Meinung | 2018 wird das Jahr der Entscheidung für das MacBook
Wir erweitern unser Team und suchen News-Redakteure sowie Unterstützung für unsere Video-Produktion im Raum Hamburg.
Details
Ich will mich hier mitnichten zum Schwarzmaler aufschwingen: 2018 wird sicherlich nicht das Jahr sein, in dem Apple als Firma verschwindet oder der Mac sterben wird. Dass Apple aus dem letzten Loch pfeifen würde, behaupten so manche Kritiker schon seit, nun ja, Apple tatsächlich aus dem letzten Loch gepfiffen hat. Damals, vor der Rückkehr von Steve Jobs, ehe iMac und iPod die Firma zu dem Kraftpaket gemacht haben, als das wir sie heute kennen. Allerdings bin ich mir ziemlich sicher, mehr als jemals zuvor, dass 2018 für die Zukunft des Macs entscheidend sein wird. Die MacBook-Linie ist an einem Scheideweg angekommen und 2018 werden die Weichen für die kommenden Jahre gestellt. Entscheidend wird sein, was dieses Jahr mit Butterfly-Tastatur und Touch Bar passieren wird.
Meine eigenen Erfahrungen mit dem Mac gehen zurück auf den Mac Plus von 1991 und das weiße iBook G3 von 2000. PC-Spiele und mein Teenagerdasein haben meine Präferenzen dann zwischenzeitlich in Richtung PC wandern lassen. 2017 hatte ich allerdings endgültig die Nase voll von schlechter Qualitätskontrolle, Microsofts Gier bei der Erhebung von Nutzerdaten unter Windows 10 und allgemein teurer Hardware, die nicht so funktioniert, wie sie soll. Ich hatte meine Kindheits- und Jugendjahre mit dem Mac noch in bester Erinnerung und war bereit, der Plattform eine zweite Chance zu geben. Apple hatte soeben die zweite Generation des kürzlich überarbeiteten MacBooks Pro auf den Markt gebracht und die Zeit war für mich persönlich reif, über 3.300 US-Dollar in ein 15” MacBook Pro in (fast) maximaler Ausstattung samt 3 Jahren Applecare-Garantie zu stecken. Ich konnte es kaum erwarten, das Gerät in die Finger zu bekommen - ehrlich gesagt, kann ich mich nicht erinnern, in den 10 Jahren zuvor etwas gekauft zu haben, das dieses Gefühl in mir ausgelöst hat. Doch nur drei Tage später war die Freude gewichen: Ich habe das Gerät wieder zurückgegeben und mir ein weiteres XPS 15 gekauft - ironischerweise genau das Notebook, das zumindest partiell dafür verantwortlich war, dass ich Apple überhaupt eine zweite Chance gegeben habe.
Die Touch Bar als Schrott zu bezeichnen, ist meiner Meinung nach zumindest ein strittiger Punkt, also beginnen wir mit einer Aussage, der alle bedingungslos zustimmen würden: das Butterfly-Design ist nicht nur grausig zum Tippen, sondern grundlegend defekt. Im Internet finden sich zuhauf Berichte über klebende oder nicht reagierende beziehungsweise nicht funktionierende Tasten. Allgemein bekannt ist mittlerweile die Tatsache, dass selbst das kleinste Staubkorn schon reicht, um einzelne Tasten komplett ihrer Funktion zu berauben. Auch wird in diesem Zusammenhang sehr viel über eine mögliche Hitzeempfindlichkeit spekuliert. Apple hat das Problem aus eigener Sicht endgültig aus der Welt geschafft, indem ein vermutlich eher ungewollt humoristischer Artikel zur Reinigung der Tastatur eines 3.300 US-Dollar teuren MacBooks online gestellt wurde.
Die Tastatur für ihr lautes und hohles akustisches Feedback sowie den ermüdenden Anschlag zu kritisieren, ist eine Sache - daran könnte man sich, wenn man wollte, sicherlich gewöhnen. Aber die Tatsache, dass diese Tastaturen sterben wie die Fliegen, muss von Apple dringend angegangen werden. Das Design der Tastatur bewirkt nun mal leider, dass ein Staubkorn zum Totalausfall führen kann. Das wirklich Tragische ist allerdings, dass Apple bei einem Ausfall den Austausch der gesamten Oberseite in Rechnung stellt, sollte die Garantie bereits abgelaufen sein. Wird Apple hier die Notbremse ziehen und 2018 eine komplett überarbeitete, gänzlich neue Tastatur verbauen? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Aber sowohl 2016 als auch 2017 wurden die Butterfly-Switches überarbeitet und weitere Optimierungen könnten das Problem tatsächlich eines Tages endgültig aus der Welt schaffen. Apple ist jetzt nicht unbedingt dafür bekannt, bei der Veröffentlichung eines Nachfolgers Fehler der Vergangenheit oder Defekte in Vorgänger-Produkten anzuerkennen. Wir sollten aber die Entwicklung der Tastatur definitiv im Auge behalten und etwaige Hinweise auf eine mögliche Überarbeitung der Tasten-Mechanik genauestens beobachten.
Was mich für 2018 allerdings viel mehr interessiert, ist jedermanns Lieblingslösung bei der Suche nach einem Problem: die Touch Bar. Denn diese war mit Abstand das größte K.-o.-Kriterium in meiner Beziehung zum 15” MacBook Pro. Als jemand, der im Schnitt rund 120 Wörter pro Minute schreibt, bin ich darauf angewiesen zu wissen und erfühlen zu können, wo sich jede einzelne Taste - also auch die Funktionstasten - befindet. Doch jedes Mal, wenn ich die ESC-Taste, eine Funktionstaste oder solche Banalitäten wie die Änderung der Bildschirmhelligkeit oder der Lautstärke benötigt habe, kam mein Arbeitsfluss brachial zum Stillstand. Das Schlimmste war das vollständige Fehlen von haptischem Feedback der Touch Bar. In ihrer derzeitigen Konzeption bedingt sie, dass der Anwender seine Arbeit vollständig unterbricht, um einen Blick auf die farbenprächtige Leiste zu werfen und anzuerkennen, wie verdammt clever Apple doch ist. Mir ist bewusst, dass es Anwender gibt, die mit der Touch Bar sehr zufrieden sind und sie gar mögen. Aber am Ende des Tages ist unstrittig, dass sie nicht mehr als ein Gimmick ist, welches die Anwender sehr massiv ausbremst. Und das alles nur, weil Tim Cook zu stur ist, um anzuerkennen, dass Touchscreens bei PCs eventuell nützlich sein könnten.
Wenn wir uns allerdings die aktuellen Entwicklungen ansehen, wird eines klar: Apple ist sich dessen durchaus bewusst. Ein kurzer Blick auf die neuen iMacs lässt uns ernüchternd feststellen, dass deren Tastaturen über keine Touch Bar verfügen. Die Argumentation dahinter ist ziemlich simpel: die aktuellen iMacs und neuen Tastaturen wurden sämtlich nach dem Erscheinen des 2016er MacBook Pro entwickelt. Ich vermute, dass die eher verhaltene Begeisterung des Gimmicks Apple davon abgehalten hat, diese Funktionalität auch in anderen Macs einzubauen. Mit dem MacBook Pro von 2016 wurde die Touch Bar erstmals eingeführt und das Modell von 2017 hat sie, frei nach dem Motto “vielleicht brauchen die Anwender ja mehr Zeit, um sie zu lieben”, beibehalten. Es wird jedoch höchste Zeit für Apple eine Entscheidung zu treffen, wie man mit Fehlern der Vergangenheit umgeht.
Für 2018 gibt es einige mögliche Lösungswege aus dem Dilemma. Zum einen könnte Apple die Touch Bar einfach behalten, wie sie ist. Tun sie dies, würde das für die gesamte MacBook-Pro-Serie einen Punkt ohne Wiederkehr darstellen. Es würde auf provokative Art und Weise zeigen, dass Apple nicht nur willens ist, ein gescheitertes Gimmick weiterhin mit aller Gewalt durchzudrücken, sondern dass sie bereit sind, das Feature ausschließlich den mobilen Geräten vorzuenthalten, weil sie der Baureihe (möglicherweise) keine echte langfristige Zukunft mehr geben. Zweitens könnte Apple die Touch Bar vollständig abschaffen und zum alten Design mit Funktionstasten zurückkehren. Dies halte ich allerdings für sehr unwahrscheinlich, da es faktisch dem Eingeständnis eines Fehlers entsprechen würde. Und zu guter Letzt bleibt noch die Kompromisslösung, nämlich dass die Touch Bar bleibt, aber als zusätzliche Reihe oberhalb der Funktionstasten.