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Kolumne: Apple iPad - Die 10 nervigsten Mängel des iPad

von Ronald Tiefenthäler 28.01.2010

"overhyped?"

Monatelang sorgte Apples Tablet-PC nun schon für wilde Spekulationen und füllte gleich seitenweise die Gazetten. Den ersten Erfolg kann Apple-Chef Steve Jobs also sofort verbuchen:  Apple konnte sich mehrere Monate lang über ein enormes und dabei kostenloses Medieninteresse freuen.

Apple | iPad
Apple | iPad

Am gestrigen Mittwoch hat Steve Jobs dann endlich das mit Spannung erwartete Multimediagerät im Yerba Buena Center for the Arts in San Francisco vorgestellt: „Wir nennen ihn iPad“. Unter tosendem Applaus präsentierte der Apple-Chef in der Halle seinen neuen Tablet-PC, während hunderttausende über das Internet versuchten, auf einem der zahlreichen Streaming-Portale wenigstens ein paar Blicke auf Live-Bilder zu erhaschen.

Netbooks sind indes für Jobs kein Thema. So wird Jobs mit den Worten zitiert, „... Netbooks aren't better at anything ..." und „... Netbooks will have a hard time justifying themselves in this market ...“. Was Apples Firmenchef damit meint ist klar: Der iPad soll sich als Tablet-PC neben Notebooks und Smartphones als dritte Produktkategorie etablieren. Aber: Jobs verkennt dabei, dass gerade der Vergleich mit Netbooks auch die großen Schwächen seines iPads offenbart – siehe Abrechnung unten.

Trotzdem prophezeien zahlreiche Marktbeobachter Apple mit dem neuen Tablet-PC iPad einen ähnlichen Markterfolg wie schon mit dem iPhone. Das hört vor allem die Medienbranche gerne, erhoffen sich die Verlage doch mit dem iPad eine lukrative Einnahmequelle für kostenpflichtige Inhalte von digitalen Zeitschriften und Zeitungen.

So beobachten auch deutsche Medienunternehmen mit Argusaugen die Zusammenarbeit von Apple und der „New York Times“. Ein Manager der „New York Times“ führte beim Event dann auch gleich live vor, wie die Zeitung von morgen auf dem iPad aussehen soll. Die Vision ist klar: Der iPad soll dem Gesamtmarkt für elektronische Publikationen, zu dem beispielsweise auch digitale Zeitungen gehören, zum Durchbruch verhelfen.

E-Books als Massengeschäft, digitale Zeitungen ergänzt um kostenpflichtigen Content wie hochauflösende Videos und interaktive Grafiken. Logisch – da will niemand den Zug verpassen. Apple erhält aber auch Unterstützung aus der Entertainment- und Spielebranche. Schwergewichte wie Electronics Arts (EA) zeigen bereits an den iPad angepasste Spiele wie das Rennspiel Need for Speed: Shift.

Apple | iPad
Apple | iPad
Apple | iPad - 13,4 Millimeter, 680 Gramm, 499 US-Dollar

Aber schon kurz nach Bekanntgabe der offiziellen technischen Details des iPad machte sich inmitten der üblichen Begeisterungsstürme der Apple-Fanboys bei so manchem Event-Beobachter auch ein Stirnrunzeln breit. Ist das Gesamtpaket von Apples Multimedia-Tablet wirklich revolutionär oder wurde das iPad schlicht „overhyped“? Wir haben uns schon vor den ersten Hands-On-Tests in der Redaktion Gedanken zum neuen iPad gemacht. Hier unsere Analyse.

Unsere Top-10 der nervigsten iPad-Schwächen

1. 4:3- statt Breitbild-Format?
Unverständlich: Warum hat Apple für das Display des iPad das 4:3-Format gewählt? Viele Multimedia- und Videoinhalte werden heute im 16:9-Bildformat erstellt. Das 4:3-Bildformat ist für moderne Multimedia-Geräte und Tablet-PCs schlicht überholt. Wer will seine Blockbuster und Lieblingsfilme denn an den Seiten beschnitten oder gestaucht genießen?

2. Keine Webcam an Bord
Bei mobilen Endgeräten ist eine Webcam heute Pflichtprogramm. Denn Video-Chats werden von allen gängigen Instant-Messaging-Clients wie AIM (AOL Instant Messenger), ICQ und Telefonanwendungen wie Skype unterstützt und gehören zur modernen Kommunikation einfach dazu. Nicht so bei Apple: Mikrofon eingebaut, Webcam vergessen.

3. Kein Multitasking
In Zeiten von Facebook, Myspace, Skype, Twitter und Multimedia eigentlich undenkbar: Praktisches Arbeiten ohne Umschalten zwischen einzelnen Anwendungen? Der Anwender ist heute gewohnt, mehrere Anwendungen gleichzeitig zu bedienen. Zeit ist schließlich Geld und mit dieser Einschränkung beim „echten Multitasking“ lassen sich Netbooks sicher nicht ersetzen, Herr Jobs. Was hat sich der Apple-Chef nur dabei gedacht?

4. Fehlende Unterstützung für Adobes Flash
Was beim Smartphone iPhone noch durchgeht, ist für ein Multimedia- und Surfgerät schlicht ein No-Go: Das iPad bietet derzeit keine Unterstützung für Adobes Flash. Die fehlende Flash-Unterstützung dürfte angesichts der auf Webseiten überall anzutreffenden Flash-Animationen und -Filme eine herbe Enttäuschung für alle Anwender sein.

5. Suboptimale virtuelle Tastatur
Nicht nur Apple-Fans hätten sich beim neuen iPad auch bei der virtuellen Tastatur Innovationen hinsichtlich Bedienbarkeit und Ergonomie erwartet. Daher ist die Enttäuschung über die praktische Umsetzung der virtuellen „Klaviatur“ beim aktuell vorgestellten iPad verständlich. Getippt wird im Hochformat und das Schreiben gerät durch die (virtuelle) Tastenanordnung wohl auch beim iPad zur unbequemen Schwerarbeit.

6. Keine drahtlose Synchronisation
Das iPad verfügt über schnelle Drahtloskommunikation via Bluetooth, WLAN und gegen Aufpreis gibt es bei einigen Modellen auch schnelles Internet via UMTS dazu. Die Datensynchronisation muss der Anwender dann aber über das mitgelieferte, spezielle „Dock-Connector-auf-USB-Kabel“ vornehmen. Hallo?

7. Umständliche Adapter für Peripherie
Apples iPad bietet bis auf den Kopfhöreranschluss und den 30-poligen Docking-Port keine weiteren Anschlussoptionen – den SIM-Kartenslot bei den UMTS-Modellen nicht eingerechnet. Für den Anschluss an einen anderen Rechner via USB muss das unhandliche USB-Adapterkabel verwendet werden. Selbst zur Stromversorgung an der Steckdose ist ein Adapterkabel (mitgeliefert) nötig.

8. Kein Mac OS X
Das Betriebssystem (OS) des iPad basiert auf dem iPhone OS. Viele Nachteile wie das sehr eingeschränkte „Multitasking“ und die fehlende Flash-Unterstützung sind damit hausgemacht. Apple hat es schlicht versäumt, dem iPad ein „echtes“ Betriebssystem (OS) wie Mac OS X zu spendieren. Ob dafür die spezielle Apple-A4-Recheinheit als System-on-a-Chip (SoC) dann genug Rechenleistung hätte ist aber ungewiss.

9. Kein integrierter Kartenleser und kein USB
Apple hat es nicht geschafft, dem iPad einen Kartenleser einzupflanzen. Wieder müssen Adapter herhalten. Diesmal aber gleich zwei als „Camera Connection Kit“ für den Docking-Anschluss des iPad. Ein Adapter für SD-Speicherkarten, der andere dient als Adapter für USB-Geräte. Ob der USB-Anschluss auch für USB-Peripherie wie externe Festplatten und Speicher-Sticks taugt ist derzeit unklar. Laut Apple lassen sich damit lediglich „Fotos und Videos“ von Digitalkameras übertragen.

10. Kein HDMI
Auch beim Thema Home-Entertainment ist das Apple iPad nicht auf der Höhe der Zeit. So fehlt Jobs Multimedia-Tablet eine integrierte digitale Schnittstelle zur Übertragung von HD-Content. HD-Videos lassen sich zwar von iTunes herunterladen, dann aber nicht verlustfrei auf dem hochwertigen LCD- oder Plasma-TV im Wohnzimmer wiedergeben.

Die Liste der Schwächen von Apples neuem Tablet-PC iPad lässt sich noch weiter fortführen. So wird man es zwar locker verschmerzen können, dass das neue iPad nun doch kein integriertes Telefon an Bord hat. Schwerer wiegt da wohl schon, dass das iPad lediglich Anwendungen aus dem Apple App-Store unterstützt und Apple damit wieder ein geschlossenes „Ecosystem“ schafft. Das macht beispielsweise Verlage, die sich auf  Apples iBooks im iTunes-Shop einlassen auch gleich wieder ein Stück abhängig.

Fazit

Auf der Haben-Seite kann Apples iPad sicher den Einstiegspreis von rund 500 US-Dollar verbuchen. Branchenbeobachter gingen noch während des Events vor Bekanntgabe der offiziellen Verkaufspreise von knapp 1000 US-Dollar für das Basismodell aus. Bei näherer Betrachtung der Ausstattung relativiert sich dann allerdings der Preis – besonders der für die UMTS-Modelle.

Unterm Strich ist es Apple mit dem iPad aber gelungen, ein schickes und einfach zu bedienendes Multimedia-Gerät auf den Markt zu bringen. Keiner beherrscht das Marketing besser und keiner macht Apple derzeit in punkto einfacher Bedienbarkeit etwas vor. Allerdings ist das iPad zu diesem Zeitpunkt sicherlich noch kein ausgereiftes Produkt. Besonders bei Details und den wichtigen Multimedia-Funktionen hat Apple gepatzt und macht seinem Tablet-PC dadurch den Start unnötig schwer.

Verhilft der Apple iPad dem E-Paper zum Durchbruch?
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Kommentar von J. Simon Leitner
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Autor: Ronald Thiefenthäler, 28.01.2010 (Update:  6.06.2013)