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IFA 2022 | Kurztest Anker Nano 3: Auch ein gutes Netzteil lädt keine störrischen USB-C-Notebooks auf

Ankers neue Nano-3-Netzteil-Serie ist kompakt und bietet 20 Volt. (Bild: Anker)
Ankers neue Nano-3-Netzteil-Serie ist kompakt und bietet 20 Volt. (Bild: Anker)
Ein kompaktes USB-C-Netzteil mit Power Delivery, das 20 Volt als Spannung liefern kann? Das bietet Ankers neues Nano-3-Netzteil alias 511 Charger. Doch wer glaubt damit wirklich jedes Notebook aufladen zu können, der irrt. Störrische Kandidaten versperren sich auch diesem Netzteil.

Kleine USB-Typ-C-Netzteile haben in der Regel ein Problem: Bei den Spannungen für den Standard USB Power Delivery (USB PD) werden insbesondere höhere Spannungen oft nicht unterstützt. Meist ist bei 5, 9 und 12 Volt Schluss, wobei 12 Volt ohnehin optional ist.

Ankers Nano 3 ist eine der wenigen Ausnahmen. Das Netzteil unterstützt USB PD auch auf der 15- und 20-Volt-Schiene mit 2 respektive 1,5 Ampere. Die 12-Volt-Schiene wird nicht angeboten. Damit unterscheidet sich das Nano 3 von dem kleinen Nano 2, das Notebookcheck bereits zusammen mit stärkeren Netzteilen der Nano-2-Familie im vergangenen Jahr getestet hat. Das Nano 3 eignet sich als äußerst kompaktes Netzteil auch für Notebooks – in der Theorie. Anker selbst vermarktet es als Smartphone oder Tablet-Netzteil.

Das Nano 3 liefert immerhin 30 Watt. Das reicht für die meisten mobilen Notebooks unterwegs für einfache Arbeiten und über Nacht zum Aufladen des Geräts. Und dank der 15 bis 20 Volt Spannung sollte es auch mit Notebooks arbeiten, die nur gewisse Spannungen zulassen. Das ist übrigens laut des USB IF eigentlich schlechtes Design. Wer 20 Volt entgegennimmt, sollte auch mit niedrigeren Spannungen zurechtkommen.

So handhabt das etwa Apple. Den Macbooks ist in der Regel egal, welche Spannung geliefert wird. Ob 5, 9, 15 oder 20 Volt: Es funktioniert alles. Macbooks lassen sich sogar ohne Power Delivery aufladen. Über USB Type C Current funktioniert das sogar zwischen Macbooks, sprich im Notfall kann ein Macbook ein anderes Macbook aufladen. Das geht auch mit einigen Windows-Geräten.

Wenn ein Notebook einem anderen Notebook Hilfe leistet

Um ein paar Beispiele aus dem Fundus von Notebookcheck zu nennen: Ein Macbook Pro M1 kann ein Surface Go mit 7,5 Watt aufladen. Der Weg in die andere Richtung funktioniert auch. Fujitsus Lifebook U729 kann das Macbook sogar mit 15 Watt aufladen und schaltet gar auf USB PD 3.0 (3A@5V). Soweit ist alles in Ordnung.

Aber andersherum gehört das Fujitsu Lifebook, wie einige andere Notebooks, zu jenen in der Windows-Welt, die ungern von schwachen Netzteilen geladen werden. Das Fujitsu-Notebook baut zwar eine Verbindung auf und handelt mitunter laut Messgerät auch Power Delivery aus, doch egal was der Anwender tut, es will einfach nicht aufladen.

Aber wie schaut es nun mit dem 30-Watt-Netzteil von Anker aus? Während der Ifa hat Notebookcheck es mit einigen Geräten probiert. Leider sind die Ergebnisse durchwachsen. Von Notebooks, die sich hervorragend damit aufladen lassen über Notebooks, die zumindest so etwas wie eine Erhaltungsladung im Betrieb schaffen, bis hin zum kompletten Versagen.

Anker ist hier kein Vorwurf zu machen, der Hersteller vermeidet wohl bewusst die Bewerbung als Notebook-Netzteil, auch wenn seitens des Standards nichts gegen den Einsatz spricht. Aber nun die Ergebnisse des Kurztests im Detail.

Macbook und Surface Go ohne Schwierigkeiten

Wie zu erwarten machte ein Macbook Pro M1 13 keinerlei Probleme. Egal ob das Notebook zugeklappt ist oder damit gearbeitet wird: Das Anker Nano 3 ist eine gute reisetaugliche Alternative und die 30 Watt reichen für das Arbeiten locker aus. 20 Volt handeln Notebook und Netzteil erfolgreich miteinander aus.

Selbiges gilt für Microsofts Surface Go, das zugegebenermaßen eher ein Tablet ist. Aufgrund des Alters und des Umstands, dass es noch zu den Geräten gehört, die sogar ein dediziertes proprietäres Netzteil haben, ist das Ergebnis dennoch bemerkenswert. Microsoft hat hier alles richtig gemacht.

Schwieriger wird es dann mit Notebooks von Lenovo. Ein kurzer Test mit dem Thinkpad X13s, dem ARM-Notebook von Lenovo, zeigte maximal 8 Watt an. Ein Protokoll wurde nicht angezeigt (unknown). Mutmaßlich wurde nur USB Type C Current unterstützt.

Ähnlich schwierig war es bei einem weiteren, kurz getesteten Intel-basierten Lenovo-Notebook (Ideapad Flex 5). Hier schwanken die Werte zwischen den vollen 30 Watt im zugeklappten Zustand bis hinunter zu vier bis fünf Watt im Betrieb. Das würde nur mit Müh und Not einer Erhaltungsladung entsprechen. Je nach Energiespareinstellung verhielt sich das Notebook auch unterschiedlich am Netzteil.

Komplett versagt hat das Fujitsu Lifebook U729. Ein Notebook, von dem bekannt ist, dass es nur mit 20 Volt arbeitet. Das Lifebook war nicht mal in der Lage mehr als 5 Volt auszuhandeln. Auch das – nicht empfehlenswerte – manuelle Setzen von 20 Volt sorgte für kein positives Ergebnis. Offenbar wollen Fujitsu-Notebooks nicht nur eine gewisse Spannung, sondern auch eine gewisse Stromstärke, die natürlich nicht dokumentiert ist.

Fazit

Ankers neues Nano 3 ist prinzipiell ein guter Reisebegleiter. Vom technischen Standpunkt spricht eigentlich nichts gegen das kompakte Netzteil, außer, dass es aufgrund seiner Kompaktheit nur 30 Watt liefert. Doch unterwegs beim Reisen braucht nicht jeder ein 60-, 100- oder 140-Watt-Netzteil. Insbesondere wenn die Nachtruhe zum Laden völlig ausreicht.

Wer in der Apple-Welt unterwegs ist, der kann das Netzteil noch am effizientesten einsetzen. Probleme sind mit USB-C-Hardware eher nicht zu erwarten, auch wenn ein Kurztest natürlich nicht alle Szenarien abdecken kann.

In der Windows-Welt wird es dann kompliziert. Vor allem Laien werden kaum herausfinden können, warum das eine 20-Volt-USB-PD-Netzteil das Notebook auflädt, das andere aber gar nichts tut. Wenn Laien denn überhaupt von dem USB-C-Chaos rund um Power Delivery wissen.

Aber auch versierte Notebook-Nutzer werden ihre Schwierigkeiten haben, herauszufinden, ob das eigene Notebook mit dem 30-Watt-Netzteil geladen werden kann. Die Datenblätter sind in der Regel wenig aufschlussreich, um etwas über die Kompatibilität zu sagen.

Es gibt also nur Hinweise, etwa andere Personen, die ihre Erfahrungen innerhalb einer Herstellerfamilie teilen. Tendenziell kann zudem gesagt werden, dass schwächere Windows-Tablets eher mit dem Nano-3-Netzteil arbeiten als große Workstation-Notebooks. Probleme, wie mit dem sehr leichten und sparsamen Fujitsu Lifebook U729, deuten aber darauf hin, dass man mit generellen Aussagen lieber vorsichtig ist.

Es bleibt dann nichts weiter übrig außer Trial & Error. Wer ohnehin ein kleines Netzteil für sein Smartphone sucht, hat zumindest ein geringes Risiko, wenn beim Test das Notebook nicht oder nicht mit voller Leistung laden will. Alle anderen testen lieber im Bekanntenkreis ihr Windows-Notebook mit diversen USB-C-Netzteilen. Das ist und bleibt anscheinend weiter ein Weg zum idealen Notebook-Netzteil, wenn es um den Universalstandard USB Power Delivery geht.

Das Anker Nano 3 ist bereits im Handel verfügbar und kostet rund 25 Euro. Obacht ist jedoch beim anderen Produktnamen (Charger 511) notwendig. Unter diesem Namen werden auch ältere Nano-Netzteile angeboten, die jedoch kein so umfangreiches Spannungsangebot haben.

Offenlegung: Das hier getestete Produkt wurde dem Autor kostenlos vom Hersteller zur Verfügung gestellt.

Das Nano 3 funktioniert am Macbook Pro M1 ohne Einschränkungen. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Das Nano 3 funktioniert am Macbook Pro M1 ohne Einschränkungen. (Foto: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Am Fujitsu Lifebook U729 passiert nichts. (Bild: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
Am Fujitsu Lifebook U729 passiert nichts. (Bild: Andreas Sebayang/Notebookcheck.com)
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Autor: Andreas Sebayang,  7.09.2022 (Update:  2.12.2022)