Gravitationswellen vom Sofa aus entdecken
Es geht um hunderttausende Himmelsbeobachtung, um Milliarden verdächtiger Messwerte und zehntausende potentielle Entdeckungen. Mit Einstein@Home konnten daraus seit 2009 mehr als hundert Pulsare, tanzende Sterne aus Neutronen, identifiziert werden.
Das neu gestartete Projekt "Pulsar Seekers" versucht, den Kreis an Freiwilligen deutlich zu erweitern. Nur so gelänge es, die gigantischen Datenmengen in überschaubarer Zeit zu durchforsten. Das funktioniert mit der Rechenleistung, die von jedermann bereitgestellt werden kann.
Nach Abschluss einer solchen Berechnung entsteht eine Liste von fast einer halben Million möglicher Kandidaten. Darunter findet sich typischerweise ein echter Pulsar, der anschließend genau untersucht werden kann, um einigen großen Fragen der Physik näher zu kommen.
Was bringt das Ganze?
Diese Neutronensterne sind ultrakompakte Überreste einer Supernova-Explosion. Sie rotieren und senden dabei unter anderem Radiowellen oder Gammawellen aus. Regelmäßig ist dieses Signal in Richtung Erde gerichtet, sodass sie scheinbar pulsieren. Und genau dieses Phänomen lässt sich in den Daten minutenlanger Himmelsbeobachtungen ausfindig machen, wenn denn genügend Rechenkapazität und Zeit vorhanden sind.
Das Besondere an diesen tanzenden Sternen ist ihr Aufbau, der sich von der uns vertrauten Materie radikal unterscheidet. Sie bestehen nicht aus Atomen, sondern aus dicht gepackten Neutronen, also nur einem Bestandteil von Atomen, noch dazu einem sehr schweren. Deshalb wiegt ein solcher Pulsar, typischerweise 20 bis 25 km im Durchmesser grob geschätzt eine Million Milliarden mal mehr als ein gleich großer Himmelskörper aus Gestein oder Metall. Unser gesamtes Sonnensystem ist leichter als ein solches, astronomisch betrachtet winziges Gebilde.
Es befindet sich in den Grenzbereichen unserer Vorstellungskraft. Es dient aber genau deshalb der Untersuchung extrem dichter Materie, der Überprüfung der Allgemeinen Relativitätstheorie und, so die Hoffnung, auch dem Verständnis der weiterhin schwer zu erfassenden Gravitationswellen. Und beteiligen an dieser Forschung kann man sich mit dem eigenen PC. Nach einer kurzen Einführung und zugehörigen Erklärungen kann die Suche nach Pulsaren beginnen, direkt vom Sofa aus.