Kommentar: Dyson-Promotion-Videos auf YouTube zeigen ein wachsendes Problem der Reviewer-Gemeinschaft
Wo bekommt man als Nutzer Experteninformationen zur neuesten Technologie? Ich hoffe natürlich, dass Sie regelmäßig Notebookcheck besuchen, um unsere Testberichte zu lesen (unverschämt, nicht?), doch weiß ich auch, dass ein Großteil der Menschen gerne Testberichte in Form von Videos ansieht. Das hat einen guten Grund: Ein Video kann unterhaltsamer sein, und ist oft einfacher nebenbei anzusehen oder anzuhören, während ein langer Text, gespickt mit zahlreichen Benchmarks und Messungen, aktive Aufmerksamkeit verlangt.
YouTube ist eindeutig der König der Videoplattformen, und seine Hofdamen und Herren haben großen Einfluss auf das an Technologie interessierte Volk. YouTuber wie iJustine, Austin Evans, Linus Tech Tips und Dave 2D haben jeweils über eine Million Abonnenten, sind also die "Rockstars" der Szene. Es ist daher offensichtlich, dass diese Kanäle einen hohen Einfluss auf die Kaufentscheidungen von Tausenden von Konsumenten haben. Deshalb bereitet mir die Welle an Dyson-Videos, die gestern YouTube überschwemmt hat, große Sorgen.
Gestern haben mindestens fünf große YouTube-Technik-Kanäle Videos über den neuen kabellosen Dyson-Cyclone-V10-Absolute-Staubsauger hochgeladen. Jedes dieser Videos wurde von Dyson gesponsert, worauf in den Videos oder deren Beschreibung auch hingewiesen wurde. Grundsätzlich ist natürlich nichts Falsches daran, ein gesponsertes Video zu machen, um sich zu finanzieren. Doch wenn YouTuber, die üblicherweise Smartphones und Laptops testen, jetzt alle einen Staubsauger bewerben, löst das ein wenig Stirnrunzeln aus.
Wir erweitern unser Team und suchen News-Redakteure sowie Unterstützung für unsere Video-Produktion im Raum Hamburg.
Details
Nur um klar zu sein: Der Cyclone V10 scheint ein ausgezeichneter Staubsauger zu sein. Allerdings präsentieren all diese Videos den Staubsauger als "Must-Have"-Gerät. Das Problem daran ist, dass diese Testberichte nicht unparteiisch sind. Diese Kanäle wurden dafür bezahlt, den Dyson Cyclone V10 zu bewerben und in ein positives Licht zu stellen, ohne dabei etwaige Kritikpunkte anzusprechen, die daraus einen objektiven Testbericht gemacht hätten. Die "Testberichte" sind recht oberflächlich, und bestehen hauptsächlich aus einem Herunterrattern der Marketingtexte und einer Vorführung des Geräts unter einfachen Konditionen (z.B. um Staub von einer glatten Oberfläche zu entfernen). Ein unvorsichtiger Zuseher denkt nach diesen Videos möglicherweise, dass der Cyclone V10 der absolut beste Staubsauger der Welt sei, und keine Probleme hätte. Das kann schon sein, doch jeder, der jemals ein Gerät länger als einen Monat verwendet hat, wird bestätigen, dass das perfekte Gerät nicht existiert. Jede Art von Technologie hat Schwächen und Probleme. Diese Videos ignorieren diese jedoch. Die meisten erwähnen nicht einmal Nachteile des Staubsaugers, wie zum Beispiel seine relativ kurze Akkulaufzeit von 60 Minuten, oder seinen extrem hohen Kaufpreis. Es gibt auch zum halben Preis des Cyclone V10 zuverlässige kabellose Staubsauger, die für die Bedürfnisse der meisten Verbraucher mehr als ausreichen würden. Diese werden jedoch nicht erwähnt.
Ich wiederhole, es ist völlig in Ordnung, ein gesponsertes Video zu machen, um die Kosten und Mitarbeiterlöhne zu decken, die benötigt werden, um Videos in hoher Qualität kostenlos zur Verfügung zu stellen. Allerdings ist der werbende Charakter dieser Videos enttäuschend. Sie wirken größtenteils wie einfache Schleichwerbung für einen 600-Euro-Staubsauger, der wahrscheinlich für durchschnittliche Verbraucher überflüssig wäre.
Dass Unternehmen im Gegenzug für Publicity Testern und Influencern kostenlose Produkte zusenden, ist Usus. Manchmal erhalten dieser Tester auch eine zusätzliche Entschädigung vom Unternehmen. Allerdings sollte hervorgehoben werden, dass diese Produkte teilweise mit strengen "Richtlinien für den Testbericht" kommen, die negative Kritik von bestimmten Aspekten des Geräts verbieten. Auch Notebookcheck erhält ab und zu solche Anfragen - ein Unternehmen bittet uns, gemäß einer von ihnen gelieferten Vorlage, einen Testbericht zu schreiben, und bietet im Gegenzug dafür das Produkt oder andere Entschädigungen. Wird erwartet, dass der Testbericht bestimmte Richtlinien befolgt, lehnen wir das Angebot ab, um unsere Seriosität als Tester zu schützen und somit möglichst objektive Informationen zu bieten.
Es ist nicht das erste Mal, dass solche Reviews in der Tech-YouTuber-Community auftreten, doch dies ist einer der schlimmeren Fälle. Der Trend zu Video-Testberichten, die von den Herstellern der getesteten Geräte finanziert werden, nimmt zu. Solche Beziehungen könnten die Objektivität der Tester beeinflussen, und ein mittelmäßiges oder schlechtes Produkt als ausgezeichnet darstellen. Aus genau diesem Grund erklären manche YouTuber, wie zum Beispiel Lon Seidman, zu Beginn jedes Testberichts ganz genau, wie sie zu diesem Gerät gekommen sind. Auch wir geben am Ende jedes Testberichts an, wer uns das Gerät zur Verfügung gestellt hat. Hoffentlich wirkt die "Dysoncopalypse" als Warnsignal für Viewer von YouTube-Tech-Reviews, um zusätzlich zu den Videos des Lieblingstesters auch noch weiter über Geräte nachzuforschen.
Leser und Zuschauer können einiges tun, um sich selbst vor Promotionen, die sich als Testberichte verkleiden, zu schützen. Erstens finden Sie heraus, ob der Inhalt ein wirklicher Testbericht ist, oder ob er von einem bestimmten Sponsor finanziert wurde. Als Nächstes forschen Sie etwas über den Autor nach. Wie hat er oder sie das getestete Produkt erhalten, und wird diese Information angegeben? Schließlich denken Sie daran, dass die Wahrscheinlichkeit einer einseitigen Berichterstattung höher ist, wenn der Inhalt gesponsert wurde.
Ironie an: Dieser Staubsauger hat auch unser Leben GERETTET!
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