Meinung: Fazit zur Diablo IV Closed Beta - Was ich mochte und was nicht
Im düsteren, erste Teil der Spielreihe habe ich mich durch immer tiefere Stockwerke einer finsteren, geheimnisumwobenen Kathedrale durch Heerscharen an Höllendämonen gekämpft. Bei einer meiner ersten LAN-Sessions habe ich das Spiel im Keller eines Freundes kennen- und lieben gelernt.
Den Nachfolger habe ich gleich am Erscheinungstag gekauft und es ist vermutlich eines der wenn nicht das Spiel, womit ich am längsten Zeit verbracht habe. Dabei gibt es jede Menge noch weitaus größerer Diablo-Nerds, beim Schlüssel-sammeln und Gear-Leveln für Uber-Tristram ist mir dann doch meist die Puste ausgegangen, trotz mehrerer Anläufe, aber so viel Zeit konnte und wollte ich dann doch nicht darin versenken.
Diablo 3 habe ich natürlich auch gleich gekauft, die wahrscheinlich größte Enttäuschung meiner „Spielerkarriere“: Kein Begleiter mehr, kein Skillbaum, sich generisch anfühlende Skills, Auktionshaus, quietschbunte Grafik – die Liste ließe sich wohl noch weiterführen. Schon nach dem ersten Mal Durchspielen hatte ich genug und tatsächlich keine Lust auf eine zweite Runde.
Damit war ich nicht alleine, obwohl sich Diablo 3 über die Jahre und vieler Verbesserungen wohl doch noch zum beliebten Massenphänomen aufgeschwungen hat – mich hatte Blizzard vorerst verloren.
In der geschlossenen Beta von Diablo IV habe ich meiner ehemaligen Lieblingsserie wieder eine Chance gegeben. Diesmal werde ich das Spiel aber nicht mehr ungesehen kaufen, sondern erste Tests abwarten. Einen längeren Abend lang habe ich das Spiel für mich ausprobiert und hier sind die Dinge, die mir gefallen und missfallen haben:
Positiv
1. Die Grafik und die Stimmung sind wieder düsterer geworden. So gehört es sich für ein Spiel über den Kampf gegen den Höllenfürsten.
2. Das Skillsystem scheint endlich wieder anspruchsvoller zu sein als im dritten Teil. Für ein abschließend Urteil reichte die Anzahl der freigespielten Skills aber noch nicht.
3. Blizzard versteht Rendersequenzen noch immer hervorragend zu kreieren. Auch die Ingame-Curszenes sind bis hierhin gelungen.
4. Die Lootspirale greift recht bald wieder und ich habe wieder länger gespielt als ich eigentlich an dem Abend vorhatte.
5. Die Monster erkennt man teils aus den Vorgängern wieder, neu kreiert wirken sie nun aber größer und bedrohlicher.
6. Insgesamt hat mir der Wiedereinstieg durchaus Spaß gemacht.
Weniger gut
1. Dynamische Gebäudetransparenz: Man schaut natürlich wieder von oben auf die eigene Spielfigur hinab, da ist es wichtig, das Hausdächer etc. verschwinden bzw. transparent gemacht werden, damit man etwas sieht. Wenn man vor einer geschlossenen Tür steht, wird natürlich der Blick ins Innere des Raumes versperrt. Dummerweise bleibt das so wenn ich die Tür öffne, die Türbogen werden nicht sofort transparent geschalten, sondern erst wenn ich direkt darunter stehe. Während also mein Charakter bereits in den Raum hineinblicken kann und auch die Gegner mich sehen und anfangen zu beschießen usw. sehe ich genau NICHTS. Ich sehe nicht wer im Raum ist und wer mich beschießt. Das scheint kein Bug zu sein, sondern gewollt, ist aber extrem nervig! Hier sollte unbedingt schon früher auf Transparenz geschaltet werden.
2. Umgebungen und Atmosphäre: Ja, Grafik und Stimmungen sind düsterer und erwachsener geworden. Aber mehr Leichenteile auf dem Boden machen das Spiel zwar düsterer und Erwachsener, aber nicht zwangsläufig besser. Wie Blizzard versucht Atmosphäre zu erzeugen wirkt zuweilen etwas aufgesetzt. Dabei verpassen es die Entwickler das auf etliche Wiederholungen angelegte Spielprinzip wieder mit interessanten Umgebungen und Gegnern zu pflastern. Ich irre anfangs durch die immer gleich verschneiten, wenig memorablen Außenumgebungen, schieße aus Hoffnung auf ein paar Münzen die immer gleichen Bretterverschläge kaputt und hinter jeder dritten Ecke lauern ein paar Gegner. Das bleibt mir kaum im Gedächtnis, interessante Punkte in der Landschaft gibt es kaum, das erste Dorf mit seinen 2 (!) Häusern ist bis zur Cutscene (s. unten) total uninteressant.
Im ersten Teil ist man in den Katakomben einer Kathedrale unterwegs gewesen, aus alten Bücherregalen fielen Folianten mit geheimen Wissen, Kirchenbänke und Weihbrunnen säumten den Weg, hinter jeder Tür, in jedem Raum verbargen sich neue Monster, man wusste oft nicht was sich dahinter verbarg. Am Anfang von Diablo 4 stapfe ich hingegen durch gleich aussehende Landschaften.
3. Atmosphäre bei Story und Gegner: Das setzt sich bei den Story-Gegnern fort: Im Dorf schläfern mich die Bewohner ein und übergeben meinen schlafenden Körper in einer Ingame-Cutscene überraschend an einen gruseligen Folterer. Bevor es spannend wird, wird dieser jedoch von einem Story-Kumpel niedergeknüppelt (immer noch Cutscene) und ich kämpfe stattdessen gegen eine Schar gesichtsloser Dorfbewohner. Hier sollten sich die Entwickler fragen: Wollen die Spieler im 100ten Durchlauf gerne wieder gesichtslose Dorfbewohner metzeln während der grueslig fiese Schlächter einfach niedergeknüppelt wird? Wäre es umgekehrt nicht spannender, ich erinnere an den Butcher aus Teil 1. Sich in der blutigen Scheune gegen den aus der Bewusstlosigkeit erwachenden Schlächter und seine Kumpanen erwehren zu müssen, wäre deutlich spannender und aufregender gewesen.
Schon mit pupsigem Level 2 spielt sich mein Charakter wie selbstverständlich zum Retter und Helden des Dorfes auf und besiegt einen haushohen Dämonen-Endgegner. Hier verpasst es Blizzard dem Spielcharakter eine Entwicklung zu spendieren. Man ist von Anfang an Held statt Heldenanfänger, der sich erst entwickeln muss. Das drückt irgendwie die Spannung und Atmosphäre.
Als alter Diablo-1-und-2-Veteran und Diablo-3-Meider erinnert mich Diablo 4 trotz düsterer Grafik bei den Landschaften und der Atmosphäre anfangs noch zu sehr an den eher ungeliebten Teil. Natürlich habe ich mit einem Abend nur vergleichsweise wenig Zeit im Spiel verbracht, ziemlich sicher wird sich das Spiel bald noch deutlich steigern und die Geschichte an Fahrt aufnehmen. Ich bin gespannt, ob Blizzard im späteren Verlauf noch eine dichtere Atmosphäre und abwechslungsreichere Umgebungen erschafft. Ich werde es mir auf jeden Fall anschauen. Aber nicht gleich in einer Kaufversion, sondern vorerst in Tests oder YouTube-Videos, denn für Ersteres begeistert mich meine Anspielsession noch nicht genug.