Mercedes-Benz: Eigene High-Tech-Recyclingfabrik zum nachhaltigen Batterierecycling startet 2023
Das umweltfreundliche Recycling von Lithium-Ionen-Batterien ist aufwändig. Ein lokales Recycling von Batterien und die Rückführung der Rohstoffe wird von Experten als wichtiger Baustein für eine ökologische Kreislaufwirtschaft angesehen. Laut dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung (ISI) könnte die globale Nachfrage nach Lithium-Ionen-Akkus bis zum Jahr 2030 einer Batteriemenge von etwa 10 Milllionen Tonnen pro Jahr entsprechen.
Mercedes-Benz hat heute bekannt gegeben, dass der Autokonzern mit Blick auf die zukünftig zu recycelnden Lithium-Ionen-Batterien aus Plug-in-Hybrid und Elektrofahrzeugen von Mercedes, seine globale Strategie fürs Batterierecycling erweitert. Hierfür errichtet Mercedes-Benz eine eigene Recyclingfabrik im süddeutschen Kuppenheim. Die Pilotfabrik für das Recycling von Lithium-Ionen-Antriebsbatterien übernimmt die hundertprozentige Mercedes-Benz-Tochter Licular. Die Investitionssumme beziffert Mercedes-Benz auf einen "zweistelligen Millionenbetrag", der in Forschung und Entwicklung sowie den Aufbau der CO2-neutral betriebenen Pilotfabrik fließt.
Für die Konzeptionierung sowie den Aufbau der Recyclinganlagen sei eine Kooperation zwischen Licular und Primobius als Technologiepartner geplant, heißt es dazu von Mercedes-Seite. Primobius ist ein Joint-Venture zwischen dem an der australischen Börse notierten Unternehmen Neometals Ltd. und dem deutschen Anlagenbau- und Technologieunternehmen SMS group. Wissenschaftlich begleitet werden soll das Projekt von den Forschungsinstituten des Karlsruher Instituts für Technologie sowie der Technischen Universitäten Clausthal und Berlin.
Grundlage der neuen Recyclinganlage in Kuppenheim ist laut Mercedes ein "innovatives mechanisch-hydrometallurgische Verfahren", welches "vollständig auf energieintensive sowie materialverbrauchende pyrometallurgische Prozessschritte verzichtet". Die direkte Integration der Hydrometallurgie in das Gesamtkonzept einer Recyclingfabrik stelle dabei europaweit eine Premiere dar, so der Automobilkonzern.
Mercedes will in der Akkurecylingfabrik Kuppenheim ab dem Jahr 2023 durch den mechanisch-hydrometallurgischen Recyclingprozess eine Rückgewinnungsquote von mehr als 96 Prozent erzielen. Zurückgewonnen werden unter anderem Kobalt, Nickel und Lithium. Künftig sei auch die Rückgewinnung von Graphit geplant. Der Aufbau der Recyclinganlage in Kuppenheim soll in zwei Phasen erfolgen. Bis 2023 entsteht zunächst eine Anlage zur mechanischen Zerlegung. Im zweiten Schritt sollen Anlagen zur hydrometallurgischen Aufbereitung der Batteriematerialien in Betrieb gehen.
Die durch die Pilotanlage von Mercedes-Benz zurückgewonnenen Materialien (Jahreskapazität 2.500 Tonnen) werden in den Wertstoffkreislauf zurückgeführt und sollen für die Produktion von mehr als 50.000 Batteriemodulen von neuen Mercedes-EQ-Modellen verwendet werden.