Flsun QQ-s Pro 3D-Drucker im Test: Hardware Top, Firmware Flop
Flsun ist einer der wenigen Hersteller, die 3D-Drucker mit einem anderen Bewegungssystem als den klassischen kartesischen anbieten. Die großen und kleinen Delta-Drucker der chinesischen Firma sollen dabei primär hohe Geschwindigkeiten bieten. Dazu sind sie mit robusten Rahmen und leistungsfähiger Rechen-Hardware ausgestattet. Der rund 300 Euro teure Flsun QQ-s Pro kommt mit einem Titan-Extruder, automatischen Mesh-Bed-Leveling, einem 32-Bit-Mikrocontroller und einem Druckbett mit 26 cm Durchmesser.
Beim Delta-Bewegungssystem ist der Druckkopf über drei Arme an drei gleichen horizontalen Achsen rund um das kreisförmige Druckbett angebracht. Für jede Bewegung des Druckers müssen alle drei Achsen, hier meist A, B und C genannt, bewegt werden. Dahinter steht eine relativ einfache Mathematik basierend auf dem Satz des Pythagoras (a²+b²=c²), die in schnelle und interessant zu beobachtende Bewegungen umgesetzt wird. Für die Rechenhardware in 3D-Druckern sind die Bewegungsgleichungen trotzdem nicht leicht zu lösen, denn für jede Bewegung müssen mehrere Quadratwurzeln gezogen werden. So sollte bei den Linearen-Delta-Robottern primär die Firmware gut an die Hardware angepasst sein.
Technische Daten
Der Flsun QQ-s Pro ist bereits seit Längerem erhältlich. Bei der Hardware gibt es hier keine großen Überraschungen, Endstoppschalter, Hotend und Extruder sind Standardteile, wie sie auch bei vielen anderen Druckern verwendet werden. Trotzdem kann die Hardware überzeugende Leistung liefern.
Flsun QQ-S Pro | |
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Eingesetzte Technologie | FDM, FFF |
Maximales Druckvolumen | ∅ 260 mm × 360 mm (rundes Druckbett) ≈ 19,113 L ≈ 19.113 cm³ |
Aufstellgröße (ohne Kabel) | 400 × 360 × 950 mm |
Bewegungssystem | Linear-Delta |
Extruder | 1 Bowden-Extruder mit Getriebe (Titan-Styl) |
Steuerplatine Mikrocontroller |
Flsun Highspeed auf Basis des MKS Robin Mini Board STM32F103T6 (32-bit-ARM) ESP8266 Wi-Fi-Board |
Firmware des Testgerätes | Auslieferungszustand: MKS Robin_Mini_V2.0.7 geändert auf: Marlin 2.0.9.3 |
Schrittmotortreiber | 4 × A9488 (Pololu-Kompatibel) |
Anschlüsse | microSD, USB-Typ-B |
Steuerung | Touchbildschirm, serielles Interface über USB, Wi-Fi |
Spannungsversorgung | internes 110 V - 240 V zu 24 V Netzteil |
Besonderheiten | magnetisch befestigter Druckbettsensor |
Herstellerseite | Flsun |
Zur Verfügung gestellt von | Geekmaxi |
Aufbau und Einrichtung
Der Flsun QQ-S Pro ist erstaunlich schnell aufgebaut. Nachdem die sechs Silberstahlachsen in die Druckkopfarme und die Basis eingesteckt sind, wird die obere Abschlussplatte aufgesteckt. Hierbei passt alles und der Aufbau geht leicht von der Hand. Auch das anschließende Herstellen der Kabelverbindungen ist leicht verständlich in der Anleitung beschrieben. Es fällt auf, dass der Aufbau des 3D-Druckers simpel, aber gut ist. Nach keiner halben Stunde sind alle Bauteile an ihrem Platz und die letzte Schraube eingedreht. Dadurch, dass man über den gesamten Aufbau hinweg nur einen Typ Schrauben benötigt, entfällt hier die Sucherei. Alle benötigten Schrauben sind in einem Zip-Beutel in einem weiteren sind Ersatschrauben, sollte mal eine verlohren gehen.
An Werkzeug ist alles Nötige und mehr enthalten, auch bei den sonstigen Ersatzteilen gibt sich Flsun spendabel. Neben einem zusätzlichen Heizblock mit Düse und Heatbreak, sind im Paket auch noch eine weitere Düse, Heizpatrone und Thermistor, Endstopschalter als auch Schmierfett enthalten.
Da der 3D-Drucker aufgebaut knapp einen Meter hoch ist, empfiehlt es sich je nach Körpergröße eventuell den Drucker zur Montage von Beginn an, auf einen niedrigen Tisch zu stellen. Sonst fallen beim Aufbau keine Schwierigkeiten auf. Die Anleitung ist gut, wenn auch etwas klein. Hilfestellung gibt es aber auch in Form von Videos auf der beigelegten microSD-Karte.
Kabelmanagement
In der dreieckigen Basis des QQ-S Pro sieht es aufgeräumt aus. Einzig das Flachbandkabel zum Bildschirm wirkt hier verloren. Der Kabelstrang zur oberen Abdeckung ist gut verpackt, viel bewegt wird er ohnehin nicht. Besonders gut gefällt hier der Aviation-Steckverbinder mit Sicherungsmutter. So sollte die Verbindung hier lange Zeit sicher sein. Von der Abdeckung bis zum Hotend ist der Kabelstrang mit dem PTFE-Rohr zur Filamentversorgung gekoppelt. Auch hier gibt es keine Kritik. Ein 3D-gedrucktes Plastikteil schützt den Kabelstrang vor Knicken.
Unpassend sind lediglich die Kabel der drei Endstoppschalter. Durch ihre Länge könnten die Kabel in den Weg der Achsschlitten gelangen und durch Reibung oder Einklemmen beschädigt werden. Hier gibt es eine einfache Lösung mit Klebeband oder eine etwas elegantere Lösung mit ein paar gedruckten Teilen. Die Vorlage der Kabelklemmen, die für einen sicheren Sitz der Kabel sorgen, lässt sich auf Thingiverse finden.
Mainboard
Das Flsun Highspeed V1.0 ist eine leichte Abwandlung des MKS Robin Mini und läuft auch von Haus aus auf der gleichen MKS Firmware 2.0.7.0. Die Neuerung sind hier Pololu-kompatible, also steckbare, Schrittmotortreiber. So ist es möglich, die relativ lauten A4988-Treiber gegen leisere TMC-Treiber zu ersetzen. Auf dem Mainboard steuert ein STM32F103T6 alle Funktionen des Druckers und des Touchscreens. Hinzu kommt ein ESP8266-Modul für eine WLAN-Verbindung, über die GCodes per Cura-Plugin an den Drucker übertragen werden können. Die MKS-Cloud steht auch zur Verfügung, möchte man den 3D-Drucker per App steuern. Aber die WLAN-Verbindung gestaltet sich im Test zum Teil schwierig, da der kleine ESP8266 durch das Metallgehäuse gut abgeschirmt wird.
Für das Mainboard gibt es die MKS-Firmware oder eine angepasste Marlin-2.0-Version. In unseren Augen ist zweiteres die eindeutig bessere Wahl.
Firmware
Seitdem es Marlin 2.0 für das Robin Mini gibt, hat MKS die MKS-Firmware für das Board nicht mehr aktualisiert. Somit ist es verwunderlich, dass auch Flsun noch die zwei Jahre alte 2.0.7.0-Version der MKS-Firmware verwendet. Denn die MKS-Firmware hat mehrere Ecken und Kanten. Prinzipiell ist von der Verwendung dieser Version abzuraten, da der Firmware wichtige Features fehlen.
Am deutlichsten ist die Temperaturfehlerabschaltung von Fehlern betroffen. Sollte ein Temperatursensor verrutschen oder abgerissen werden, kann der 3D-Drucker das unter Umständen nicht erkennen. Im Ernstfall wird so lange Leistung in die entsprechenden Heizelemente gepumpt, bis diese in Flammen aufgehen, oder das umliegende Plastik schmelzen. Es besteht Brandgefahr! Getestet haben wir dies, indem wir einen Thermistor anstelle des Originalen an den entsprechenden Anschluss am Mainboard gesteckt haben und anschließend ein Druck gestartet wurde. Während des Aufheizvorgangs konnte der Flsun QQ-S Pro mit der originalen Firmware nicht erkennen, dass hier ein (absichtlich herbeigeführter) Fehler vorliegt. Die gute Nachricht hier ist, dass der Drucker aber zumindest Defekte oder kurzgeschlossene Sensorkabel erkennt. Dies dürfte der wesentlich häufigere Fehlerfall sein.
Die weiteren Probleme der Firmware schränken die Druckqualität und Geschwindigkeit ein. Auf höheren Geschwindigkeiten bewegt sich der Druckkopf teils stotternd. Aber auch bei Eingaben auf den Touchbildschirm kann es zu kurzen Aussetzern kommen. Weder schnellere Speicherkarten noch die Wahl anderer Slicer lösten diese Probleme.
Die für uns einfachste Lösung ist hier auf die 3D-Druck-Community zurückzugreifen und eine alternative Firmware auf das Gerät zu spielen. Das Aufspielen der Firmware ist dabei recht einfach. Aus dem Releases-Ordner von Foxies Marlin 2.0 Repository lädt man das aktuelle Marlin2.0.9.x-FirmwaresV2.zip Archiv. Im Archiv befinden sich vorkompilierte Firmwares für viele verschiedene Konfigurationen der Flsun 3D-Drucker. Für unser Testgerät passt die „SCWTPULR-Robin_mini.bin“ benannte Datei. Diese kopiert man auf die SD-Karte des Druckers und benennt sie in „Robin_mini.bin“ um. Ist die SD-Karte in den Drucker eingelegt, startet man diesen neu. Das Update sollte jetzt selbstständig laufen.
Rahmen
Mitten im Aufbau des 3D-Druckers, wenn die langen Bleche der drei Seiten noch nicht eingebaut sind, fühlt sich das Gerät sehr instabil an. Ist aber jedes Bauteil erst mal an seinem Platz, wirkt der Flsun QQ-S Pro sehr stabil. Hier wackelt nichts.
Auch die Achsschlitten und Kugelgelenke sind spielfrei. Die Bronzegleitlager der Schlitten sind dabei selbstschmierend. Einzig die sechs Silberstahlachsen und die sechs Arme könnten etwas steifer sein. Durch die Länge der Achsen rächt sich jedes bisschen Flexibilität später durch sogenanntes Ghosting auf den Ausdrucken.
Ein kleiner Kritikpunkt besteht auch bei dem Filamentrollenhalter. Hier ist der Arm so kurz, dass nicht alle Rollen darauf halten. Breiter als 7 cm darf die Filamentrolle nicht sein. Auch hier gibt es eine einfache Lösung, die schnell mit dem beiliegenden Filament ausgedruckt ist.
Steuerung
Die Steuerung des Flsun QQ-S Pro erfolgt per Touchscreen, USB-Kabel oder per WLAN. Die MKS-Firmware bietet hier eine sehr gut verständliche Oberfläche, die mit Piktogrammen und großen Touch-Buttons aufwarten kann. Ein paar englische Wörter muss man hier zwar beherrschen, aber ein weiteres Mal erklären die Videoanleitungen, wie der Drucker zu bedienen ist.
Auch die Marlin-Bedienung kann per Touchscreen erfolgen. Die einzelnen Bedienpunkte sind eher textbasiert, dafür bietet Marlin aber die Möglichkeit neben Englisch auch Deutsch und viele weitere Sprachen einzustellen. Die Ersteinrichtung von Delta-3D-Druckern mit Marlin ist etwas umständlicher als mit der MKS-Firmware, aber nachdem PID-Tuning, Delta-Kalibrierung und UBL, also Mesh-Bed-Leveling, durchgelaufen sind, ist der Drucker einsatzbereit.
Prinzipiell gefallen beide Konzepte der Bedienung, auch wenn bei Marlin manche Funktion etwas versteckt angelegt ist, da nicht immer erkennbar ist, ob es sich bei einem Bildschirmelement auch um ein Bedienelement handelt.
Leistung
Druckbett
Das runde Druckbett des Flsun QQ-S Pro besteht aus einer mehrlagigen Konstruktion. Isolation, Heizelement, eine wärmeverteilende Aluminiumplatte und eine keramikbeschichtete Glasplatte bilden das Druckbett. Knapp 2:30 Minuten dauert es, das Druckbett von 22 °C bis 60 °C zu erhitzen. Die rund 200 Watt Heizleistung wirken hier beinahe zu wenig, auch wenn Isolation und Heatspreader für eine sehr gleichmäßige Erwärmung sorgen.
Das Wärmebild zeigt kaum deutlich kältere Punkte. Selbst an den drei Befestigungspunkten geht nicht viel Wärme verloren.
Bei der Druckbetthaftung zeigt sich das typische Bild der Keramik-Gläser. Sobald der Abstand von Düse zu Druckbett stimmt, gibt es kaum noch Probleme bei der Haftung von PLA. ABS und ASA benötigen hingegen etwas Vorbereitung und PETG sollte man nicht auf Glas drucken.
Hotend und Extruder
An dem starken Titan-Extruder gibt es keine Kritikpunkte. Dieser sitzt aber weit entfernt vom Hotend. Der PTFE-Schlauch zur Filamentzufuhr ist beinahe 80 cm lang. Das macht sich teils auch bei der Druckqualität bemerkbar, da der Plastikdruck in der Düse so nicht so schnell regieren kann, wie es notwendig wäre.
Beim Hotend handelt es sich um einen E3Dv6-Klon, bei dem der Filamentschlauch bis in die Heizzone reicht. Temperaturen über 260 °C sollte man dem Hotend so lieber nicht zumuten, da jenseits dieser Temperatur PTFE seine Festigkeit verliert. Durch die fehlende Wärmeisolierung des Heizblocks geht einiges an Wärme verloren, da die Luft aus dem Lüfter des Coldends nur nach unten entweichen kann. Infolgedessen schwanken die Temperaturen des Hotends deutlicher als bei anderen 3D-Druckern.
Zur Objektkühlung sind links und rechts der Düse zwei Radialgebläse verbaut. Diese erzeugen einen starken Luftstrom, der den Bereich um die Düse gut abdeckt. Der Druckbettsensor wird magnetisch am Druckkopf angebracht, solange dieser gebraucht wird. Da die Werte des Mesh-Bed-Leveling im EEPROM gespeichert werden, benötigt man den Sensor nur, nachdem der QQ-S Pro das erste Mal aufgebaut wurde, oder wenn Veränderungen am Gerät vorgenommen wurden. Ist der Sensor nicht im Gebrauch, kann man ihn dank der starken Magneten an einer beliebigen Stelle am Drucker befestigen.
Die Extrusionsmengen im Extrusionstest sind nicht unbedingt stabil, aber unsere Messungen können hier auch nur bedingt das reale Verhalten des Extruders wiedergeben. Durch den langen PTFE-Schlauch vom Extruder zum Hotend dauert es bis das Filament einen entsprechenden Druck in der Düse aufbauen kann. So sieht man gerade am Anfang und am Ende der einzelnen Extrusionen des Anycubic PLA-Filaments, dass es einige Zeit benötigt bis ein stabiler Filamentfluss erreicht ist. Anhand der Ergebnisse lässt sich abschätzen, dass bei einer Extrusionsbreite von 0,44 mm und einer Schichthöhe von 0,2 mm eine Druckgeschwindigkeit von 120 mm/s möglich sein sollte, ohne Anpassungen vorzunehmen.
Der Praxistest mit der originalen MKS-Firmware deckt hier jedoch erhebliche Schwächen bei höheren Druckgeschwindigkeiten auf. Bereits ab 80 mm/s kommt die Firmware bei der Berechnung der Bewegungen anscheinend nicht mehr hinterher. Dies äußert sich durch Ruckler und später auch durch große Löcher in den Wänden, da der Filamentfluss nicht stabil ist, wenn die Firmware immer wieder die Bewegungen aller Motoren kurz anhält.
Marlin hat dagegen weniger Probleme und übertrifft im Praxistest Druckgeschwindigkeit auch etwas die Erwartungen. Die Bewegungen bleiben im Test durchgehend flüssig. So stellen sich bei höheren Geschwindigkeiten erst Probleme ab 130 bis 140 mm/s ein. Hier aber auch nur nach den Richtungsänderungen an den Zahlmarken. Anpassungen der Retraciton-, Beschleunigungs- und Ruckeinstellungen (Jerk) sollten hier Abhilfe schaffen. Auch kann es hilfreich sein, die Stabilität des Druckers etwas zu erhöhen, da die Probleme wohl eher durch Vibrationen als durch fehlenden Materialfluss verursacht werden. Letztlich schafft auch Linear-Advance in Marlin eine Verbesserung zu erzielen. Während des Druckes kann man die Linear Advance Einstellung im Menü des Druckers anpassen.
Druckqualität
Bei der Druckgeschwindigkeit und Qualität hat die Firmware einen großen Einfluss. Bei geringen Geschwindigkeiten, wie im Praxistest angesetzt, zeigt der Flsun QQ-S Pro immer eine angemessene Qualität unabhängig von der Firmware. Der Testausdruck mit Marlin in Grau zeigt etwas weniger Stringing und Blobs als der mit der MKS-Firmware in Weiß, aber hier sollte auch festgehalten werden, dass die Temperaturen vom Hotend von den beiden Firmwares anscheinend unterschiedlich berechnet werden. Somit kann hier der Unterschied begründet sein.
Sonst sind beide Testausdrucke relativ maßhaltig. Dünne Wände werden etwas breiter zu den Rändern, da hier die Effekte des langen Bowden-Extruders voll zum Tragen kommen. Aber auch die Folgen der etwas zu flexiblen vertikalen Achsen werden deutlich. Die kleinen Rechtecke vorne links wirken so verzerrt, das kleinste gar verdreht. Hier hilft es nur, Ruck und Beschleunigung herunterzusetzen. Überhänge werden bis zu 60° problemfrei erstellt. Generell fällt eine leichte Unterextrusion an diversen Stellen auf. Die einzelnen Layer werden hier sauber aufeinandergeschichtet. Insgesamt ist das Ergebnis hinreichend gut, um mit dem 3D-Drucker viele interessante Dinge herzustellen, wenn man sich der Schwächen des Gerätes bewusst ist.
In der Praxis fällt der Unterschied zwischen Marlin und MKS-Firmware bei einigen Modellen wesentlich deutlicher auf. Gerade wenn viele abgerundete Flächen erstellt werden sollen, ist Marlin klar im Vorteil. Die Firmware berechnet die Bewegungen besser und so kommt die Düse nicht ins Stocken. Oft liegt aber auch nur hier der große Unterschied zwischen den Firmwares. Objekte mit vielen geraden Linien werden gleich gut erstellt.
Bei der Druckqualität sind vorwiegend die fehlende Steifigkeit sowie der hohe Abstand zwischen Extruder und Düse die größten Problemverursacher des Flsun QQ-S Pro. Das Ghosting durch Schwingungen des Druckkopfes wird auf vielen Ausdrucken sehr deutlich. Passt man die Druckgeschwindigkeiten entsprechend an, verschwindet dies aber.
Ein wirklicher Vorteil des Delta-Druckers ist es, dass man viele höhere Objekte nacheinander erstellen kann. Dadurch, dass die Arme des Extruders von oben kommen, geraten sie nicht in den Weg bereits fabrizierter Modelle. Damit spart man sich Aufheiz- und Abkühlzeiten zwischen einzelnen Drucken.
Sicherheit
Mit der MKS-Firmware ist der größte Kritikpunkt am Flsun QQ-S Pro das teilweise Fehlen der Temperaturfehlererkennung. Auch wenn der 3D-Drucker Kurzschlüsse und fehlende Thermistoren erkennt, schaltet er nicht ab, wenn trotz Aufheizvorgang keine Temperaturänderung eintritt. Letztlich ist dieses Verhalt nicht schönzureden oder hinnehmbar.
Die Firmware von Foxies auf Github schafft hier zwar Abhilfe, aber zumindest in unseren Augen darf dieses Sicherheitsfeature im Auslieferungszustand nicht fehlen. Mit der Marlin-2.0.9.3-Version haben wir alle Temperaturfehler erneut getestet und keine Probleme bei der Schutzabschaltung gefunden.
Emissionen
Aufgrund der A9488-Schrittmotortreiber ist der QQ-S Pro relativ laut, auch wenn die Dämpfer an den Motoren in der Basis einiges an Lautstärke schlucken. Aber auch die Lüfter des großen 3D-Druckers sind nicht gerade leise. Das Voltcraft SL-10 Schallpegelmessgerät zeigt selbst in einer Entfernung von einem Meter noch eine maximale Lautstärke von rund 60 dBA an. Durch die sich ständig ändernden Frequenzen gewöhnt man sich auch nur bedingt an diesen Schallpegel. Ein Upgrade auf TMC-Schrittmotortreiber lohnt sich hier wohl.
Energieaufnahme
Während des Druckvorgangs benötigt der Flsun QQ-S Pro Firmware-unabhängig rund 135 Watt im Durchschnitt. MKS-Firmware und Marlin steuern das Druckbett hier unterschiedlich an. Während die MKS-Firmware auf eine Bang-Bang-Steuerung setzt, verwendet Marlin eine PID-Steuerung mit PWM. So ergeben sich bei der Energiemessung mit dem Voltcraft SEM 6000 zwar im Durchschnitt recht ähnliche Kurven beim 3DBenchy-Testdruck, aber die einzelnen Messwerte der MKS-Firmware schwanken stark. Bei einer Bang-Bang-Steuerung wird das Heizelement des Druckbetts in regelmäßigen Zeitabständen eingeschaltet, um die Temperaturen zu halten. So kann man aus der Energieverbrauchsmessung ablesen, dass Mainboard, Motoren und Heizelement des Hotends circa 55 Watt im Betrieb verlangen, das Heizelement des Druckbetts weitere 220 Watt.
Während der Aufheizphase heizt das Druckbett mit maximal 250 Watt auf, das Hotend kommt anschließend auf 40 bis 50 Watt. Im Druckvorgang wird deutlich, dass mit zunehmender Objekthöhe weniger Energie zum Halten der Temperaturen benötigt wird, da die Lüfter zur Kühlung weniger Wärme vom Druckbett abtransportieren. Marlin und MKS-Firmware scheinen zudem mit unterschiedlichen Werten für Beschleunigung und Ruck (Jerk) vorkonfiguriert. Der gleiche GCode wird so von Marlin rund sieben Minuten schneller hergestellt. Allerdings wirkt sich dies negativ auf die Qualität des 3DBenchy aus. Während die Schichten und Extrusionen von Marlin genauer erstellt werden, steigt hier auch das Ghosting.
Fazit
Wer ab Werk einen perfekt funktionierenden 3D-Drucker sucht, wird wohl vom Flsun QQ-S Pro enttäuscht werden. Aber Bastler, die gerne etwas Arbeit in ihre 3D-Drucker stecken, können schnell gute Ergebnisse erzielen. So sind auch viele weitere Upgrades des 3D-Druckers neben einer verbesserten Firmware denkbar. Auf Thingiverse und in diversen Facebook-Gruppen findet man hier Anregungen. Der stärkste Kritikpunkt an dem Drucker ist die nur unzureichend funktionierende Temperaturfehlerschutzabschaltung im Auslieferungszustand. Abgesehen davon kann der 3D-Drucker gute Arbeit leisten. Denn das Mainboard, Rahmen, Extruder und Hotend bieten hier eine mehr als ausreichende Grundlage. Hohe Druckgeschwindigkeiten bei ausreichender Qualität sind möglich. Passt man die vielen Einstellmöglichkeiten von 3D-Druckern richtig an, sind aber auch sehr saubere Drucke möglich. Gerade bei den im Vase-Mode gedruckten Kleinteilboxen zeigte sich ein gut aussehendes Gesamtbild.
Der Flsun QQ-S Pro ist nicht perfekt, lädt aber dank guter Basis zu Upgrades und Verbesserungen ein. Dabei kann der 3D-Drucker auch ab Werk annehmbare Ergebnisse erzielen.
Energieaufnahme und Geräuschemissionen sind ab Werk auf einem annehmbaren Level, aber zumindest bei der Lautstärke könnte man mit besseren Schrittmotortreibern und leiseren Lüftern starke Verbesserungen erzielen. Betrachtet man den geringen Kaufpreis von unter 300 Euro bei der Größe des Gerätes, wird deutlich, dass die Einsparungen, die Flsun vorgenommen hat, gerechtfertigt sind.
Die Einschränkungen von Linear-Delta-Druckern werden beim Flsun QQ-S Pro zwar deutlich, aber sie sind beherrschbar. Insgesamt muss man wohl etwas mehr Zeit investieren, bis der 3D-Drucker allen Ansprüchen genügt.
Preise und Verfügbarkeit
Der Flsun QQ-S Pro ist bei Geekmaxi für 289 Euro zuzüglich Versandt ab EU-Lager erhältlich. Die Versandkosten können Kunden mit dem Coupon-Code FSQQSPRO einsparen.