Hintergrund zur Insolvenz | Fanatec/Endor - Ungewisse Zukunft für Profigaming-Lenkräder
Fanatec und die Endor AG, der die Marke gehört, sind insolvent. Das geht aus einer Pressemitteilung vom 30. Juli 2024 hervor. Demnach verweigerte Corsair eine weitere Zwischenfinanzierung und auch die Banken wollten das Unternehmen, das mit 70 Millionen Euro bei Banken fremdfinanziert ist, nicht weiter unterstützen. Die Schulden sind sogar noch gestiegen und liegen bei mittlerweile 95 Millionen Euro, was einen Kredit von Corsair in ungenannter Höhe beinhaltet.
Doch die Gründe, die zur Insolvenz führten, sind vielfältig. Mitunter stehen Aussagen gegen Aussagen, Interessen der einen gegen die Interessen der anderen.
Als Grund für die Insolvenz führt die Endor AG neben der Überschuldung etwa an: "Grund dafür war der Antrag des früheren Vorstandsvorsitzenden und Mehrheitsaktionärs, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen, um eine Sanierung nach dem StaRUG zu verhindern, ohne ein belastbares Alternativszenario vorzulegen. Gemeint ist damit Thomas Jackemeier, Gründer und ehemaliger Chef des Unternehmens.
Er musste bereits am 30. März 2024 seinen Posten räumen, auch wenn die offizielle Linkedin-Präsenz zum 1. August 2024 noch immer Thomas Jackemeier als CEO der Endor AG nennt.
Laut einer knappen Mitteilung der Endor AG hieß es damals: "Der Aufsichtsrat der Endor AG hat heute die Abberufung des Vorstandsvorsitzenden Thomas Jackemeier mit Wirkung zum Ende des 30. März 2024 beschlossen und damit eine wesentliche der von den kreditgebenden Banken gestellten Bedingungen für die Verlängerung der Standstillvereinbarung zum 30. Juni 2024 erfüllt."
Diese Vereinbarung sorgte dafür, dass Gläubiger erst einmal auf eine Tilgung der Schulden verzichteten. Offenbar aber nur, wenn Jackemeier geht.
Doch Jackemeier blieb danach nicht einfach still. Als Investorengruppe Jackemeier wollte er bereits im April ein Angebot abgeben, um als Mehrheitsaktionär die Endor AG zu retten. Ihm zufolge standen 25 Millionen Euro zur Verfügung. Genug, um das Unternehmen bis Ende 2026 durchzufinanzieren, wie es damals hieß.
Jackemeier erhöht Angebot
Am 6. Mai wurde dann durch Jackemeier bekannt gemacht, dass er sein Angebot auf fast 50 Millionen Euro erhöhen konnte und dies den Banken und dem Aufsichtsrat vorlegte. Im Zuge dieser Mitteilung forderte Jackemeier auch die Abberufung des CRO und CFO der Endor AG und verlangte, dass zwei Aufsichtsratsmitglieder ihre Mandate niederlegen. Doch es kam anders und Endor ging über Pressemitteilungen auch gar nicht auf die vorgelegten Angebote ein.
Am 9. Mai wurde stattdessen bekannt, dass sich Corsair um die Marke Fanatec bemühte. Es ging darum, Schulden auszugleichen und "exklusive Verhandlungen" zu führen. Corsair half kurzfristig aus. Wie viel Geld insgesamt geflossen ist, lässt sich nicht nachvollziehen. Doch offenbar passierte dies nicht in einem Umfang, um Fanatec/Endor zu retten, obwohl der letzte Quartalsbericht beim Umsatz steil nach oben zeigte.
Es folgten Bemühungen, das Unternehmen zu stabilisieren. Laut Endor-Mitteilung von Ende Juni hat Corsair etwa eine Zwischenfinanzierung von vier Millionen Euro zugesagt. Während bei Endor aber eigentlich nur Corsair thematisiert wurde, wurde Jackermeier anderweitig aktiv.
Jackemeier will Hauptversammlung durchsetzen
Zwischenzeitlich hat die Investorengruppe Jackemeier eine außerordentliche Hauptversammlung durchsetzen wollen. Beantragt hatte er diese Anfang Juni 2024 und wollte so auch eine Enteignung der Aktionäre verhindern.
Die Mitteilung hat es dabei in sich: "Die Investorengruppe weist darauf hin, dass die kreditgebenden Banken (Postbank/ Deutsche Bank, Raiffeisen Landesbank Oberösterreich, Hypovereinsbank, Oberbank und DZ Bank) zusammen mit dem Vorstand und Aufsichtsrat der Endor AG seit Monaten eine Restrukturierung verhindern, die keine Enteignung der Aktionäre voraussetzt. So wurden sowohl zwei Angebote der Investorengruppe Jackermeier als auch das Angebot eines hoch reputierlichen und liquiden Debt-Investors abgelehnt - zumeist mit der nicht glaubhaft gemachten Begründung, dass der Kapitalbedarf mittlerweile höher als das jeweilige Angebot sei."
Doch zu so einer Hauptversammlung kam es nicht. Warum war lange nicht klar. Stattdessen wurde seitens Endor unter anderem bekannt gegeben, dass die Standstillvereinbarungen verlängert wurden und es positive Verhandlungen mit Corsair gab. Am 5. Juli, gab Endor zudem die Verschiebung der "Veröffentlichung des geprüften Jahres- und Konzernabschlusses 2023" auf mindestens September 2024 bekannt.
Amtsgericht Landshut gibt zwei Aktionären recht
Die nächsten Mitteilungen waren dann wohl der Anfang vom Ende der Eigensanierung. Die Endor AG gab dann Mitte Juli bekannt, "dass das Amtsgericht Landshut zwei Aktionäre der Endor AG ermächtigt hat, eine außerordentliche Hauptversammlung einzuberufen". Man traf sich also vorher offenbar vor Gericht, was das Thema Hauptversammlung angeht.
Einer der Tagesordnungspunkte war demnach: "Bericht des Vorstands über die aktuelle wirtschaftliche Lage der Endor AG sowie den Stand von Angeboten, Gesprächen, Verhandlungen und Vereinbarungen, betreffend die Restrukturierung/Beseitigung der (drohenden) Zahlungsunfähigkeit der Endor AG". Dazu kommen einige Personalentscheidungen sowie Prüfungen, die thematisiert werden sollten.
Im gesamten kritisierte die Endor AG das Vorgehen aber massiv: "Die Einberufung und Durchführung der außerordentlichen Hauptversammlung gefährdet nach Ansicht des Vorstands der Endor AG die Restrukturierung der Gesellschaft im Rahmen des laufenden Verfahrens nach dem Unternehmensstabilisierungs- und restrukturierungsgesetzes (StaRUG) mit dem Einstieg des Investors Corsair, weil insbesondere Wechsel im Aufsichtsrat oder Vorstand sowie Kapitalmaßnahmen dem Investor Corsair ein Recht zur Kündigung der Zwischenfinanzierung geben und/oder zur Beendigung der Restrukturierung gemäß dem mit Corsair vereinbarten Term Sheet berechtigen."
Zu der schon Anfang Juni von Jackemeier angeforderten Hauptversammlung kam es offensichtlich trotzdem nicht, obwohl das Amtsgericht Landshut ihm und einem weiteren Aktionär recht gab. Stattdessen kam es zu dem Insolvenzantrag vom 30. Juli 2024 am Amtsgericht Landshut und der eingangs erwähnten Kritik an den Aktionären.
Thomas Jackemeier, der sich häufig im Wallstreet-Online-Forum zu dem Fall äußert, will indes nicht aufgeben. Eine Insolvenz hatte er als Reaktion bereits befürchtet. Interessant: Nach seinen Ausführungen soll Corsair bereits die Markenrechte an Fanatec haben und Corsair kein Interesse an dem Standort Landshut haben. Nun hofft Jackemeier auf einen neutralen Inssolvenzverwalter, "der einen wirklich ergebnisoffenen Prozess aufsetzt.", wie Jackemeier schreibt.
In einer Pressemitteilung vom 1. August 2024 bekundet Corsair trotzdem weiter Interesse an Fanatec und Endor zu haben, auch wenn man von dem Insolvenzantrag enttäuscht sei. Die Lage ist also äußerst unübersichtlich und ein Ausgang ungewiss.
Derweil soll der Betrieb von Fanatec erst einmal normal weitergehen. Das wurde auch auf der Fanatec-Webseite in einem deutlich sanftere Töne nutzendem Blogbeitrag kommuniziert. Hier wird keine direkte Kritik an der Investorengruppe Jackemeier geübt.
Fanatec/Endor ist übrigens nicht die einzige Firma von Steuerungen für Gaming, bei der es Ärder auf der Managementebene gab. Auch Honeycomb mit seinen Flightsticks litt unter Streitereien, die Jahre brauchten, bis sie einigermaßen gelegt werden konnten. Für die Kundschaft war dies eine unangenehme Phase, da es doch deutliche Probleme bei versprochenen Produkten und Service gab. Der Fall Honeycomb zeigt aber, dass ein Happy End prinzipiell möglich ist.
Quelle(n)
Fanatec & Eigene Recherchen