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Magsafe und Sommer: Wenn das iPhone vor dem Laden erstmal gekühlt werden muss

Erst nach einer Kühlung der Geräte per Klimaanlage ließ sich das iPhone 12 Mini mit der Magsafe-Batterie laden. (Foto: Andreas Sebayang/Privat)
Erst nach einer Kühlung der Geräte per Klimaanlage ließ sich das iPhone 12 Mini mit der Magsafe-Batterie laden. (Foto: Andreas Sebayang/Privat)
Wenn die Temperaturen steigen und die Sonne länger scheint, dann steigt nicht nur das Bedürfnis mehr zu unternehmen, sondern analog dazu die Zeit abseits von Stromnetzen. Eigentlich hat Apple dafür ein praktisches System entwickelt: Magsafe. Doch in der Praxis zeigen sich Nachteile.

Es ist Sommer, es ist warm und trotz Tageslicht ist mitunter schon eine fortgeschrittene Zeit erreicht worden. Für Smartphones heißt das oft, dass es mit der Akkukapazität knapp wird. Die Powerbank gehört daher zur Standardausrüstung vieler Menschen mit Technik, wenn das Smartphone auch bei Ausflügen genutzt werden soll. 

Für Apple-Nutzer neuerer iPhones gibt es einen besonderen Clou: Magsafe. Doch im Sommer ist das System mitunter gar nicht nutzbar und sollte sogar vermieden werden, wie Erfahrungen von Notebookcheck zeigen.

Im konkreten Fall geht es um die mehrwöchentliche Praxis mit einem iPhone 12 Mini in Verbindung mit Apples Magsafe Battery Pack. Die Nutzung ist denkbar einfach. Das Battery Pack wird über das Magsafe-System einfach hinten ans iPhone gekoppelt und bleibt dort einigermaßen stabil per Magnet "kleben". An sich ein gutes, wenn auch erstaunlich teures System. Denn Apple verlangt für die Magsafe-Batterie stolze 109 Euro.

Dafür gibt es gerade einmal 11,1 Wattstunden (1.460mAh@7,62Volt). Zur Einordnung: So kleine Powerbanks sind mittlerweile recht selten geworden. Powerbanks mit 20 Wattstunden gehören mitunter schon zur Ramschware um die 10 Euro. Diese weisen üblicherweise 5.000 mAh aus, arbeiten aber mit einer niedrigeren Spannung (circa 3,7 Volt). Eine typische 5.000 mAh-Powerbank hat also grob doppelt so viel Kapazität wie Apples 1.460-mAh-Magsafe-Batterie.

Einen etwas höheren Preis kann Apple natürlich mit Magsafe samt Qi-Energietransfer in beide Richtungen rechtfertigen. Die Magsafe-Batterie kann zudem auch vom iPhone aus geladen werden. Dazu kommt eine Produktunterstützung in Form von Firmware-Upgrades. So gab es kürzlich eine Steigerung von 5 auf 7,5 Watt per Qi. Ob das den zehnfachen Preis rechtfertigt, muss jeder für sich selbst entscheiden. Drittherstellerware mit Magsafe-Kompatibilität liegt mit etwa 50 Euro deutlich unter Apples Preisen, aber trotzdem deutlich über denen regulärer Powerbanks.

Magsafe-Batterie kann ein iPhone nicht vollständig laden

Doch zurück zum Lademechanismus: Das iPhone 12 Mini selbst hat nur 8,6 Wattstunden. Per Qi reichen die 11,1 Wattstunden der Magsafe-Batterie nicht für eine vollständige Ladung des iPhones aus. Das gibt Apple so auch offen zu. Nur 70 Prozentpunkte eines iPhone 12 Mini können wieder aufgeladen werden, so Apple. Das deckt sich in etwa mit den Praxiserfahrungen von Notebookcheck.

Ein Teil der Energie geht zusätzlich "gefühlt verloren", weil das iPhone üblicherweise aktiv ist. Der Rest sind dann Verluste über das Qi-Protokoll. Induktives Laden ist nicht per se schlecht. Bei großen Installationen, etwa dem Laden von Nahverkehrsbussen, ist eine Effizienz oberhalb von 90 Prozent kein Problem. Im Smartphone-Bereich sind die Werte hingegen deutlich niedriger und werden üblicherweise nicht angegeben. 

Wenn sich der Akku trotz Ladeanzeige weiter entlädt

Doch zu diesen 70 Prozentpunkten zusätzlicher Kapazität kommt es mitunter gar nicht. Nämlich immer dann, wenn es sehr warm ist. Hier spielen mehrere Faktoren eine Rolle, die ein Laden verhindern. Die Situation kann sich sogar so zuspitzen, dass das iPhone mit angedockter Magsafe-Batterie Ladung verliert. Dann denken manche, dass die Magsafe-Batterie dem iPhone sogar Kapazität entzieht. Das stimmt natürlich nicht stimmt. Die Magsafe-Batterie wird nur vom iPhone geladen, wenn ein Lightning-Kabel im Smartphone steckt.

Doch wie kommt es dazu? Ab einer Außentemperatur von 30 Grad wird es nach unseren Erfahrungen oft schon kritisch. Dazu muss man wissen, dass Apple aber einer gewissen – leider weder dokumentierten noch angezeigten – Temperatur den Ladevorgang kurzerhand stoppt. Wenig intuitiv: Apple zeigt auch bei gestopptem Ladevorgang weiter ein weiteres Laden im Smartphone an. 

Apple muss sich dieser Problematik durchaus bewusst sein, denn im Sommer greifen die Schutzmechanismen, die sowohl das Smartphone als auch den Akku vor Hitzeschäden bewahren sollen, regelmäßig.

Oft kommt es zu drei Effekten: Das Smartphone wird mit Magsafe plötzlich heiß, der Ladevorgang stoppt und die Helligkeit des Displays wird ebenfalls stark eingeschränkt. In der Sonne sieht man dann plötzlich nur noch wenig auf dem Smartphone und möchte es nicht unbedingt zu lange anfassen oder in der dünnen Hosentasche haben.

Magsafe sorgt für Hitzestau

Erschwerend kommt hinzu, dass mit der Magsafe-Batterie die Hitze schlecht abgeführt werden kann. Die gummierte Oberfläche der Batterie wirkt wie eine Isolationsschicht. Beim iPhone 12 Mini deckt diese Schicht fast drei Viertel der Glasrückseite ab. Ist die Außentemperatur hoch genug, kühlt sich das Gesamtsystem kaum ab und der Akku leert und leert sich weiter.

Apple selbst kennt dies, insbesondere was die Lebensdauer des Akkus angeht. Bei Apple heißt es dazu: "Das iPhone kann sich während des Ladevorgangs etwas erwärmen. Um die Lebensdauer der Batterie zu verlängern, bricht die Software den Ladevorgang unter Umständen ab, wenn die Batterie zu mindestens 80 % geladen ist und zu warm wird. Das iPhone wird weitergeladen, sobald die Temperatur gesunken ist. Bringe iPhone und Ladegerät nach Möglichkeit in eine kühlere Umgebung." Nach unserer Erfahrung und auch vielen Berichten im Netz, greift der Mechanismus jedoch weit unter 80 Prozent.

Uns ist es oft passiert, dass wir den Magsafe-Akku erst gegen Ende der Laufzeit angesetzt haben. Oft genug sank die Prozentanzeige und das iPhone schaltete sich mit Magsafe-Akku sogar ab. Bei bestimmten Apps geht das sogar sehr schnell. So nutzt der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg (VBB) eine App, die das iPhone besonders stark belastet, wenn die Live-Karte genutzt wird. Da überhitzt das iPhone mitunter schon ohne Magsafe.

Messungen bestätigen das: Bei einer Umgebungstemperatur von fast 27 Grad Celsius in einer Wohnung ist der Ladevorgang per Magsafe schnell beendet. Mit der bereits erwähnten VBB-App reichen zehn Minuten Nutzung, um das äußere Band des iPhones auf 48 Grad aufzuheizen. In unserem Beispiel hatte das iPhone zu Beginn 42 Prozent Akkukapazität. Es gelang kurzzeitig 43 Prozent zu erreichen, die für die erwähnten 10 Minuten gehalten wurden.

Danach verlor die Anzeige binnen fünf Minuten einen Prozentpunkt. Weitere fünf Minuten später, dieses Mal mit abgeschalteten Display, sank der Wert gar auf 41 Prozent. Erst weitere 20 Minuten später wurden 51 Prozent erreicht und das iPhone heizte sich fühlbar erneut auf. Dieses Mal durch den Ladevorgang.

Ist das Display bereits so dunkel, ist das iPhone 12 Mini zu warm, um weiter aufgeladen zu werden. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Ist das Display bereits so dunkel, ist das iPhone 12 Mini zu warm, um weiter aufgeladen zu werden. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)

Magsafe-Akku besser vom iPhone entfernen

Sollte das iPhone zu warm werden, empfiehlt es sich daher möglichst schnell den Magsafe-Akku zu entfernen. Das gilt insbesondere, wenn bereits andere Software-Mechanismen wie die Displaydimmung zur Kühlung greifen. Dann ist es eigentlich schon zu heiß.

Wer Magsafe unbedingt bei dem aktuellen Wetter nutzen will, der sollte das iPhone zuvor kühlen. In einem französischen TER-Zug (siehe Titelbild) hatte Notebookcheck damit Erfolg. Dort lassen sich iPhone und Magsafe-Batterie in die Klimaanlage klemmen. Anschließend lässt sich das iPhone recht lange mit hoher Geschwindigkeit laden.

Da im mitteleuropäischen Raum Klimaanlagen in Büros und Wohnungen eher ungewöhnlich sind, lässt sich das nicht überall verwenden und das Abschalten des Lademechanismus kann sogar an solchen Orten passieren. In anderen Ländern, die Innenräume typischerweise stark klimatisieren, tritt das Problem daher nicht auf. Entsprechende Beschwerden in Foren dürften sich also regional stark unterscheiden.

Dazu kommen die Umgebungsvoraussetzungen. Laut Apple sind für das iPhone Temperaturen von 0 bis 35 Grad Celsius zulässig. Nur abgeschaltet ist die Temperaturspannweite mit -20 bis +45 Grad Celsius höher. Da dürfte es kaum wundern, dass Magsafe und Sommer (oder heiße Regionen) sich nicht vertragen.

Eine vernünftige Lösung für Magsafe gibt es eigentlich nicht. Magsafe-Batterien mit Kühlelementen wären sicher eine Möglichkeit, sind Notebookcheck aber noch nicht untergekommen. Die offensichtlichere Alternative ist die klassische Powerbank. Die kostet weniger, ist effizienter, bietet mehr Anschlussflexibilität und mitunter Gimmicks wie Anzeigen zur verwendeten Spannung oder kleine Notlichter. Im Sommer die bessere Wahl.

Offenlegung: Das hier getestete Produkt wurde vom Autor auf eigene Kosten erworben.

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Autor: Andreas Sebayang,  5.08.2022 (Update:  2.12.2022)