Gülle und Gold: Elektroden und grüner Strom holen Rohstoffe aus Fäkalien
3 Milliarden Tonnen sollen es jährlich sein. So viel tierische Abfallprodukte in Form von Aussscheidung werden weltweit von Nutztieren produziert.
Ein Teil davon lässt sich in Form von Gülle hervorragend zur Düngung von Feldern und anderen Nutzflächen verwenden. Aufgrund der schieren Mengen gerät dieser Kreislauf jedoch an seine Grenzen, wenn er nicht schon längst überdehnt ist.
Nachzulesen ist diese Problematik unter anderem beim Umweltbundesamt. Neben der Biogasgewinnung und dem Aufspalten der langekettigen Moleküle durch Bakterien braucht es also weitere Methoden, der Ausscheidungen Herr zu werden - einmal abgesehen von der offenkundigen Lösung, weniger Fleisch zu produzieren.
Eine kürzlich von der University of Wisconsin-Madison vorgestellte Technik soll hierbei helfen. Grundlegend handelt es sich um eine Elektrode, vergleichbar mit den Elektroden aus der Batterietechnik, die in die Gülle getaucht wird.
Die Zusammensetzung aus Kalium, Nickel, Wasserstoff, Kohlenstoff und Eisen (kurz KNiHCFe oder Kalium-Nickelhexacyanferrat) zieht Elektronen aus der Flüssigkeit und sorgt dafür, dass viele langkettige Verbindungen zusammenbrechen.
Im Ergebnis sammeln sich insbesondere Kalium und Ammoniak an der Elektrode. Die wird im zweiten Schritt in sauberes Wasser getaucht und unter Einsatz von Strom von den Rohstoffen getrennt, welche sich nun in hoher Konzentration sehr leicht gewinnen lassen.
Es muss sich natürlich lohnen
Positiver Nebeneffekt: Bei dem zweiten Prozess entstehen zudem Wasserstoff und Wasserstoffperoxid. Auch diese beiden Grundstoffe für viele chemische Prozesse sind wertvoll. Allein ein Kilogramm Kalium wird für mehrere hundert Euro gehandelt.
Dazu haben die Forschenden sogar eine Hochrechnung geliefert, dass die Gesamtheit der so gewonnenen Produkte in einem Betrieb mit eintausend Kühen fast 200.000 Euro Gewinn erwirtschaften könnten.
Angesetzt wurde hierfür eine Strompreis von knapp 8 Cent. Realistisch zu erreichen ist dieser überall dort, wo Solaranlagen und Windräder zu bestimmten Zeiten mehr Strom erzeugen, als benötigt wird. Also auf dem Land, wo auch die Mastbetriebe zu finden sind.
Zu guter Letzt würden sich die Emissionen der Tierproduktion reduzieren lassen. Schafft man es, auch die Gesamtproduktion wieder etwas einzudämmen, sogar in ganz erheblichem Maß.
Wir erweitern unser Team und suchen News-Redakteure sowie Unterstützung für unsere Video-Produktion im Raum Hamburg.
Details