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Fukushima bleibt aufschlussreiches Forschungsobjekt: Neue Lehren aus dem Fallout

Niemand befasst sich gern mit einem möglichen GAU. (Bild: pixabay/JamesQube)
Niemand befasst sich gern mit einem möglichen GAU. (Bild: pixabay/JamesQube)
Die Nuklearkatastrophe zog sich über fünf Tage mit drei Kernschmelzen, radioaktivem Niederschlag und großräumigen Evakuierungen. Anhand des Ablaufs lassen sich noch immer Erkenntnisse für die Zukunft ableiten.

Was 2011 am Atomkraftwerk Fukushima Daiichi grundsätzlich schieflief, ist größtenteils bekannt. Ein Seebeben mit nachfolgendem Tsunami richtete erhebliche Schäden auf dem Reaktorgelände an.

Die resultierenden Kernschmelzen aufgrund der ausgefallenen Kühlung zerstörten große Teile des AKWs. Zudem wurden radioaktive Stoffe freigesetzt, die sich auf etwa ein Fünftel der Menge beim Reaktorunglück von Tschernobyl belaufen.

Einige Lehren aus dem Ablauf der Katastrophe konnten bereits gezogen werden. So werden bei neu gebauten Kernkraftwerken die Reaktorblöcke weiter voneinander entfernt errichtet, da in Fukushima das Ventilationssystem eines Blocks durch die Explosion eines anderen erst zerstört wurde.

Eine aktuelle Studie, die bei iScience einsehbar ist, befasst sich vor allem mit dem Muster des Fallouts durch die Katastrophe. Im Zuge Abschaltung der Reaktoren mussten Druckentlastungen durchgeführt werden, die zu Kontaminationen in einem über 50 Kilometer langen Streifen führten.

Die zentrale Frage war, wie genau diese Bild entstehen konnten. Immerhin war auch nach fünf Jahren die Strahlung in dieser ausgedehnten Zone so hoch, dass die typische Jahresdosis nach weniger als zwei Wochen erreicht ist. Kurz nach dem Unglück hatten dafür wenige Tage genügt.

So kommen die Forschenden zu dem Schluss, dass die Druckentlastung nach einem festen Protokoll durchgeführt wurden. Im entscheidenden Moment wehte der Wind landeinwärts, während der wenige Stunden zuvor nach Richtung Meer gedreht war.

Wesentlich kritischer werden zwei weitere Punkte gesehen. So waren beispielsweise die Informationen für die Bevölkerung deutlich zu technisch. Mögliche Strahlenbelastungen wurde in Milli- und Mikrosievert pro Stunde genannt, womit kaum jemand etwas anfangen kann, statt Bezug auf die jährliche Belastung durch natürliche Strahlungsquellen zu nehmen.

Dieser Wert liegt bei 1 bis 2 Millisievert im Jahr oder 0,2 Mikrosievert in der Stunde. In Fukushima selbst ließ sich während der Katastrophe teils das Millionenfache messen. Im Gebiet des Fallouts war es noch deutlich mehr als das Hundertfache.

Außerdem fehlte eine Strategie für die Evakuierung der 20-Kilometer-Zone. Hinzu kam der erwähnte Streifen erhöhter Strahlung, der nicht in das starre Konzept einer runden Evakuierungszone passte.

Die Studie stellt insgesamt fest, dass zwar zu den meisten den über 400 aktiven Reaktorblöcke detaillierte Pläne zur Verhinderung eines Super-GAUs vorliegen. Das Vorgehen nach einer solchen Katastrophe, die zumindest rein statistisch gesehen erneut eintreten wird, ist dagegen oftmals mangelhaft vorgegeben.

Zugegeben: Die größtmögliche Katastrophe zu verhindern, wirkt glamouröser. Ein paar gute Ideen in der Schublade zu haben, was im besten Fall getan werden kann und sollte, dürfte aber nicht schaden.

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Autor: Mario Petzold, 26.03.2024 (Update: 26.03.2024)