WWDC 2023 | Mac Pro im Detail: Verbesserungen und Einschränkungen bei Maximal-Konfigurationen
Als der letzte Mac Pro mit Intel 2019 auf den Markt kam, gab Apple den Profikunden wieder eine flexible, konfigurierbare Workstation. Doch mit dem neuen Mac Pro ist die Migration von weg von Intel und hin zu Apple Silicon abgeschlossen. Es gibt keine Intel-basierten Macs mehr im Webshop von Apple. Zeit, sich die neue Workstation im Detail anzuschauen und Vergleiche mit der alten Version zu stellen.
Die war damals so flexibel, dass sie sich bis weit über 50.000 Euro hochkonfigurieren ließ. Perfekt für so manche Headline, aber auch die Meinung, dass Apple-Rechner eben teuer sind. Dabei waren solche Preise gar nicht so ungewöhnlich, denn auch High-End-Workstations von Dell, HP oder Lenovo lassen sich auf mittlere fünfstellige Euro-Beträge hochkonfigurieren.
Das gilt für Apple-Workstations nun nicht mehr, denn selbst das Rackgerät lässt sich nur noch auf rund 14.500 Euro hochkonfigurieren. Preistreiber sind vor allem der RAM (192 GByte, + 1.150 Euro) und die SSD (8 TByte, + 2.530 Euro). Ersterer kann nicht mehr ausgetauscht werden (Austauschanleitung Mac Pro 2019), für eine Workstation ist das sehr ungewöhnlich.
Durch die eingeschränkten Möglichkeiten ist damit auch der maximale Preis gesunken. Wer RAM im TByte-Bereich braucht, der muss einen alten Mac Pro mit seinen zwölf DIMM-Slots ergattern oder zur Konkurrenz gehen. Mit dem Neuen geht das nicht mehr. Apple bewegt sich damit wieder ein Stück zurück zu dem runden, schwarzen Design des Mac Pro.
Damit ergeben sich weniger Unterschiede zum Mac Studio, dem in die Höhe gewachsenen Mac Mini. So manche Kundschaft dürfte den Mac Pro nicht mehr brauchen, da der Mac Studio bei teilweise gleicher Leistung mit Ultra-Chip konfiguriert günstiger ist. Selbst Video-Encoder, Media Engine und Anzahl der Displays sind gleich.
Ein wichtiges Argument für die Workstation: die Nachrüstung mit schnellen PCIe-Karten. Sechs der sieben Slots sind immerhin Gen4-Slots, von denen drei maximal 16 Lanes bieten. Die anderen drei haben nur 8 Lanes.
Keine nachrüstbaren Grafikkarten mehr möglich
Maximal 300 Watt stehen wie gehabt den PCIe-Karten zur Verfügung. Auch das Aux-Power-Kabel ist laut Datenblatt kompatibel mit dem Mac Pro. Nach Informationen von Apple Insider werden aber keine klassischen Grafikkarten mehr unterstützt. Auch Apple listet Radeon-Grafikkarten (MPX-Module) nur noch beim alten Mac Pro. Beim Apple-Silicon-Modell bleiben die Spalten leer. Wer eine schnelle, energieintensive Grafikkarte einsetzen möchte, kommt also gar nicht erst in Probleme mit dem Power Budget.
Es bleiben freilich Profikarten wie Fibrechannel- und Raid-Karten. Bezüglich der Anzahl von Displays sind hier allerdings Einschränkungen zu finden. Weitere Displays lassen sich trotz der Einschränkung der Grafikkarten trotzdem anschließen. Apple nennt beispielsweise explizit SDI-Displays. Das sind Aufgabenbereiche, mit denen der Mac Studio Probleme bekommt.
Trotzdem gibt es Einschränkungen. Zwölf 4K-Displays kann nur der alte Mac Pro ansteuern, nicht aber das neue Modell, das nur noch acht Stück ansprechen kann. Dafür gibt es Verbesserungen bei den 6K-Displays, derer sechs angesteuert werden. Zuvor waren hier nur 5K möglich. Die XDR-Displays von unterstützt der Mac Pro nun dementsprechend nativ. Zuvor brauchte es ein MPX-Modul dafür. Neu ist die Unterstützung von maximal drei 8K-Displays.
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Details
Interessant ist, dass Apple von der Intel-Maschine das I/O-Karten-Konzept übernommen hat. Einer der PCIe-Slots ist für weitere Anschlüsse belegt und kann für den Fall einer Reparatur ausgetauscht werden. Über den PCIe-Slot (Gen 3) mit vier Lanes werden mit dem neuen Mac Pro den Bildern nach zu urteilen neue Anschlüsse angeboten. Beim Intel-Modell gab es dort zwei Thunderbolt-3-Ports, zwei Mal USB Typ A und Audio. Jetzt sind dort HDMI-Ports statt Thunderbolt-Ports. Die HDMI-Ports sind zudem Audiofähig und die Thunderbolt-4-Ports in der Anzahl erhöht worden (acht).
Bezüglich des Netzteils hat Apple offenbar keine Änderungen vorgenommen. 1.280 Watt kann das System aus dem Stromnetz ziehen. In Verbindung mit mehreren HDR-Displays und Arbeitsplätzen muss man sich bei der Planung also auch Gedanken um die Sicherungskreise für das Stromnetz machen. Die Rechner unter Volllast im Bürobetrieb sind durchaus eine Herausforderung.
Der Mac Studio übernimmt Aufgaben des Mac Pro
Insgesamt bleibt es dabei, dass der Mac Pro die flexibelste Maschine im Mac-Segment bleibt und dies vor allem den PCIe-Slots zu verdanken hat. Bei der RAM-Flexibilität gibt es durch das Unified-Memory-Konzept aber deutliche Einbußen, nicht nur bei der Maximalkapazität, sondern auch bei der Aufrüstbarkeit.
Eine Workstation mit festverlötetem Speicher ist für eine Workstation etwas sehr ungewöhnliches. Vor allem muss die Kundschaft schon bei Anschaffung sehr genau überlegen, wieviel RAM sie im Laufe der Einsatzzeit der Geräte braucht. Dazu kommt die Einschränkung der MPX-Module.
Insgesamt übernimmt der Mac Studio damit Aufgaben des Mac Pro, was einige Beobachter schon bei dessen Vorstellung erwartet hatten. Die Zeiten voll aufrüstbarer Macs sind damit vorbei und es darf bezweifelt werden, dass Apple diese Flexbilität wieder zurückbringt, die eigentlich schon mit der Einführung des 2013er Mac Pro beendet wurde.