MediaTek hat bei mehreren beliebten Smartphone-Benchmarks betrogen
Auch wenn synthetische Benchmarks oft kein genaues Bild der Performance in der Praxis liefern sind sie doch ein guter Indikator für die Leistungsreserven eines Chips unter starker Auslastung. Obwohl Benchmarks teils nur eine unzuverlässige Vergleichsmethode sind werden sie doch häufig zum Vergleich der Leistung unterschiedlicher Smartphones herangezogen.
Bereits in der Vergangenheit gab es mehrere Fälle, in denen Hardware-Hersteller Benchmark-Software wie AnTuTu, Geekbench & co. ausgetrickst haben, um höhere Wertungen erzielen zu können. Jetzt wurde MediaTek dabei erwischt, die Benchmark-Ergebnisse einiger Chips künstlich in die Höhe zu treiben.
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Der MediaTek Helio P95 hat den Dimensity 1000L im PCMark geschlagen
AnandTech ist über diese Ungereimtheit gestolpert als das Oppo Reno3 Pro mit dem älteren MediaTek Helio P95 die chinesische Version des Reno3 mit dem MediaTek Dimensity 1000L SoC im PCMark geschlagen hat. Das ist seltsam, da die Helio P95 Cortex-A75 CPU-Kerne gleich zwei Generationen älter sind als die Cortex-A77-Kerne des Dimensity 1000L.
Die meisten Nutzer und auch die meisten professionellen Reviews setzen die Standard-Versionen sämtlicher Benchmark-Apps ein, die man über Google Play oder auch über die jeweiligen Webseiten erhält. Chip-Hersteller wissen das, sodass sie die entsprechenden Apps auf eine Liste setzen können. Wird eine App gestartet, die auf dieser Liste verzeichnet ist, so werden Sicherheitsmaßnahmen deaktiviert, die etwa eine zu hohe Hitzeentwicklung verhindern sollen, sodass der SoC deutlich schneller – und heißer – laufen kann.
Das geht teils so weit, dass einige Geräte sich mitten im Benchmark abschalten, weil die kritische Temperatur überschritten wird. Nutzt man allerdings eine anonyme Version der jeweiligen Benchmark-Software, die nicht auf der Liste des Herstellers verzeichnet ist, so erhält man realitätsnahe Ergebnisse. AnandTech hat genau das getan und dabei eine um 30 Prozent geringere PCMark-Wertung erzielt, bei einzelnen Abschnitten brach die Leistung sogar um bis zu 75 Prozent ein.
Ältere MediaTeck-Chips haben auf ähnliche Weise betrogen
An dieser Vorgehensweise könnte auch der Smartphone-Hersteller, in diesem Fall also Oppo, verantwortlich sein. Gerade chinesische Smartphone-Marken haben sich in der Vergangenheit schon öfters an so geschönten Benchmarks versucht. Allerdings verhält sich die chinesische Version des Reno3 Pro mit dem Qualcomm Snapdragon 765G genau so, wie man das erwarten würde, wodurch recht klar scheint, dass der Betrugsversuch auf das Konto von MediaTek geht.
AnandTech hat darüber hinaus herausgefunden, dass diese Vorgehensweise bei Benchmarks auch bei älteren Geräten wie beim Oppo Reno Z, beim Oppo F15 und sogar bei fast drei Jahre alten Sony Xperia XA1 zu beobachten ist.
MediaTek hat mittlerweile ein offizielles Statement abgegeben. Darin versucht das Unternehmen den Vorwürfen aber auszuweichen, im Statement heißt es lediglich, dass die Chips unter synthetischen Benchmarks mit ihrer höchstmöglichen Performance laufen, während sie im Alltag auf Effizienz und eine möglichst hohe Akkulaufzeit optimiert sind.
In der Vergangenheit haben MediaTek-Chips ihren Gegenstücken von Qualcomm fast immer hinterhergehinkt, wodurch die SoCs häufig nur in sehr günstigen Smartphones zum Einsatz kamen. Einen Aufschwung gab es, als das enorm beliebte Redmi Note 8 Pro (ab 219 Euro auf Amazon) mit dem Helio G90T auf den Markt kam. Die neuen Dimensity 5G-Chips von MediaTek haben auch das Potential, Qualcomm zu übertreffen. Solche Benchmark-Betrugsversuche werden dem Image der Marke aber keineswegs zugute kommen.