Gasherde: 40.000 Tote jährlich und Hunderttausende Asthmafälle bei Kindern vermutet
Laut einer aktuellen Studie werden Gasherde mit etwa 40.000 vorzeitigen Todesfällen pro Jahr in Verbindung gebracht, wobei die Dunkelziffer höher liegen könnte. Dabei geht es nicht um die Explosionsgefahr, sondern die Wissenschaftler haben untersucht, wie sich die Schadstoffbelastung durch das Kochen mit Gas in Innenräumen auf die Gesundheit auswirkt.
Die Studie, die an der Universität Jaume I in Spanien durchgeführt wurde, bezieht sich auf EU-Länder und Großbritannien. Besonders besorgniserregend ist die Zahl der Asthmafälle bei Kindern, die in die Hunderttausende geht. Es wird geschätzt, dass etwa 1/3 aller Haushalte in Europa einen Gasherd zum Kochen verwenden, wobei die Emissionen von Schadstoffen wie Feinstaub und dem ätzenden Reizgas Stickstoffdioxid, die bei der Verbrennung entstehen, für die Gesundheit problematisch sind.
Durchschnittliche Lebenserwartung zwei Jahre kürzer
Man geht davon aus, dass diese Belastung die Lebenserwartung im Durchschnitt um zwei Jahre verkürzen kann - zum Beispiel durch vorzeitige Herz- und Lungenerkrankungen. Treibhausgase wie Kohlendioxid tragen zudem zum Klimawandel bei, weshalb zum Beispiel in New York seit 2024 in Neubauten keine Gasherde mehr verwendet werden dürfen.
Dennoch ist diese Art des Kochens sehr beliebt - in Österreich wird in etwa jedem vierten Haushalt ein Gasherd verwendet, in anderen Ländern wie Großbritannien, Rumänien, Polen und Italien liegt die Gasherdquote teilweise sogar deutlich über 50 Prozent. Die Gründe dafür sind vielfältig. In Regionen mit häufigen Stromausfällen oder bei Menschen mit autarkem Lebensstil erhöht das Kochen mit Gas die Unabhängigkeit von lokalen Netzbetreibern. Außerdem ist Kochen mit Gas einfach, schnell und je nach Region in Europa auch günstiger.
Die Studie wurde von der gemeinnützigen European Climate Foundation finanziert und von der European Public Health Alliance organisiert. Separate Untersuchungen, die im Mai 2023 durchgeführt wurden, ergaben jedoch, dass mehr als 12 % aller Asthmafälle bei Kindern in den USA auf das Kochen mit Gasherden zurückzuführen sind.
Gefahr von Gasherden wird - ähnlich wie früher bei Zigaretten - unterschätzt
Juana Maria Delgado-Saborit, die Hauptautorin der Studie, empfiehlt daher zu lüften und wenn möglich den Gasherd durch einen Elektroherd zu ersetzen. Außerdem hält sie die Zahl der Todesfälle für wahrscheinlich zu niedrig, da verschiedene andere Schadstoffe, die beim Kochen mit Gas freigesetzt werden, in der Studie nicht berücksichtigt wurden. Sara Bertucci von der EPHA (Policy Manager bei European Public Health Alliance) vergleicht die Gefahren von Gasherden sogar mit Zigaretten:
Zu lange hat man die Gefahren von Gasherden einfach abgetan. Wie bei Zigaretten haben die Menschen nicht viel über die gesundheitlichen Auswirkungen nachgedacht - und wie Zigaretten sind auch Gasherde ein kleines Feuer, das unser Zuhause mit Schadstoffen füllt.
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Quelle(n)
The Guardian | Bloomberg | Der Standard | Image source: Dall-e / AI