Fast mit Lichtgeschwindigkeit: Jets eines Neutronensterns beobachtet
Aus der Nähe wäre es sicherlich ein irres Schauspiel. Ein kompakter und beinahe unendlich dichter Neutronenstern mit gigantischen Gravitationskräften zieht Materie von einem nahen Stern ab. Diese gelangt in einem Strudel bis an die Oberfläche.
Wegen der dort herrschenden Kräfte kommt es zu thermonuklearen Explosionen. Wasserstoff oder Helium verschmelzen zu schwereren Elementen. Weil die freigesetzte Energie groß genug ist, kann die Materie entlang der Rotationsachse des Neutronensterns in Form eines Strahls entkommen.
Diese Jets ereignen sich recht regelmäßig und schleudern alle möglichen Stoffe, darunter je nach Zusammensetzung des benachbarten Sterns auch seltene Metalle wie Gold, Platin oder Uran, mit knapp 40 Prozent der Lichtgeschwindigkeit ins All.
Derartige Konstellationen tragen also dazu bei, den bunten Materialmix, den wir auch auf der Erde vorfinden, zu ermöglichen. Und sonderlich selten ist die Paarung aus einem sonnenähnlichen Stern und einem Neutronenstern nicht. Allein 125 dieser Objekte sind bekannt, welche somit immer wieder Fontänen in ungeheurem Ausmaß erzeugen.
Sie tatsächlich zu beobachten, gestaltet sich trotzdem schwierig. Sie ereignen sich weit entfernt (zum Glück). Sie sind nicht komplett regelmäßig und nur kurze Zeit zu sehen. Außerdem müssen verschiedene Techniken kombiniert werden.
Thermonukleare Explosionen dieses Ausmaßes senden Röntgenstrahlung aus, wie sie der ESA-Satellit Integral sehen kann. Die Jets hingegen sind nur im Radiowellen-Spektrum sichtbar. Hierfür muss dann ein Radioteleskop auf der Erde mit dem Satelliten gekoppelt werden.
Für die allererste Aufnahme waren 30 Stunden Aufnahmen an drei Tagen nötig, ohne vor einer Auswertung zu wissen, was dabei herauskommt. Aber siehe da: Jetzt ist bewiesen, dass genau dieses Vorgehen erfolgreich ist.
Und nun? Solche Jets finden nicht nur in obiger Konstellation statt. Wo starke Gravitationskräfte und Magnetfelder aufeinander treffen, in kosmischen Wolken, schwarzen Löchern, könnte die entwickelte Methode helfen, genauere Beobachtungen zu machen.
Die Entstehung von Elementen, von Sonnensystemen und ungewöhnlichen kosmischen Objekten sowie die Gesetzmäßigkeiten hinter der Gravitation und Kernfusionsprozessen warten auf neue Einblicke durch das Studium von Jets aus Materie mit Geschwindigkeiten nicht weit entfernt von der Lichtgeschwindigkeit.
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