Lofree Flow: Mechanische Tastatur zeigt im Kurztest exzellentes Tippgefühl mit Schwächen im Detail
Gut augestattet dank Metallgehäuse und Kailh POM Schaltern
Die Lofree Flow Tastatur kann mit einem massiven Metallgehäuse aufwarten, wodurch sich die Tastatur robust anfühlt und selbst mit viel Kraftaufwand nicht verwinden lässt. Die Tastenstabilität ist hervorragend. Eine der großen Besonderheiten der Lofree Flow sind die Kailh Full POM Switches, die derzeit in keiner anderen Tastatur zu finden sein sollen.
Die mechanischen Low Profile Switches bestehen komplett aus Polyoxymethylen (POM), einem thermoplastischen Kunststoff, der aufgrund der hohen Steifigkeit und niedriger Reibwerte oft für Reißverschlüsse, Zahnräder in Maschinen oder Paintball-Bolzen eingesetzt wird. Das Testmuster ist mit taktilen Phantom-Switches ausgestattet, die Tastatur ist auf Wunsch auch mit linearen Ghost-Switches erhältlich. Die Tastenkappen aus PBT besitzen eine matte Oberfläche, die zur hochwertigen Anmutung der Tastatur beiträgt.
Das Tippgefühl ist hervorragend, der geringe Widerstand in Kombination mit dem klaren, taktilen Feedback prädestiniert die Tastatur für Vielschreiber. Es gibt allerdings kleinere Abweichungen zwischen einzelnen Tasten, was den Druckpunkt, den Klang und den Widerstand betrifft. Das fällt beim Schreiben kaum auf, wer besonderen Wert auf gleichmäßiges Feedback legt, der sollte vorerst bei etablierten Schaltern bleiben.
Schicke, aber kaum nützliche Beleuchtung
Die weiße Hintergrundbeleuchtung kann durch die Funktionstasten aktiviert und vom Betriebssystem gesteuert werden, um die LEDs beispielsweise nach einer Minute ohne Aktivität zu deaktivieren, um Strom zu sparen. Die Beleuchtung ist aber nur begrenzt nützlich, da ausschließlich der Bereich zwischen den Tasten beleuchtet wird, nicht aber die Symbole auf den Tasten selbst. Das ist bei mechanischen Tastaturen zwar nicht ungewöhnlich, Tastenkappen mit teilweise transparenten Symbolen würden dieses Problem aber lösen.
Am linken und rechten Rand der Unterseite findet sich jeweils ein RGB-LED-Streifen, der vom Tisch reflektiert wird. Die Beleuchtung kann über die Fn-Taste und die Pfeiltasten gesteuert werden, aber nicht über Software, sodass die LEDs nicht mit dem Rest des Systems synchronisiert werden können. Während die LEDs einen netten, relativ unauffälligen Farbakzent am Tisch setzen, ist beim Testmuster zumindest der rechte LED-Streifen auch auf der Oberseite zu sehen – ablenkend, und ein Zeichen dafür, dass die Qualitätskontrolle bei Vorserienmodellen noch nicht einwandfrei läuft.
Dank Bluetooth und USB-C gut verbunden, aber nicht für jedes System perfekt belegt
Die Lofree Flow Tastatur kann wahlweise über USB-C oder per Bluetooth mit einem Computer, Tablet oder Smartphone verbunden werden. Es ist möglich, eine Bluetooth-Verbindung mit drei Geräten zeitgleich aufrecht zu erhalten, und jederzeit über die Tastenkombination Fn + 1, 2 oder 3 zwischen diesen Geräten zu wechseln. Schade: Die Tastatur merkt sich nicht, welche Tastenbelegung beim jeweiligen Gerät bevorzugt wird. Wer regelmäßig zwischen einem Windows-Gerät und einem Mac oder iPad wechselt, muss zusätzlich die Tastenkombination Fn + M (für Apple-Geräte) oder Fn + N (für Windows) nutzen, da ansonsten Tasten wie cmd, die Windows-Taste oder die Funktionstasten nicht wie beschriftet funktionieren.
Generell lässt die Tastenbelegung zu Wünschen übrig. Drei der Funktionstasten erfüllen in der Apple-Konfiguration überhaupt keine Funktion, inklusive der Mikrofon-Taste, was kaum Sinn ergibt, da Apple-Tastaturen eine entsprechende Taste zum Starten von Siri besitzen. Dass die Home-Taste auf iOS-Geräten keine Funktion erfüllt, ist ebenso unverständlich, da dedizierte iPad-Tastaturen eine entsprechende Taste besitzen, um zum Home-Bildschirm zurückzukehren.
Nur ANSI, kein ISO oder QWERTZ
Die Tastatur wird ausschließlich mit einem ANSI-Layout angeboten, wer ein ISO-Layout gewohnt ist, dürfte vor allem die größere Enter-Taste, die Alt Gr-Taste sowie die <> Taste neben der linken Umschalttaste vermissen, wobei Letztere dafür deutlich größer ausfällt. Standardmäßig wird nur ein QWERTY-Layout angeboten, da die Tastenkappen getauscht werden können, lässt sich dieses zumindest teilweise auf QWERTZ anpassen. Wie üblich lässt sich das QWERTY-Layout per Software konvertieren, in diesem Fall stimmen allerdings viele der Beschriftungen auf den Tastenkappen nicht mehr.
Lofree verspricht eine Akkulaufzeit von 40 Stunden bei Nutzung über Bluetooth, die Laufzeit hängt vor allem von der Nutzung der RGB-Beleuchtung und der weißen Tastatur-Beleuchtung ab. Im Testzeitraum konnte die Laufzeit der Tastatur nicht unter standardisierten Bedingungen verifiziert werden, eine Ladung konnte ohne RGB-Beleuchtung, mit aktivierter Tastaturbeleuchtung auf höchster Helligkeit aber nur rund zwei ausgedehnte Arbeitstage überstehen, wer nicht komplett auf die Beleuchtung verzichten möchte, muss die Tastatur daher mehrmals pro Woche aufladen.
Um die Tastatur für etwaige Reparaturen zu öffnen, reicht es, die elf Schrauben rund um den Rahmen zu entfernen, und anschließend die Bodenplatte abzunehmen. Nutzer erhalten anschließend direkt Zugriff auf den Akku, das kleine PCB mit dem USB-C-Port und das Mainboard der Tastatur. In unserem Testmuster war das Kabel, welches den USB-C-Port mit dem Mainboard verbindet, nicht angeschlossen, sodass die Tastatur nicht eingeschaltet werden konnte – ein Problem mit der Qualitätskontrolle, das immerhin relativ leicht behoben werden kann.
Pro
+ Hochwertiges Metallgehäuse
+ Robuste Tastenkappen
+ Bluetooth-Verbindung zu 3 Geräten
+ Komfortable Low-Profile-Schalter
Contra
– Druckpunkt nicht einheitlich
– Nicht belegte Tasten unter macOS
– Nur mit ANSI-Layout erhältlich
– Beschriftung mit Beleuchtung kaum lesbar
Fazit
Die Lofree Flow Tastatur punktet mit schlichtem Design und extrem robustem Metallgehäuse. Die POM-Schalter liefern in der getesteten, taktilen Version ein angenehmes Schreibgefühl, Perfektionisten könnten sich aber daran stören, dass sich nicht alle Tasten identisch anfühlen.
Das in Deutschland weniger beliebte ANSI-Format, die teils funktionslosen Tasten bei Verwendung mit einem Mac, iPhone oder iPad und die wenig effektive Beleuchtung sind Kompromisse, die Käufer unbedingt beachten sollten. Wer sich an diesen Einschränkungen nicht stört, erhält eine hervorragend verarbeitete, robuste Tastatur mit Premium-Anmutung zum fairen Preis.
Preise und Verfügbarkeit
Die Lofree Flow Tastatur wird für eine unverbindliche Preisempfehlung von 199 US-Dollar angeboten. Zum Launch kann die Tastatur für umgerechnet rund 116 Euro zuzüglich Einfuhrumsatzsteuer und Zoll direkt über Indiegogo vorbestellt werden, wahlweise mit weißen oder schwarzen Tasten, sowie mit linearen oder taktilen Schaltern.
Alternativen
Wer eine mechanische Tastatur mit niedrigem Profil, Bluetooth und Beleuchtung sucht, aber auf ein ISO-QWERTZ-Layout besteht, für den bietet sich die Keychron K3 (ca. 122 Euro auf Amazon) an. Keychron liefert Tastenkappen für Windows und macOS mit, wodurch das Problem der teils fehlerhaften Tastenbelegung von Lofree vermieden werden kann.
Ebenfalls eine interessante Alternative ist die Logitech MX Mechanical Mini, die in Versionen für Windows und für macOS angeboten wird, und die eine wesentlich längere Akkulaufzeit von zehn Monaten ohne Beleuchtung erreicht. Eine Besonderheit ist, dass sich die Hintergrundbeleuchtung automatisch aktivieren kann, wenn sich die Hände des Nutzers nähern.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller oder einem Shop zu Testzwecken leihweise zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Leihstellers auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
So testet Notebookcheck
Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.