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InfiRay P2 Wärmebildkamera für das Smartphone im Praxis-Test: Mini selbst mit Makroobjektiv

Miniaturisiert.

Kaum größer als eine 2-Euro-Münze und eine hochwertige Wärmebildkamera. Das ist die InfiRay P2. Von –20 °C bis 550 °C warmen Objekten erstellt sie Wärmebilder mit einer hohen Auflösung von 256 × 192 Pixeln. Ein optionales Makroobjektiv hilft zudem dabei, kleinste Wärmequellen zu finden.

Bei Notebookcheck nutzen wir für unsere Wärmebilder in den Testberichten von Laptops und Smartphones normalerweise die Flir One Pro von Teledyne. So muss sich die kleine Wärmebildkamera von Infiray im Test auch gewissermaßen unserem Standardgerät stellen. Dabei sollte man gleich anmerken, dass sowohl der US-Hersteller Teledyne als auch InfiRay aus China Marktführer im Bereich des Thermal Imaging sind. InfiRay bietet seit Jahren Innovationen im Bereich der Energieaufnahme und der Auflösung von Wärmebildkameras, unterstützt Open-Source-Entwickler und bietet sowohl für Industrieanwendungen als auch für Endanwender eine breite Auswahl an Produkten.

Die InfiRay P2 kann dabei mit einem äußerst kompakten Gehäuse, einem breiten Messbereich und einem günstigen Preis aufwarten. Im Test überzeugt uns die kleine Kamera, welche es sowohl mit Lightning- als auch mit USB-C-Stecker gibt. Anders sieht es bei der dazugehörigen App aus. Diese ist an manchen Stellen bisher nicht voll ausgereift. 

Technische Daten

InfiRay P2 Pro Wärmebildkamera
Auflösung 256 x 192 -20 °C bis 600 °C
Bildfrequenz 25 Hz
Linse 3,2 mm mit einem Sichtfeld von 56,0° x 42,2°
Makrolinse magnetisch befestigt Fixed Focus, etwa bei 5 cm
Größe 27×18[26]×9.9 mm [mit USB-C-Stecker]
Gewicht 13,5 g, mit Makrolinse und Schutzkappe
Hersteller InfiRay
Zur Verfügung gestellt von Pergear

Gehäuse

InfiRay P2 Pro auf Flir One Pro
InfiRay P2 Pro auf Flir One Pro

Die InfiRay P2 Pro ist ein Winzling aus Aluminium. Das kleine Gehäuse der Wärmebildkamera besteht bis auf den USB-Anschluss und die Linse komplett aus dem Leichtmetall. Alles ist gut verarbeitet und so wirkt die kleine Wärmebildkamera robust und hochwertig. 

An dem kleinen Gehäuse lässt sich dank eingebauter Magnete auch eine Makrolinse befestigen, mit der kleinste Objekte hochauflösend dargestellt werden können. Dadurch wird die Kamera zwar etwas dicker, aber letztlich ist sie im Vergleich zu den meisten anderen Wärmebildkameras miniaturisiert.

Bildqualität

Der Wärmebildsensor der InfiRay P2 Pro hat eine Auflösung von  256 × 192 Pixeln. Dieser Wert liegt deutlich über der Auflösung der Wärmebildkamera in der Flir One Pro, welche wir für unsere Tests verwenden. Die Kamera vom Platzhirsch Teledyne kommt nur auf 160 × 120 Pixel. Damit möchte man meinen, dass die Kamera von InfiRay ein besseres Bild liefert. Dank intelligenter Nachbearbeitung und einer überragenden App kann die Flir One Pro jedoch im Hinblick auf Bildqualität oft mehr überzeugen, als die InfiRay P2 Pro. Unser Testgerät oder genauer gesagt die Begleit-App verlässt sich zu sehr auf den überlegenen Bildsensor der kleinen Wärmebildkamera.

Vor allem ein starker Fischaugeneffekt fällt uns bei der Betrachtung der aufgenommenen Bilder auf. Hier gibt es schon längst entsprechende Algorithmen, um solche Bilder auf Wunsch zu begradigen. Wobei man auch erwähnen sollte, dass Fischaugenlinsen vor Kameras auch ihre Vorteile haben können, da sie statt einer winkeltreuen eine flächentreue Abbildung liefern. Somit sind ermittelte Durchschnittstemperaturen in einem Bereich genauer. Die App von InfiRay bietet jedoch keine Begradigung der Bilder.

Die P2 Pro kann aber in einem Bereich auch deutlich mehr, als die Flir One Pro. Denn ein Makroobjektiv bietet nur unser Testgerät. Damit lassen sich hochauflösen kleinste Details darstellen. Wir haben die Wärmebildkamera etwa bei der Fehlersuche an einer Platine verwendet und konnten so selbst kleinste Bauteile prüfen, bei denen wir mit der Flir One Pro keine Chance gehabt hätten, diese im Wärmebild zu erkennen. Das Makroobjektiv besitzt einen fixen Fokus, der bei ungefähr 5 cm Abstand liegt. 

Ein weiterer Punkt, bei dem die InfiRay P2 Pro deutlich überlegen ist, ist die Videoaufzeichnung. Denn mit einer Abtastrate von 25 Hz kann die Wärmebildkamera deutlich flüssigere Videos erstellen als unsere Flir. Etwa bei der Analyse von bewegten Bauteilen ist die höher zeitliche Auflösung deutlich hilfreicher. 

Makroaufnahme MOSFET
Makroaufnahme MOSFET
Makroaufnahme SOP16-Chip (5 x 10 mm)
Makroaufnahme SOP16-Chip (5 x 10 mm)
Laptop im Temperaturbild
Laptop im Temperaturbild
Quadratisches Druckbett
Quadratisches Druckbett

App

Hier kommen wir zu unserem größten Kritikpunkt an der InfiRay P2 Pro. In den Werbebildern zur Wärmebildkamera sieht man eine sehr aufgeräumte iOS-App mit vielen Funktionen, die die Android-App einfach nicht liefert. Spätestens bei genauerem Hinsehen fallen dann jedoch auch die Photoshop-Künste der Marketingabteilung von Infiray negativ aus. So sollte bei keinem iPhone die Uhrzeitanzeige abgeschnitten werden. 

Unsere hohe Erwartungshaltung wurde damit nicht erfüllt, aber trotzdem bietet die App von InfiRay viele interessante Funktionen, die weit über das Erstellen von Wärmeaufnahmen hinausgehen und so einige Analysemöglichkeiten bieten. 

Werbebild InfiRay P2 Pro (Screenshot der Produktseite)
Werbebild InfiRay P2 Pro (Screenshot der Produktseite)
InfiRay P2 Pro App in unserem Test
InfiRay P2 Pro App in unserem Test

Interessant sind hier die Funktionen, die es dem Anwender erlauben, bestimmte Bereiche abzugrenzen und die minimale, mittlere und maximale Temperatur einzeln anzuzeigen. Vor der Aufnahme kann der Emissivitätsfaktor einer Oberfläche eingestellt werden. Dieser Faktor ist wichtig, um genaue Messwerte von Objekten zu speichern.

Gerade in der Nachbearbeitung der Bilder sollte hier die Stärke der App liegen, aber hier hat der Hersteller deutlich gepatzt, denn der vor der Aufnahme eingestellte Emissivitätsfaktor wird auf den Standardwert von 0,95 gesetzt. Damit sind in der Nachbearbeitung leider keine genauen Messungen mehr möglich. In den folgenden Bildern ist deutlich zu sehen, wie stark sich die Temperaturmessungen von Aufnahme- und Analysefunktion unterscheiden.

Aufgenommenes Bild (3D-Drucker) mit Messpunkt
Aufgenommenes Bild (3D-Drucker) mit Messpunkt
Das gleiche Bild in der Analyse der Nachbearbeitung
Das gleiche Bild in der Analyse der Nachbearbeitung

Zubehör

Lieferumfang InfiRay P2 Pro
Lieferumfang InfiRay P2 Pro

Im Lieferumfang der Wärmebildkamera sind neben der Kamera und dem Makroobjektiv ein kleiner Objektivdeckel, eine Tasche zur Aufbewahrung der Kamera und ein USB-Verlängerungskabel enthalten. Mit dem USB-C-Kabel kann die InfiRay P2 Pro auch an einen Computer angeschlossen werden.

PerGear hat uns zudem auch noch ein Mikrofasertuch zur Reinigung der Kamera beigelegt.

Wärmebild-Selfie
Wärmebild-Selfie

Vom PC wird die InfiRay P2 Pro als normale Webcam erkannt. Dort bietet sie eine Darstellung der Rohdaten und somit keine Temperaturmessung. Die Auflösung der Aufnahmen am PC beträgt 256 × 192 Pixel. Videos werden mit 25 Hz aufgenommen. Damit wirken Videoaufnahmen sehr flüssig. Einzig das gelegentliche Kalibrieren der Kamera sorgt hier für kurze Ruckler.

Beispielvideo:

Energieaufnahme

InfiRay P2 Pro am USB-Tester
InfiRay P2 Pro am USB-Tester

Die InfiRay P2 Pro verfügt über keinen eingebauten Akku und muss sich daher beim Host bedienen. Der Smartphone-, Tablet- oder Laptopakku wird dabei laut Herstellerangaben mit 350 mW belastet. In all unseren Tests mit dem Atorch USB Tester und anderen Messgeräten konnten wir feststellen, dass die Wärmebildkamera sogar unter diesem Wert bleibt. Mit einer zusätzlichen Belastung von 314 bis 320 mW sollte ein typischer Smartphone-Akku, der etwa 15 Wh fasst, also etliche Stunden halten. 

Pro

 +  klein und handlich selbst mit Makroobjektiv
 +  kommt ohne eingebauten Akku aus
 +  geringer Energieverbrauch
 +  hohe Auflösung
 +  günstig
 +  auch am PC nutzbar

Contra 

–  Fischaugeneffekt
 –  Android-App nicht ausgereift

Fazit

Die InfiRay P2 Pro Wärmebildkamera im Test - zur Verfügung gestellt von PerGear
Die InfiRay P2 Pro Wärmebildkamera im Test - zur Verfügung gestellt von PerGear

Die InfiRay P2 Pro ist eine besonders kleine Wärmebildkamera, die eine gute Bildqualität liefert. Ihre Schwächen liegen in der getesteten Android-Version vorwiegend bei der dazugehörigen App. Hier muss der Hersteller deutlich nachliefern, um mit den Werbeversprechen auf der Firmenwebseite mitzuhalten. Die Stärken der Kamera liegen bei einer geringen Stromaufnahme, hoher Auflösung und hoher 25-Hz-Bildrate. Damit gelingen sogar flüssige Wärmevideos und nicht nur Wärmebilder. Damit ist das kleine Smartphone-Accessoire für viele Anwendungen einsetzbar. Dank des kompakten Formfaktors und des äußerst stabilen Gehäuses braucht man sich dabei nur wenig Sorgen um die Langlebigkeit der Kamera machen. 

Die InfiRay P2 Pro liefert hochauflösende Wärmebilder zu einem überraschend geringen Preis.

Trotz aller Vorzüge der Kamera bezüglich Laufzeit, Auflösung und kleinem Formfaktor müssen wir auch feststellen, dass sich die InfiRay P2 Pro für unsere Einsatzzwecke nicht eignet. Gerade der nicht gespeicherte Emmissionsfaktor ist mit den Anforderungen unserer Testberichte im Bereich von Laptops und Smartphones nicht vereinbar. Dafür bietet die Wärmebildkamera mit ihren flüssigen Videoaufnahmen auch für uns einige neue Analysemöglichkeiten, die wir in Zukunft gerade bei den Testberichten von 3D-Druckern anwenden wollen. 

Preis und Verfügbarkeit

Über Amazon ist die InfiRay P2 Pro sowohl in der USB-C- als auch in der Lightning-Version für rund 350 Euro erhältlich. Bei PerGear ist die Wärmebildkamera für Rund 260 Euro gelistet. Mit dem Rabattcode P2PRO0602 lassen sich weitere 10 % sparen. Auch bei xinfraredx.com lässt sich die Kamera mit einem 10-%-Rabattcode (P2 Pro) bestellen.

Transparenz

Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.

So testet Notebookcheck

Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.

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Autor: Marc Herter,  5.09.2023 (Update:  5.09.2023)