Kyiv Digital: Wie die ukrainische Hauptstadt trotz Krieg die Digitalisierung vorantreibt

Mit Kyiv Digital (Київ-цифровий) hat die Hauptstadt der Ukraine innerhalb des vergangenen Jahres die Digitalisierung für die Bevölkerung stark vorangetrieben. Möglichst viele Menschen sollen so weiterhin mit der Stadtregierung in Kontakt bleiben können und Dienste nutzen können. Als Überraschung kam sogar der Bürgermeister der Hauptstadt, Vitali Klitschko, auf die Smart City Expo in Barcelona, um das Fachpublikum darauf aufmerksam zu machen, was möglich ist.

Interessant: Die App verlangt nicht mehr nach der Kenntnis der ukrainischen Sprache. Das Dev-Team hat die App auch ins Englische übersetzt. Im August, als der Autor dieses Artikels die App schon einmal nutzen wollte, war das noch nicht möglich. Das war gerade für Touristen nicht ideal, da in der App auch der öffentliche Nahverkehr ein wichtiges Thema ist und das kyrillische Alphabet doch etwas Training braucht, um sich halbwegs Orte wieder zu erkennen. 

Kyiv Digital sagte auf der Smart City Expo Notebookcheck.com, dass die Übersetzung vor allem wegen der vielen Expats in der Stadt gemacht wurde. Es leben noch immer viele englischsprachige Menschen in der Stadt, die sich so informieren können.

Abseits der Sprachunterstützung sind die meisten neuen Funktionen allerdings Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine geschuldet. Über die App kann man sich über einen Luftalarm informieren, den Weg zum nächsten Bunker finden, Schäden an Gebäuden dokumentieren und sich über einen Ausfall der Stromversorgung informieren. Auch Informationen zu den Ausgangssperren sind hinterlegt. Neu sind außerdem Informationen rund um das Thema Umweltschutz.

Nahverkehr mit Englischkenntnissen

Zu den alten Funktionen, die nun auch Englischsprachigen zur Verfügung stehen, gehören etwa die Parkplatzsuche und die Nutzung des ÖPNV. Die Kyiv Metro arbeitet, wie viele größere Städte, mit einem kontaktlosen E-Ticket-System in Form einer Plastikkarte. Das ist vergleichbar mit dem E-Ticket Deutschland (VDV Kernapplikation), allerdings ist die Kyiv-Metro-Karte deutlich einfacher, etwa im Automaten, zu bekommen. In der App lässt sich so eine Karte nun auch in englischer Sprache managen. Alternativ gibt es QR-Code-Tickets direkt in der App, die man etwa in der iOS-App mit Apple Pay kaufen kann. Damit hat sich die Nutzung des ÖPNV deutlich in der Stadt vereinfacht.

Außerdem lassen sich Tickets für die ukrainische Staatsbahn Ukrzaliznytsia (УЗ) kaufen. Hier wird allerdings nur die Webseite der Staatsbahn in die App eingeblendet.

Ein paar Funktionen bleiben trotz der Übersetzung weiterhin der ukrainischen Sprache vorbehalten. So kann die Bevölkerung, nach einer Registrierung, über diverse Maßnahmen abstimmen. Ein Thema ist beispielsweise die Umbenennung von Orten, die noch Namen aus sowjetischen Zeiten haben.

Damit die Bevölkerung die App auch gut nutzen kann, wurden zudem laut Kyiv Digital die Bunker größtenteils mit WLAN ausgestattet.