Das Jolla-Smartphone gehört mit seinem 4,5 Zoll qHD-Display mit einer Auflösung von 960 x 540 Pixeln, 1,4 GHz Dualcore-Prozessor und 1 GB RAM zur unteren Mittelklasse. 16 GB interner Speicher und der 2.100 mAh Akku holen ebenso niemanden mehr hinter dem Ofen hervor, schon gar nicht in der kalten Jahreszeit. Immerhin gibt es einen microSD-Slot und LTE-Unterstützung. Der Preis von rund 400 Euro für das Jolla-Smartphone hat sich gewaschen. Dafür gibt es einige besondere Features.
Sailfish noch unfertig
An erster Stelle steht dabei das neue Betriebssystem Sailfish. Sailfish stammt von ehemaligen Nokia-Mitarbeitern und beruht auf dem mobilen Betriebssystem MeeGo, das Nokia nach dem N9 Smartphone schnell aufgegeben hat. Stattdessen ist Nokia auf Windows Phone umgestiegen. Die Besonderheit von Sailfish besteht auf dem Gesten-fixierten Eingabesystem. Das Jolla-Smartphone verzichtet sowohl auf physische Navigationsbuttons, als auch auf Soft Keys, die bei Android unten eingeblendet werden. Zunächst weiß man also nicht, wie man in den Menüs navigieren soll. Man muss es lernen.
Um beispielsweise von einer App zum Homescreen zu wechseln, muss man die App von einer Seite aus „wegwischen“. Um sie zu schließen, wischt man auf dem Touchscreen von oben nach unten. Um seine Updates in sozialen Netzwerken und Nachrichten im Blick zu haben, muss man von unten nach oben wischen, ohne die aktuelle App beenden zu müssen. Am ehesten ist Sailfish mit der BlackBerry 10 OS zu vergleichen, das ebenso stark auf Gesten setzt.
Man könnte sich vorstellen, dass die Bedienung einmal sehr schnell funktionieren könnte, sobald die Bugs der Beta-Version verschwunden sind. Ein großer Vorteil ist jedenfalls die Möglichkeit, Android-Apps aus Drittanbieter-Shops installieren zu können. Laut PC Advisor stürzen die allerdings noch gelegentlich ab. Immerhin schreibt das Magazin auch: „Von der Navigation abgesehen läuft Sailfish flüssig und sieht visuell angenehm aus.“ Die britischen Kollegen von Engadget waren eher genervt von Sailfish: „Sailfish ist nicht nett zu Anfängern und die Wischgesten fühlen sich weder natürlich noch sonderlich effizient an, wenn es um die Interaktion mit der Benutzeroberfläche geht.“
Smartphone aus zwei Hälften
Von Sailfish abgesehen hat sich Jolla ein weiteres innovatives Feature ausgedacht: Das Smartphone besteht aus zwei Hälften, wobei man die Rückwand-Hälfte komplett abnehmen kann. Nicht nur darum, um den Akku auszutauschen. Man kann auch die Rückwand gegen eine Hälfte mit einer anderen Farbe wechseln. Tut man dies, ändert sich automatisch die farbliche Gestaltung von Sailfish. Das Ganze scheint via NFC zu funktionieren.
Außerdem gibt es einen speziellen Anschluss am Smartphone für beispielsweise Tastaturen. Was genau Jolla damit machen will, hat das Unternehmen aber für sich behalten. Die 8 Megapixel-Kamera – eine 2 MP Frontkamera ist auch an Bord – macht Smartphone-typisch relativ gute Aufnahmen bei Tageslicht, aber nicht bei einer düsteren Umgebung, schreibt jedenfalls Engadget.
Fazit und Ausblick
Die Amerikaner von CNET sind optimistisch und bescheinigen Jolla einen „anständigen Start“. Trusted Reviews sieht das ähnlich und befindet, dass Jolla wenigstens ein solides Nischendasein verdiene. Nur Engadget ist mit Sailfish noch gar nicht einverstanden.
Das Jolla-Smartphone stammt aus Finnland und soll auch in anderen europäischen Ländern erscheinen. Mehr noch: Auch Sailfish soll unabhängig von Jollas eigenen Smartphones für Android erscheinen, wie GSM Arena berichtet. Man wird Sailfish also auch auf seinem Android-Smartphone installieren können. Stellt sich die Frage, wer dann noch die 400 Euro für Jollas Eigenproduktion locker macht. Das Unternehmen plant allerdings weitere Smartphones, die technisch wohl eher auf Höhe der Zeit sein werden. Hier sehen Sie einen älteren Einblick in das Sailfish-Betriebssystem von Engadget, ein Testvideo gibt es noch nicht: