Jugendschutz auf Laptops, Smartphones und Tablets - Reform des JMStV nimmt Betriebssystem-Anbieter in die Pflicht
Mit einer erneuten Reform des Jugendmedienschutz-Staatsvertrags (JMStV) werden die Anbieter von Betriebssystemen wie Windows, MacOS, Android und iOS künftig stärker in die Pflicht genommen. Ziel ist es, Kinder und Jugendliche besser vor schädlichen Inhalten im Internet zu schützen.
Konkret bedeutet das: Auf PCs, Laptops und Smartphones muss bereits auf der Ebene des Betriebssystems eine Jugendschutzvorrichtung integriert sein. Die Installation von Apps soll nur noch über Plattformen wie App-Stores möglich sein, die ein anerkanntes Bewertungssystem der Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) verwenden und die Altersfreigabe berücksichtigen. So soll sichergestellt werden, dass nur altersgerechte Inhalte konsumiert werden können.
Politik hinkt der Realität hinterher
Tatsächlich hinkt die Politik mit dieser Reform der Realität hinterher. Denn die meisten gängigen Betriebssysteme verfügen bereits über wirksame Jugendschutzfilter. Android, FireOS, MacOS und Windows bieten umfangreiche Möglichkeiten, den Zugriff auf Inhalte und Apps einzuschränken. Auch viele Linux-Distributionen haben entsprechende Funktionen integriert. Die Einrichtung dieser Filter ist in der Regel unkompliziert. Chromebooks wie das kürzlich von uns getestete Acer Chromebook 514 und einige Android-Smartphones fragen etwa gleich bei der Ersteinrichtung, ob hier ein Kind das Gerät nutzen soll und führen dann durch eine leicht verständliche Ersteinrichtung. Anschließend bietet sie einen wirksamen Schutz vor Inhalten, die für Kinder ungeeignet sind.
Eltern bleiben in der Verantwortung
Trotz der neuen Regelungen bleibt der sichere Umgang mit Medien in erster Linie Aufgabe der Eltern. Der JMStV nimmt ihnen nicht die Verantwortung ab, sich aktiv mit dem Medienkonsum ihrer Kinder auseinanderzusetzen.
Eine hilfreiche Anlaufstelle für Eltern ist die Website www.medien-kindersicher.de. Hier finden sie Anleitungen und Tipps, wie sie Smartphones, Tablets, PCs, Router, Smart-TVs, Spielekonsolen, Smartwatches und Smartspeaker kindersicher machen können. Die Webseite ist gut sortiert und bietet einfach zu verstehende Schritt-für-Schritt-Anleitungen zur Einrichtung eines wirksamen Jugendschutzes.
Frühzeitig Medienkompetenz fördern
Es ist wichtig, Kinder frühzeitig an den verantwortungsvollen Umgang mit Medien heranzuführen. Filter für Inhalte, Bildschirmzeitbegrenzer und die gemeinsame Mediennutzung mit den Eltern sind wichtige Instrumente. Kinder sollten nicht uneingeschränkt und unbeaufsichtigt vor dem Bildschirm sitzen.
Kritik am neuen JMStV
Es gibt jedoch auch kritische Stimmen zur Reform des JMStV. Experten bemängeln, dass die geplanten Filter zu ungenau sein könnten und auch unbedenkliche Inhalte blockieren würden. Vor allem, weil auch unbedenkliche Inhalte fortan auch als solche markiert werden müssen. Zudem sei die technische Umsetzung schwierig und die Altersverifikation der Nutzer problematisch. Kritiker befürchten einen unverhältnismäßigen Eingriff in die Freiheit der Internetnutzung und bezweifeln den praktischen Nutzen der Maßnahmen. Dass, das Blockieren unbedenklicher Inhalte vorkommen kann, zeigen die Änderungen auf Steam. Hier sind mittlerweile viele Spiele für deutsche Nutzer nicht mehr verfügbar, weil ihre Entwickler keine Alterseinstufung angegeben haben.