Intel Optane Memory: Erste Tests mit gemischten Resultate
Mit 3DX Point kündigte Intel nicht weniger als eine echte Speicher-Revolution an, nun sind erste Testberichte für die erste Implementierung der Technologie für Endanwender erschienen. Vorerst beliefert Intel offensichtlich ausschließlich amerikanische Medien mit Testmustern - sobald sich dies ändert, wird auch auf Notebookcheck ein entsprechender Test erscheinen.
Die M.2-Module mit vergleichsweise geringer Speicherkapazität von aktuell maximal 32 GByte sollen keinen vollwertigen und eigenständigen Massenspeicher darstellen, sondern die Performance einer gekopppelten Festplatte (massiv) steigern. Intel selbst bewirbt die Vorteile auch in Kombination mit einer klassischen Magnetfestplatte - die praxisrelevanten Vorteile gegenüber einer allein eingesetzten SSD sind den Testberichten zufolge dementsprechend auch auf sehr spezielle Anwendungsszenarien beschränkt.
Im von Intel angestrebten Nutzungsszenario als Ergänzung zu einer Festplatte, können sowohl The Tech Report als auch Gamespot große Leistungssprünge vermelden. So sinkt die Boot-Zeit von Windows 10 im Gamespot-Test von gut 35 auf knapp 28 Sekunden. Die Programmstartzeiten sinken sogar noch stärker, so etwa im Falle von Googles Chrome-Browser auf ein Zehntel. Im Test von The Test Report startete Windows 10 zudem schneller als von der SATA-SSD Trion 150 von OCZ. Gleichwohl greift der Performancevorteil erst beim zweiten Boot oder Programmstart, denn der Optane Memory benötigt eine (kurze) Phase der Konditionierung. Für häufig regelmäßige genutzte Programme und das Betriebssystem bewirkt der Speicher dann aber eine sinnvolle Geschwindigkeitssteigerung. Der geringe Abstand zu einer (M.2-)SSD rechtfertigt den vergleichsweise hohen Preis nur bedingt.
In den zwar weniger praxisrelevanten, aber weitaus fordernden synthetischen Benchmarks ergibt sich hingegen ein deutlich gemischteres Bild: So bleibt die maximale, sequenzielle Datenübertragungsrate auch aufgrund des durch die Schnittstelle bedingten Flaschenhalses mit knapp über 1.400 MByte/s lesend und 297 MByte/s deutlich hinter der Leistung moderner M.2-SSDs zurück, ist bei lesendem, wahlfreien Zugriff auf kleine Dateien aber extrem hoch.
In diesem anspruchsvollen Szenario erreicht der Optane Memory bei The SSD Review knapp 205 MByte/s, die professionelle PCI-SSD Kingston DCP1000 schafft lediglich 41,5 MByte/s. Schreibend hingegen bleibt Intels-Cache-Speicher mit knapp 130 MByte/s rund 40 MByte/s hinter der DCP1000 zurück - für einen Cache ist dies aber kein signifikantes Problem. Auch die Latenz des Optane Memory ist bei zufälligen Zugriffen um mindestens eine Zehnerpotenz besser.
Fazit - teurer HDD Cache
Auch wenn wir die Zahlen aktuell selbst nicht verifizieren können, lassen die Tests der durchweg vertrauenswürdigen Quellen auch für uns ein erstes Fazit zu. Optimistisch betrachtet erhalten Nutzer mit dem Optane Memory die Möglichkeit, die allgemeine Systemgeschwindigkeit in Kombination mit einer HDD deutlich zu steigern. Nüchtern betrachtet sehen wir den Markt für ein derartiges Produkt allerdings nicht - der Optane Memory ist mit aktuell rund 70 respektive 110 Euro (16/32 GByte) schlicht teuer, eine Festplatte oder SSD nichtsdestotrotz nötig - für nur wenige Euro mehr gibt es bereits M.2-SSDs. Zudem erfordert Optane Memory eine Kaby Lake-CPU nebst aktuellen Chipsatz. Nutzer, die ein solches System derzeit ohne SSD betreiben, dürften eher kein Interesse an einen teuren Cache-Speicher haben.
Die Möglichkeit zur Nutzung als eigenständiges Laufwerk ist nur bei einer für Privatanwendern extrem seltene Notwendigkeit nach einer hohen Performance nach zufälligen Lesezugriffen sinnvoll und dürfte in der Praxis keine Rolle spielen. Nichtsdestotrotz hat Intel mit dem Optane Memory nun den tatsächlichen Beweis geliefert, dass 3D XPoint durchaus Potential besitzt - eine weite Verbreitung im Massenmarkt ist aber (noch) nicht abzusehen. Nicht unerwähnt soll auch bleiben, dass der Optane Memory mangels effizientem Energiemanagement sowohl im Leerlauf als auch unter Last rund ein Watt aufnimmt. Ökonomisch ist das zwar irrelevant und auch in Notebooks kein großes Laufzeitproblem, zeugt allerdings nicht unbedingt von weitreichender Optimierung.