In der Lausitz ensteht ab 2024 ein 500-Megawattstunden-Akku, um Gaskraftwerke zu ersetzen
Um Lastspitzen am Morgen und am Abend im Stromnetz zu versorgen braucht es eigentlich schnell reagierende Gaskraftwerke, wie Allan Greenshields, Europa-Direktor des Akkuunternehmens ESS, auf der The Smarter E (Intersolar, EES) sagte. Doch zusammen mit der Lausitzer Energie AG (LEAG) soll ein komplett kohlenstofffreies Grundversorgungssystem entstehen und damit komplett grüner Strom ohne Zertifikatsverschiebungen.
Möglich soll das dank eines Eisen-Redox-Flow-Akkusystems werden. Dieser arbeitet mit flüssigen Elektrolyten, welcher sich mithilfe von Tanks zwar nicht beliebig, dennoch sehr flexibel in der Größe aussteuern lässt. Je größer die Tanks, desto größer die Akkukapazität. Damit entkoppelt man Leistung von der zu speichernden Energiemenge. Der Akku soll 25 Jahre halten und eine unbegrenzte Anzahl an Zyklen bieten.
Zudem gibt es bei den chemischen Prozessen effektiv keine Verluste, so Greenshields. Die Durchflussbatterie arbeitet mit Wasser, Salz und Eisen. Zwar gibt es auch bei der Flow-Batterie Nebeneffekte, die zu einem Verlust führen, doch diese unerwünschten Reaktionen lassen sich "zurückdrehen", so Greenshields. Dieses Problem hat ESS bei Flowakkus behoben.
Weitere Vorteile sind die Brandsicherheit, denn Wasser kann nicht brennen, sowie ein vergleichsweise einfacher Aufbau, der mit lokal beschaffbaren Komponenten wie Industriepumpen und Rohrleitungen möglich wird.
Im Endausbau wollen ESS und LEAG die Batterie mit einer Kapazität von 500 Megawattstunden bereitstellen. Genug für eine zehnstündige Energiespeicherung, wie es seitens der LEAG hieß. Als maximale Leistung sollen 50 Megawatt angeboten werden.
Aufbau in mehreren Phasen
Für das Projekt haben die Partner auf der The Smarter E eine Absichtserklärung (Memorandum of Understanding) unterschrieben. Im dritten Quartal soll dann ein Vertrag geschlossen werden, wie die LEAG Notebookcheck vor Ort nach der Präsentation sagte. Das Baufeld in der Lausitz soll bis Ende des Jahres freigeräumt werden, sodass ab 2024 in verschiedenen Phasen gebaut werden kann.
Im Jahr 2024 soll zunächst ein MW an Leistung bereitstehen. 2025 sind es fünf. Der Endausbau ist für 2027 geplant.
Problematisch an der Technik ist derzeit der Temperaturbereich. Denn der liegt zwischen -4 und +40 °C. Dementsprechend entwickelt ESS derzeit ein Kältepaket, damit der Akku auch im Winter genutzt werden kann. Wobei erwähnt werden sollte, dass der Akku sich in einem Gebäude befindet.
Das Projekt sorgt auch dafür, das LEAG und ESS Teil der Energy Resilience Leadership Group werden. Die Gruppe betrachtet Energie aus einer Perspektive der Sicherheitsinteressen im Bereich der Energieversorgung, insbesondere mit dem Hinblick auf existierende oder potenzielle Konflikte. Gleichzeitig soll das Projekt als Blaupause für weitere Unternehmungen in diese Richtung werden.
Langfristig will die LEAG zwei bis drei Gigawattstunden als Pufferspeicher bereitstellen können. Zum Einsatz kommt dann aber ein Mix aus Techniken. Neben dem Eisen-Redox-Flow-Akku sollen auch Systeme mit Lithium-Akkus oder Wasserstoff (nochmals zwei Gigawatt) als Puffer zum Einsatz kommen, wenn zu viel Strom produziert wird.
Typischerweise kommen für die Kurzfristspeicherung Lithium-Ionen-Akkus zum Einsatz. Die Langfristspeicherung übernimmt der Eisen-Redox-Flow-Akku und für die sogenannte Dunkelflaute, sonnen- und windarme Zeiten im Bereich von zwei Wochen, puffert Wasserstoff den Bedarf.
Die Lausitz soll dabei 7 bis 15 Gigawatt an maximaler grüner Stromleistung produzieren.
Quelle(n)
The Smarter E / ESS / LEAG-Presseaussendung