay wie beispielsweise Onlineshopping oder im In-Car-Office E-Mails zu bearbeiten", schreibt Mercedes in seiner Ankündung. Fahrer und Fahrerinnen, die während der Autofahrt übers Autodisplay Spiele zocken oder YouTube-Videos abfeiern, werden wir allerdings eher selten sehen. Der Drive Pilot kann zunächst in Deutschland auf 13.191 Autobahnkilometern und damit praktisch dem gesamten Autobahnnetz genutzt werden.

Was macht der Drive Pilot?

Mercedes beschreibt seinen Drive Pilot so: Der Drive Pilot übernimmt auf den freigebenen Autobahnabschnitten und bei hohem Verkehrsaufkommen die Aufgaben des Fahrers zunächst bis zu den gesetzlich erlaubten 60 km/h. Die Bedienelemente für den elektonischen Chauffeur sitzen im Lenkradkranz oberhalb der Daumenmulden rechts und links. Wenn Fahrer oder Fahrerin den Fahrpiloten aktivieren, regelt das Autosystem Geschwindigkeit und Abstand und hält den Benz sicher in der Spur. Der Drive Pilot reagiert auch auf unerwartet auftretende Verkehrssituationen und bewältigt auch Ausweichmanöver innerhalb der Spur oder Bremsmanöver eigenständig.

Das braucht der Drive Pilot zum automatisierten Fahren

Der Drive Pilot benötigt fürs automatisierte Fahren im Mercedes, neben den üblichen Umfeldsensoren des Fahrassistenz-Pakets, einige zusätzliche Sensoren. Dazu gehören LiDAR sowie eine Kamera in der Heckscheibe und Mikrophone zum Erkennen von Blaulicht und anderen Sondersignalen von Einsatzfahrzeugen, sowie ein Nässesensor im Radkasten. Dazu nutzt der Drive Pilot von einer HD-Karte weitere Informationen zu Straßengeometrie, Streckeneigenschaften, Verkehrszeichen sowie besonderen Verkehrsereignissen wie Unfällen oder Baustellen. Lenkung, Bremssystem und Bordnetz sind bei jedem Mercedes mit Drive Pilot redundant ausgelegt, um auch beim Ausfall eines der zum automatisierten Fahren notwendigen Systeme, das Auto manövrierfähig bleibt.

In Gefahrensituationen, in denen Fahrer oder Fahrerin nicht rechtzeitig reagieren, bremst das System den Mercedes durch einen Sicherheitsstopps kontrolliert und mit angemessener Verzögerung bis zum Stillstand. Zugleich werden das Warnblinklicht und im Stand das Mercedes-Benz Notrufsystem aktiviert und die Türen und Fenster entriegelt, um Ersthelfern den Weg in das Fahrzeug zu erleichtern.

Was braucht der Drive Pilot noch?

Neben Kameras, Sensoren und jede Menge Rechenleistung verwendet das Drive-Pilot-System von Mercedes auch ein sehr präzises Positionierungssystem, das "viel leistungsfähiger als übliche GPS-Systeme" ist. Satellitennavigationsdaten werden mit HD-Kartendaten und gleichzeitig erfassten Sensordaten von LiDAR, Kamera, Radar zu Straßengeometrie, Streckeneigenschaften, Landmarken oder Verkehrszeichen rasend schnell abgeglichen. Klar, dass die ganze Rechenpower im Mercedes ein sehr leistungsstarkes Zentralsteuergerät liefert.

Wo darf ich mich mit dem Drive Pilot herumfahren lassen und was darf ich dann währenddessen machen?

Das "wo" ist schnell gesagt: Zunächst darf ich mich Like-a-Boss nur "auf dafür geeigneten Autobahnabschnitten bei hohem Verkehrsaufkommen" herumchauffieren lassen, heißt es bei Mercedes (siehe oben und BMVI). Dann wird Mercedes noch konkreter: "Während der hochautomatisierten Fahrt ermöglicht Drive Pilot dem Fahrer, sich vom Verkehrsgeschehen ab- und bestimmten Nebentätigkeiten zuzuwenden. Zum Beispiel mit den Kollegen via In-Car-Office zu kommunizieren, Mails zu schreiben, im Internet zu surfen oder entspannt einen Film anzuschauen."

Das ergänzt Mercdes noch mit dem Hinweis, dass im Drive-Pilot-Modus auf dem im Fahrzeug integrierten Zentraldisplay auch Anwendungen freigegeben werden, die sonst während der Fahrt gesperrt sind.

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Autor: Alena Matta, 10.12.2021 (Update: 28.01.2022)