Hands-On: Microsoft Surface Headphones
Surface läuft für Microsoft – während andere Sparten wie die XBox oder der Edge-Browser mit Problemen kämpfen, verkaufen sich die Tablets und Laptops von Microsoft gut. So verwundert es nicht, dass Microsoft auch immer mehr Zubehörteile unter dem Namen Surface veröffentlich und so in neue Bereiche vorstoßen will. Nun sind also die Kopfhörer dran: Hier ist Apple mit den zugekauften Beats-Kopfhörern im Lifestyle-Bereich und den AirPods für Technologie-Fans schon ganz gut aufgestellt.
Microsoft betritt diesen Markt recht spät, am 7. März kommen die Kopfhörer nach Deutschland, seit Ende letzten Jahres gibt es sie in den USA. Microsoft hat seinen ersten Surface Headphones einige interessante Ausstattungsmerkmale mitgegeben. Es handelt sich um ein auf den ersten Blick recht klassisches On-Ear-Headset, also einen Kopfhörer, der auf den Ohren sitzt und nicht etwa in den Ohren wie Apples AirPods.
Über zwei drehbare Ringe am rechten und linken Kopfhörer lässt sich einerseits die Lautstärke und andererseits das aktive Noise Cancelling einstellen. Beim Noise Cancelling verspricht Microsoft 13 Stufen. Per Tippen auf die Ohrhörer lässt sich die Musik starten, stoppen oder zum nächsten Titel springen. Nimmt man die Kopfhörer ab, wird automatisch pausiert und das eingebaute Mikrofon stummgeschaltet. Die Surface Headphones sind nämlich auch ein Headset, über das man telefonieren oder skypen kann. Hier kommt Microsofts Credo zum Tragen, dass man einen Kopfhörer entwickeln wollte, der sich sowohl für die Arbeit als auch für die Freizeit übergangslos nutzen lässt.
Wir konnten die Surface Headphones auf einem Event in München ausprobieren. Knapp 380 Euro verlangt Microsoft für seine Kopfhörer, eine Menge Geld, das Kopfhörer-Case wirkt uns da etwas zu bieder. Es ist zwar stabil und mit Taschen im Inneren für das Zubehör versehen, aber für den hohen Preis hätte es vielleicht noch ein wenig edler in der Anmutung sein können.
Die Kopfhörer sind mit 290 Gramm angenehm leicht, der verbaute Kunststoff fasst sich angenehm an. Surface Grau ist im Moment die einzige verfügbare Farbvariante. Auf unsere Nachfrage wollen die anwesenden Produkt-Manager noch nichts zu anderen Farben sagen. Sie verweisen aber auf andere Surface-Geräte, die mittlerweile ja auch in einigen Farbvarianten verfügbar sind und erwähnen, dass Schwarz für Kopfhörer als Farbe immer ein Thema sei. Andere Farbvarianten sind also zumindest nicht ausgeschlossen.
Interessant ist auch, dass auf der englischsprachigen Website der Microsoft Surface Headphones die direkte Integration der smarten Assistentin Cortana aktiv beworben wird, während dieser Hinweis auf der deutschen Website fehlt. Auch in der Produktpräsentation fehlte jeder Hinweis, Microsoft verkauft die eigentlich "smarten" Kopfhörer bei uns also zumindest vorerst als normale Headphones ohne digitale Assistentin.
Nun setzen wir also den Kopfhörer auf, für unseren Kopf ist die kleinste Einstellung passend. Wer einen sehr kleinen Kopf hat, der sollte die Surface Headphones vor dem Kauf ausprobieren, wir meinen, dass sie selbst in der kleinsten Einstellung recht groß sind. Der Bügel lässt sich leicht einstellen und bleibt auch in der gewählten Größeneinstellung. Der gewählte Kunststoff für die Ohrpolster ist ebenfalls angenehm, der Kopfhörer drückt bei uns nicht, Microsoft hat eine gute Balance zwischen festem Sitz und Komfort gefunden.
Wir verbinden unser Smartphone mit dem Surface Kopfhörer, das geht per Bluetooth schnell und problemlos. Der Kopfhörer dämpft auch schon durch seine Bauweise die lauten Geräusche der Messe um uns herum etwas, doch nach dem Verbinden mit dem Smartphone die Überraschung: Die Messegeräusche werden lauter, im Hintergrund hört man ganz leise Musik.
Die Erklärung ist schnell gefunden: Microsoft spendiert dem aktiven Noise Cancelling 13 Stufen und eine davon verstärkt sogar Umgebungsgeräusche, so kann man die Headsets als leichte Hörhilfe verwenden und gut mit anderen sprechen, während man das Headset aufhat. Durch Drehen des Rades um den linken Ohrhörer kann man das Noise Cancelling dann erhöhen und auf der höchsten Stufe (die der Kopfhörer auch ansagt) werden die Außengeräusche sehr gut ausgeblendet. Über das rechte Rad lässt sich in zahlreichen Stufen die Lautstärke regeln. Die Drehräder fühlen sich dabei sehr hochwertig an und lassen sich sehr intuitiv bedienen.
Die Touch-Bedienung über die Oberfläche der Ohrmuscheln klappt ebenfalls sehr gut: Tipper werden sehr exakt erkannt und lösen prompt die gewünschte Funktion aus. Auch das Abnehmen und automatische Pausieren funktioniert unserer Erfahrung nach zuverlässig. Wer der automatischen Stummschaltung des Mikrofons nicht vertraut, für den gibt es einen Mute-Button am Kopfhörer.
15 Stunden soll der Akku laut Microsoft durchhalten, das konnten wir leider nicht testen, ebensowenig wie das Versprechen, dass der Kopfhörer in zwei Stunden komplett aufgeladen sein soll. Der Kopfhörer lässt sich auch per 3,5mm-Buchse anschließen, der USB-C-Anschluss dient jedoch lediglich dem Laden. Trotz der Flut an Smartphones, die den Ton nur noch per USB-C ausgeben, sieht Microsoft diese Tonverbindung nicht vor. Besitzer eines entprechenden Smartphones müssen also im Notfall einen Adapter auf Klinkenbuchse dabei haben. Ob das nun visionär ist (schließlich gibt es schon erste Gerüchte, dass die Hersteller zum 3,5mm-Port zurückkehren könnten) oder kurzsichtig, das muss die Zukunft zeigen.
Aber natürlich wollen wir nun einen Klangtest der Microsoft Surface Headphones machen. Wir nutzen dazu den Headphones-Test auf audiocheck.net und natürlich auch einige Lieder, Filmton und Sprache. Mit den Testfiles von audiocheck.net geben sich die Surface Headphones keine Blöße, wir hören alles so, wie es sein soll und der hörbare Frequenzumfang ist sehr gut. Gleichzeitig bescheinigen die Files dem erfreuten Tester auch noch ein einigermaßen intaktes Gehör. Lieder und Filmton klingen recht warm, präsent und nicht verfälscht.
Die Headsetfunktion überprüfen wir mit einem kurzen Anruf, dabei hören wir unser Gegenüber sehr klar, ohne Nebengeräusche oder Rauschen. Wir müssen allerdings recht laut sprechen, damit beim Gegenüber unsere Stimme hörbar ankommt. Ob das an den zahlreichen Nebengeräuschen liegt, können wir in Ermangelung einer stilleren Umgebung schlecht sagen, aber zumindest können wir nach unserem Test das Headset zum leisen Telefonieren in der Öffentlichkeit kaum empfehlen.
Unser Fazit nach dem Hands-On: Die Microsoft Surface Headphones bieten einen sehr klaren Klang, die frei einstellbare Noise-Cancelling-Funktion ist intuitiv, praktisch und funktioniert sehr gut. Die Bedienung per Touch ist toll, aber nach den AirPods nicht mehr unbedingt revolutionär. Da sind die Drehregler für Lautstärke und Geräuschunterdrückung schon eher beeindruckend: Eine eigentlich einfache Idee, die sehr gut funktioniert.
Weniger gut finden wir, dass man die Lautsprecher nicht per USB-C mit anderen Geräten verbinden kann, hier scheint Microsoft nicht auf einer Linie mit den meisten Smartphone-Herstellern zu sein. Wobei die Surface Headphones ohnehin primär als Wireless-Kopfhörer gedacht sind. Hier klappt die Verbindung absolut problemlos und schnell, allerdings können wir bei der Freisprecheinrichtung das Mikrofon zumindest in geräuschvollen Umgebungen nach unserem kurzen Test nur für laute Stimmen empfehlen. Etwas seltsam finden wir auch, dass Microsoft seine Kopfhörer zwar als "smart" bezeichnet, es aber (zumindest in Deutschland) keine direkte Integration eines digitalen Assistenten gibt.
380 Euro sind ein stolzer Preis, Apples AirPods kosten 200 Euro weniger. Sind die Microsoft Surface Headphones ihr Geld wert? Der Klang und die Verarbeitung sind sehr gut, andererseits könnten die Materialien etwas hochwertiger sein und in Sachen Funktionsumfang ist es eben doch nur ein drahtloses Headset mit aktivem Noise Cancelling.
Wenn Ihnen das Design zusagt, Sie bereit sind, das Geld für einen sehr gut klingenden Kopfhörer auf den Tisch zu legen und Sie keine großartigen Sonderfunktionen brauchen, dann werden Sie von den Surface Headphones nicht enttäuscht werden.