Heizen mit Wasserstoff: Pilotprojekt nutzt bestehendes Erdgasnetz für schwer isolierbare Wohnhäuser
Um schwer zu isolierende Altbauten effektiv zu beheizen, haben sich Bewohner von denkmalgeschützten Gebäuden in der niederländischen Gemeinde Lochem eine Beheizung mit klimafreundlicherem Wasserstoff gewünscht. Dazu sind die Bewohner auf den Betreiber "Alliander" zugekommen, der die bereits vorhandenen Erdgasleitungen der schwer zu isolierenden Wohngebäude betreibt und sich dazu bereit erklärt hat eine regenerative Energiequelle in einem Pilotprojekt zu erproben.
In Altbauten muss häufig mehr geheizt werden, was entsprechend viel Energie verbraucht und teuer werden kann. In einem Pilotprojekt mit Alliander sollen nun Erfahrungen mit dem emissionsarmen Heizen mit Wasserstoff gesammelt werden. Außerdem ist das Pilotprojekt besonders, weil für den Transport des Wasserstoffs im Boden bereits vorhandene Gasleitungen genutzt werden.
Aufgrund des Klimaabkommens soll die Niederlande bis 2050 klimaneutral werden, sowie die CO₂-Emissionen bis 2030 um 49 Prozent im Vergleich zu 1990 verringert werden. Bisher bedienten sich die Niederländer an ihren eigenen Erdgasvorkommen aus Erdgasfeldern, aber nun wird der Erdgasausstieg vorangetrieben. Laut dem Klimaabkommen sollen bis 2050 sieben Millionen Haushalte sowie eine Million Gebäude vom Erdgasnetz abgekoppelt und mit erneuerbaren Energiequellen beheizt werden.
Erneuerbare Gase, darunter Wasserstoff, werden dringend benötigt, um unsere Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten. Denn nur mit Strom werden wir es nicht schaffe. Große Industrieunternehmen haben bereits konkrete Pläne, ihre Produktionsprozesse auf Wasserstoff umzustellen. Zukünftig wird Wasserstoff auch für kleinere Produktionsbetriebe und sogar für Wohngebiete eine Rolle spielen. Darauf bereiten wir uns vor, da es derzeit nur wenig Erfahrung bei der Nutzung von Wasserstoff für die Beheizung von bestehenden Wohnhäusern gibt.
- Daan Schut, CTO von Alliander
Wasserstoff ist insbesondere dort einsetzbar, wo sich kein Fern- oder Nahwärmenetz aufbauen lässt, sowie bei schwer zu isolierenden Gebäuden. Deshalb bin ich stolz darauf, dass Alliander zusammen mit Einwohnern und Partnern wie Lochem Energie, Remeha und Westfalen Gassen Nederland hier weltweit eine Vorreiterrolle einnimmt. Die Erfahrungen, die wir in der Praxis sammeln, geben uns Instrumente an die Hand, um zukünftig die gesellschaftlichen Kosten einer nachhaltigen Energie-Infrastruktur so gering wie möglich zu halten.
- Daan Schut
Wir stehen gerne an der Spitze neuer Entwicklungen, insbesondere im Bereich Wasserstoff, und deshalb passt dieses Pilotprojekt auch gut zu Westfalen. Mit unserem Fachwissen über den sicheren Transport und die Speicherung von Wasserstoff können wir einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung neuer Optionen für die Energiewende leisten.
- Antoine De Boo, Geschäftsführer von Westfalen Gassen Benelux
Die Dauer des Pilotprojektes ist auf drei Jahre ausgelegt, um genügend Erfahrungen für weitere Projekte ähnlicher Art zu sammeln. Zudem wird in der Region in den kommenden Jahren daran gearbeitet, das Wasserstoffnetz in unterschiedlichen Gemeinden weiter zu entwickeln, da jede Gemeinde spezifische Anforderungen hat.