Kurztest: Die KEF LSX II kombinieren Hi-Fi-Sound mit überraschend vielen Problemen
Die KEF LSX II präsentieren sich als besonders kompakte Hi-Fi-Lautsprecher. KEF hat uns die Lautsprecher leihweise zur Verfügung gestellt, sodass wir die LSX der zweiten Generation über einen Zeitraum von mehreren Wochen ausprobieren konnten. Dabei stellt sich schnell heraus, dass die LSX II mit fantastischem Klang überzeugen können, sich aber dennoch nicht für jeden Nutzer eignen.
Gute Verarbeitung, aber störrische Bedienung
Das Design gibt sich modern, denn KEF kombiniert eine gekrümmte Front mit einer Ummantelung aus hochwertigem Kvadrat-Stoff, der sich ebenso rau wie robust anfühlt. Auf der Rückseite ist ein Port zu sehen, der die Bässe verbessern soll. Hier sind auch bereits zwei der wichtigeren neuen Features zu sehen: ein HDMI eARC- und ein USB-C-Anschluss. Die LSX II bieten weiterhin einen AUX-Stecker, Toslink und zwei Ethernet-Anschlüsse.
Einer davon ermöglicht die verkabelte Einbindung ins Heimnetzwerk, wobei dies auch über Wi-Fi 5 (802.11ac) möglich ist, der andere erlaubt die Verbindung zum zweiten Lautsprecher. Das klappt auch drahtlos, wodurch die Qualität auf 24-bit / 48 kHz begrenzt wird, allerdings mussten wir im Test mehrmals kurze Aussetzer des Sekundär-Lautsprechers feststellen, sodass eine verkabelte Verbindung zwischen den beiden Lautsprechern nach Möglichkeit dringend zu empfehlen ist. Auf der Vorderseite gibts eine Status-LED, aber keinen Button. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil die KEF LSX II nur mit einer vom Nutzer auswählbaren Quelle aus dem Standby-Modus geweckt werden können.
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Details
Bevor die Lautsprecher mit einer anderen Quelle verwendet werden können, müssen Nutzer also die zugehörige Smartphone-App öffnen, und die Quelle auswählen. Werden die Lautsprecher über AUX angeschlossen, und bei niedriger Lautstärke verwendet, kann es passieren, dass sie sich während der Nutzung in den Standby-Modus versetzen. Wer die Lautsprecher über AirPlay nutzt, kann sich den Umweg über die App sparen, denn in diesem Fall werden die Lautsprecher automatisch vom Standby-Modus gestartet.
Die mitgelieferte Fernbedienung besteht aus Plastik mit billiger Anmutung, die Verbindung erfolgt über Infrarot statt Bluetooth, sodass die Steuerung nur mit direktem Sichtkontakt zu den Lautsprechern klappt. Die Quelle kann mit der Fernbedienung nicht gewechselt werden, stattdessen gibts nur Buttons, um die Lautstärke und die Wiedergabe zu steuern. Problematisch: Die Lautstärke-Buttons gedrückt zu halten, um die Lautstärke schneller zu wechseln, klappt oft nicht, die Buttons jeweils einzeln zu drücken ist keine Option, denn der Button muss über 120 Mal gedrückt werden, um von 0 auf 100 Prozent Lautstärke zu kommen.
Plastik und Hi-Fi vertragen sich nicht
Die KEF LSX II erreichen eine Lautstärke von 105 dB – das ist mehr als laut genug, um kleine bis mittelgroße Räume zu beschallen. In Anbetracht der kompakten Maße von 24 x 15,5 x 18 Zentimetern ist diese Lautstärke beeindruckend. Als Schreibtisch-Lautsprecher eignen sich die KEF LSX II aber nur bedingt, denn das Plastik-Gehäuse ist nicht dazu imstande, die Vibrationen bei hoher Lautstärke zu absorbieren.
Diese Vibrationen werden direkt an den Schreibtisch weitergegeben, was zu unschönen Störgeräuschen führt. Dass die Vibrationen derart schlecht eingedämmt werden können, ist bedauerlich, denn Hi-Fi-Lautsprecher wie die Bowers & Wilkins 805 D3 in dem für diesen Test verwendeten Referenz-System bieten ein Gehäuse, bei dem selbst bei voller Lautstärke keinerlei Vibrationen zu spüren sind.
Ob der KEF LSX P1 Tischstandfuß (ca. 159 Euro auf Amazon) hier Abhilfe schafft, konnten wir nicht testen, da uns die Standfüße nicht zur Verfügung gestellt wurden. Wer den notwendigen Platz hat, sollte aber über größere Standfüße wie die KEF LSX S1 (ca. 349 Euro auf Amazon) nachdenken, denn der Klang profitiert massiv von den reduzierten Vibrationen. Im Test haben wir die KEF LSX II mit Bowers & Wilkins FS-805D3 kombiniert, um den Klang zu beurteilen.
Der Klang überzeugt
KEF verbaut einen koaxialen Uni-Q-Treiber, der sich aus einem Tief-Mitteltöner aus Aluminium und Magnesium mit einem Durchmesser von 119 Millimetern an einem 70 Watt Verstärker und einem 19 Millimeter Aluminium-Hochtöner an einem 30 Watt Verstärker zusammensetzt. Laut KEF können so Frequenzen von 54 Hz bis 28 kHz wiedergegeben werden (+/– 3 dB). Ein Subwoofer kann optional über ein Cinch-Kabel angeschlossen werden.
Der Klang ist überzeugend. Die KEF LSX II verzerren selbst bei voller Lautstärke nicht, Musik wird detailreich wiedergegeben, von den Bässen bis zu den Höhen. Gerade die Bässe sind im Hinblick auf die Größe der Lautsprecher beeindruckend, wie etwa "Tanz aus der Reihe" von Silbermond schnell zeigt. Das Schlagzeug wird trocken und präzise wiedergegeben, während sich die Stimme von Stefanie Kloß klar vom kräftigen Gitarren-Sound abhebt.
Ein Test einer Lossless-Version von Agnes Obels "Fuel to Fire" zeigt erneut eine erstklassige Trennung von Stimmen und epochalen Gitarrenklängen sowie eine überraschend große und fein definierte Klangbühne, der Song zeigt aber auch die etwas helle Abstimmung des Hochtöners. Gerade in den Mitteltönen tun sich die KEF LSX II etwas schwer, Stimmen klar zu definieren, wie etwa die etwas dumpf klingenden Stimmen von Felix Brummer (Kraftklub) und Felix Schönfuss (Adam Angst) zeigen – Kritik auf hohem Niveau.
KEF schafft es aber, einen Klang zu liefern, der in der Preisklasse der LSX II absolut konkurrenzfähig ist – die kompakten Lautsprecher haben viel Power, der Koaxial-Treiber sorgt für detailreiche Höhen, die Bässe sind weitaus kräftiger, als man einem Lautsprecher dieser Größe zutrauen würde.
Fazit
Die KEF LSX II kombinieren ein attraktives Design mit einer breiten Anschluss-Vielfalt, einer erstklassigen App und einem überzeugenden Klang. Durch das Plastik-Gehäuse, das nicht mit Vibrationen klarkommt, lohnen sich die Lautsprecher aber nur in Verbindung mit Standfüßen. Wer neben AirPlay und der zugehörigen App mehr als eine zusätzliche Quelle regelmäßig verwendet, muss zwangsläufig auf die App zurückgreifen, um die Lautsprecher einzuschalten – umständlicher als nötig.
Die Fernbedienung ist nur begrenzt nützlich, sodass die Steuerung über die App deutlich komfortabler ist. Für den Preis von 1.499 Euro pro Paar stellt sich außerdem die Frage, ob sich der Aufpreis gegenüber der KEF LSX der ersten Generation für USB-C, HDMI, die vielseitige App und dem leicht optimierten Klang lohnt, denn die älteren Lautsprecher sind teilweise schon für unter 800 Euro zu finden. Wer mit den genannten Einschränkungen und dem hohen Preis leben kann, erhält mit den KEF LSX II aber ebenso kompakte wie schicke Lautsprecher, die Hi-Fi-Klang bieten.
Quelle(n)
Eigene