Gocycle G4 E-Bike Test: Das coole E-Faltrad mit Turbo-Boost
Falträder sind gerade in der Stadt, aber auch für Campingurlaub und Co beliebt. Sie lassen sich mit wenigen Handgriffen zusammenfalten und transportieren, z. B. im öffentlichen Nahverkehr oder dem Kofferraum eines Autos. Allerdings haftet ihnen auch ein gewisses Rentner-Image an.
Mit dem will das Gocycle G4, ein Premium-Vertreter seiner Zunft mit E-Antrieb, aufräumen. Es kommt nicht nur im schicken und modernen Design daher, sondern versteckt seine Power in Form eines Frontnabenmotors und einem in den Rahmen integrierten Akkus auch geschickt. Wie gut sich das stylische E-Klapprad im Alltag schlägt, haben wir uns in einem ausführlichen Test des Gocycle G4 angeschaut.
Bequemes E-Bike kompakt zusammengefaltet
Beginnen wir den Testbericht zum Gocycle G4 mit der vielleicht wichtigsten Eigenschaft. Gemeint ist hiermit erst einmal nicht der E-Antrieb, auf den wir weiter unten genauer eingehen, sondern der Faltmechanismus. Geliefert wird das E-Faltrad in einem für E-Bikes erstaunlich kompakten Karton. Einmal herausgeschält präsentiert sich das Fahrrad auf kompakte Circa-Abmessungen von 85 x 40 x 75 cm in Länge, Breite und Höhe zusammengefaltet.
Vor dem (ersten) Einsatz muss das Gocycle G4 dann erst einmal auseinandergefaltet werden. Das klappt mit wenigen Handgriffen - ein Origami-Kurs an der Volkshochschule ist also nicht erforderlich. Zunächst wird der mittig gefaltete Rahmen, der durch ein Haltegummi in Position gehalten wird, auseinandergeklappt. Danach muss die einfach zu bedienende Sicherung unterhalb des (noch nicht verbauten) Sattels eingerastet werden. Durch einen kleinen roten Riegel kann diese dann später wieder entsperrt werden.
Im nächsten Handgriff wird der Lenker nach oben geklappt, was mit dem gleichen Sicherungsmechanismus funktioniert. Dann noch die Pedale ausfalten und den Sattel in das Sattelrohr stecken und festdrehen. Praktisch: Der Inbusschlüssel zum initialen Einstellen der richtigen Sattelhöhe steckt direkt unter dem Sattel und ist damit immer dabei. Das Sattelrohr lässt sich weit herausziehen, sodass selbst großgewachsene Radler auf das kompakte Falt-E-Rad passen.
Letztendlich dauert die "Herstellung der Einsatzbereitschaft" kaum eine Minute. Genauso schnell ist das E-Faltrad auch wieder kompakt zusammengeklappt (siehe Bilder oben) - z. B. für den Transport oder das platzsparende Verstauen in einer kleinen Stadtwohnung. Insgesamt bringt das E-Bike gut 17,5 kg auf die Waage. Damit ist für ein E-Bike seiner Art durchaus ein Leichtgewicht und lässt sich mit etwas Kraftanstrengung problemlos eine Treppe hochtragen oder in einen Kofferraum wuchten. Viele andere E-Falträder am Markt wiegen teils deutlich mehr.
E-Faltrad mit drei Gängen und hochwertiger Verarbeitung
Wie unsere Testfahrten erfolgreich belegt haben, ist das E-Bike auch im Bereich seiner Belastungsgrenze von 100 kg noch stabil wie ein normales Fahrrad ohne mittig faltbaren Rahmen. Wer Bedenken hat oder Erinnerungen an frühere Klappräder, die mehr klapperten als einem lieb war, hat, dem kann diese Sorge genommen werden. Alles andere wäre aber auch eine Enttäuschung bei einem Premium-Produkt mit einem dementsprechenden Preis.
Ausgestattet ist das Gocycle G4 mit einer Shimano Nexus Nabenschaltung mit drei Gängen. Gefahren wird auf 20 Zoll Felgen mit dicken Reifen (406-60, 20 x 2.25), gebremst mit integrierten und kaum sichtbaren Scheibenbremsen vorne und hinten. Auffällig ist auch der Doppelständer, mit dem das E-Bike aufgebockt wird und dann sicher steht. Schutzbleche sind an Bord, ein Gepäckträger leider nicht. Der lässt sich zwar optional nachrüsten, schlägt aber mit weiteren 240 Euro zu Buche. Praktisch: Der USB-C-Anschluss am Lenker, z. B. zum Laden eines Smartphones.
Ein paar Worte müssen wir natürlich auch zum außergewöhnlichen und dynamisch daherkommenden Design verlieren, das so gar nicht zum angestaubten Klapprad-Image passt. Die schicken Vorder- und Hinterräder mit fünf XXL-Speichen sind lediglich auf der rechten Seite über die Gabel und die Hinterradaufnahme samt Cleandrive mit dem Rahmen verbunden, was durchaus für seine gewöhnungsbedürftige Optik sorgt. Insgesamt ist das Gocycle G4 definitiv eines der stylischsten Falt-E-Bikes auf den Markt, das sämtliche Technik samt Kette (keine Gefahr von Ölflecken), Kabel und Co weitestgehend versteckt. Auch bei den Materialien greift der Hersteller ins obere Regal, nutzt unter anderem Magnesium, Aluminium und gegen Aufpreis auch Carbon.
Der G4drive Motor bietet 70 Nm Drehmoment und Turbo-Boost
Kommen wir zum Antrieb sowie unseren Fahreindrücken mit dem Gocycle G4. Gleich nach dem ersten Tritt in die Pedale merkt man sehr zügig, wie der in der Vorderradnabe sitzende und 250 Watt starke G4drive Motor seinen Dienst antritt. Statt wie Hinterradnabenantriebe schiebt er nicht nach vorne, sondern zieht das E-Bike quasi hinter sich her.
Der erste Antritt im Standard-Modus sorgt dann auch gleich mal für ein fettes Grinsen im Gesicht. Denn der Motor packt gut an und sorgt für einen ordentlichen "Zug" (statt Schub). Dank satter 70 Nm Drehmoment kommt da einiges, sodass schnell ein zügiges Reisetempo erreicht ist. So ist relativ einfach die Grenze von 25 km/h erreicht, ab wo der Motor im Pedelec in Europa nicht mehr weiter mitwirken darf. Wie gut der Motor bei der Fahrt unterstützt, merkt man erst, wenn man die 25-km/h-Grenze überschreitet oder das E-Bike ausschaltet. Die kaum hörbare Motorunterstützung wird über den Sensor an die Trittkraft angepasst.
Besonders viel Spaß macht das Gocycle G4 unter der Verwendung eines kleinen roten Schalters am linken Griff. Dies ist die Boost-Taste, die beim Gedrückthalten "Zusatz-PS" freischaltet. Dann zieht der Motor noch stärker an, was man auch deutlich im Popometer spürt. Das ist gerade bei Anstiegen, aber auch beim Anfahren oder Überholen eine praktische Sache. Allerdings geht die intensive Nutzung der Boost-Funktion natürlich auf die Reichweite.
60 km Reichweite sind realistisch
Womit wir gleich bei einem der entscheidenden Themen bei einem E-Bike-Test sind: der Reichweite. Der 300 Wh große Akku verschwindet komplett im Rahmen, ließe sich zu Wartungszwecken aber ausbauen. Geladen wird er über den Ladeanschluss seitlich am Rahmen. Auf der anderen Seite ist der An- und Ausschalter zu finden.
Der Hersteller gibt eine Reichweite von bis zu 65 km/h an - natürlich abhängig von der Belastung. Nach unseren zugegebenermaßen hinsichtlich Zuladung, teils leicht hügeligem Gelände und hohem Tempo recht anspruchsvollen Testfahrten, allerdings meist mit wenig Stop & Go, beträgt die Reichweite unter diesen Bedingungen realistisch 50 bis 60 km. Leider wird die Akkukapazität nur in 20-Prozent-Schritten abgestuft, was die Einschätzung der noch verbliebenen "Kilometer im Tank" etwas schwierig macht. Die Ladezeit mit dem knapp 900 g wiegenden Ladegerät beträgt rund 3 Stunden.
Letztendlich sollte diese Reichweite für ein E-Faltrad für die meisten Nutzer langen. Denn das Fahrrad ist definitiv nicht auf sehr lange Touren ausgelegt, auch wenn sich damit gut und gerne mal einige Kilometer abreißen lassen. Der Fahrkomfort ist trotz der mit 20 Zoll ziemlich kleinen Räder, aber eben recht dicken Reifen recht gut. Ihren Teil trägt dazu auch die Hinterradaufhängung mit 25 mm Federweg bei. Vorne gibt es leider keine Federung.
Ohne App geht (fast) nichts
Dass auch das Gocycle G4 mit eigener App daherkommt, ist in der heutigen Zeit keine Seltenheit, sondern die Regel. Allerdings gibt es hier durchaus noch Luft nach oben, auch wenn der initiale Verbindungsaufbau via Bluetooth zwischen der Gocycle Connect App und dem E-Bike keine Probleme machte.
Die App selbst bietet neben einer anpassbaren Übersicht mit vielen Informationen zu den Fahrten von heute, der Woche und insgesamt auch viele Möglichkeiten für Einstellungen und mehr. Das kann einen am Anfang fast etwas erschlagen. Die deutsche Lokalisierung ist leider nur in Teilen erfolgt. Einige Dinge sind in der iOS-Version noch auf Englisch (Android-App hatten wir nicht im Test). Eine Speicherfunktion für Touren gibt es genauso wenig wie ein Tracking-Feature zum Aufzeichnen von Ausfahrten.
Praktisch ist, dass man über die App unter "Moduswahl" nicht nur aus vier verschiedenen Modi (City, Eco, Sport, Custom) auswählen kann, sondern die Kennlinien der Motoraktivität abhängig von der aufgebrachten Pedalkraft an den eigenen Geschmack anpassen kann. So lässt sich z. B. auf Wunsch bereits bei minimalem eigenem Kraftaufwand die volle Power des Motors genießen (wie im voreingestellten City-Mode) oder auch die Tretunterstützung erst sehr spät aktivieren.
Was aber ärgerlich und unserer Meinung nach unpraktisch ist, dass ohne die App nicht viel geht. Es gibt am E-Bike selbst keine Möglichkeit, die Unterstützungsstufen während der Fahrt einzustellen bzw. zu verändern. Man fährt also immer mit dem gleichen Modus, den man über die App eingestellt hat, bis man es am Smartphone ändert. Praktisch hätten wir es gefunden, wenn man per Schalter am Rad durch mehrere und individuell eingestellte Modi schalten könnte.
Auch ein Display gibt es am Gocycle G4 leider nicht. Ohne Smartphone-Halterung und die App gibt es also kaum Informationen zur Fahrt. Stattdessen informieren nur fünf rote LEDs mittig am Lenker über den Akkuladestand (absteigend) sowie die aktuelle Unterstützungsleistung des Motors (aufsteigend). Und wo wir gerade dabei sind: Ein oder zwei mehr Gänge wären ebenfalls nett, um eine etwas feinere Abstufung und nach oben hin einen Gang mit weniger hohem Tritttempo zu haben. Dann wäre das Gocycle G4 unserer Meinung nach noch besser auch für längere Fahrten geeignet.
Übrigens: Wenn man das E-Bike ausschaltet, sind die Daten der letzten Tour quasi weg. Die App zeigt dann nur noch die kumulierten Tageskilometer und die Durchschnittsgeschwindigkeit, aber keine weiteren der zahlreichen Daten an. Das ist ärgerlich.
Fazit zum Gocycle G4 Test: Für den Preis hätten wir uns noch etwas mehr gewünscht...
Das Gocycle G4 ist mit einer unverbindlichen Preisempfehlung von 3.799 Euro kein Schnäppchen. Für seinen Preis punktet es mit einer hochwertigen Verarbeitung, einer stabilen Bauweise und einem coolen Design. Technisch hätten wir uns aber punktuell noch etwas mehr gewünscht.
Ja, der Frontmotor zieht kräftig an, erst recht mit der Boost-Taste. Das Fahren ist trotz kleiner Räder angenehm und es lassen sich auch längere Touren mit dem kompakten E-Bike.
Schön und alltagstauglicher wäre es unserer Meinung nach aber, wenn es neben der App-Konnektivität - die viele Möglichkeiten eröffnet, aber auch etwas Potential liegen lässt - auch ein Display und einen Moduswahlschalter am Lenker geben würde. Dann müsste man nicht ständig das Smartphone hervorkramen. App-Konnektivität ist toll, sollte aber kein Zwang sein. Wobei es sich auch mit einem Modus, der sich auch noch individuell konfigurieren lässt, gut fahren lässt.
Letztendlich kann das Gocycle G4 in unserem Test in vielen Belangen überzeugen. Die Qualität und den kräftigen Motor bei allerdings - im Vergleich zu "großen" E-Bikes - überschaubarer Reichweite lässt sich der Hersteller aber auch recht stattlich bezahlen.
Preis und Verfügbarkeit
Das Gocycle G4 ist zu einem Preis von 3.799 Euro (UVP) z. B. direkt beim Hersteller oder bei Amazon bestellbar. Zur Wahl steht es in den Farben Weiß, Schwarz und Blau.
Alternativ gibt es gegen 200 Euro Aufpreis auch eine Carbon-Variante, die allerdings nicht weniger wiegt. Zudem bietet Gocycle auch das G4i an, das ebenfalls auf Carbon setzt und trotz eines etwas größeren Akkus sogar ein halbes Kilogramm weniger auf die Waage bringt. Das lässt man sich dann aber auch mit stolzen 5.499 Euro bezahlen.