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Medizin-Apps weit weniger nützlich als erhofft

Übersichtlich, praktisch, aber nicht unbedingt zielführend: Gesundheits-Apps. (Bildquelle: Mario Petzold)
Übersichtlich, praktisch, aber nicht unbedingt zielführend: Gesundheits-Apps. (Bildquelle: Mario Petzold)
Digitale Angebote können zu Bewegung motivieren, situationsabhängig Tipps geben und mehr. Praktische Auswirkungen konnte eine großangelegte Studie nicht finden, aus mehreren Gründen.

Diverse Online-Kurse für mehr Beweglichkeit, Trainings-App für die Protokollierung von Aktivitäten und einiges mehr gehören mittlerweile zum Leistungsumfang gesetzlicher Krankenkassen. Die nicht selten dreistelligen Kosten kann man sich also zum Teil oder komplett erstatten lassen.

Dabei muss gar nicht viel Fantasie aufgebracht werden, um sich vorzustellen, dass die Wirksamkeit einer Smartphone-App deutlich geringer ausfallen könnte als bei einem Kurs mit direktem Austausch zwischen Teilnehmenden und medizinischem Personal. Eine Studie der TU München wollte genau dem nachgehen.

Hierfür wurden mehr als 500 Menschen mit Typ-2-Diabetes, die zusätzlich koronare Herzerkrankungen aufweisen, in zwei Gruppen aufgeteilt. Die Hälfte erhielt die typische ärztliche Betreuung und das gewohnte Informationsmaterial zu Ernährung und Gesundheit.

Kontrollgruppe erhielt klassische Versorgung

Die andere Hälfte sollte zusätzlich mit einer individuell eingestellten Sport-App, personalisierten Ernährungsratschlägen und außerdem regelmäßigen Telefonaten über sechs Monate hinweg unterstützt werden. Erwähnt sei noch, dass diese Personengruppe mit beiden Erkrankungen von einer Umstellung der Ernährung und mehr Bewegung besonders profitiert.

Nach Ablauf dieses Zeitraums war der Langzeitblutzucker um 0,13 Prozentpunkte besser als bei der Gruppe ohne zusätzliche Betreuung. Es gab also tatsächlich einen signifikanten Effekt, der laut Erstautor Dr. Stephan Müller jedoch so gering ausfällt, dass Auswirkungen auf die Gesundheit nicht zu erwarten sind.

Nach einem Jahr, also sechs weiteren Monaten, in denen die eine Gruppe zumindest die App noch immer nutzen konnte, waren Unterschiede zwischen beiden Personenkreisen komplett verschwunden.

Motivation als Hauptproblem

Dabei dürfte die App selbst gar nicht das Problem sein. Es ist wohl eher der Wille, sicherlich teilweise auf die nötige Kraft, die fehlt, oder Lebensumstände, die sich gerade im Alter eher schwer ändern lassen.

So führten lediglich 41 Prozent aller Teilnehmenden die Bewegungsübungen mit ausreichender Regelmäßigkeit aus. Ein Viertel hatte damit gar nicht erst begonnen.

Hinzu kommen auch Hürden durch die genutzte Technik, weil zwei von drei Studienteilnehmern den Umgang damit als schwierig empfanden. Das wird beim Durchschnittsalter von 68 Jahren weniger überraschen, aber genau diese Altersgruppe ist die Hauptzielgruppe solcher Angebote, die sich dann natürlich genau an deren Bedürfnissen ausrichten sollten.

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Autor: Mario Petzold, 12.02.2025 (Update: 12.02.2025)