Billie Joe Armstrong, der Frontmann der Rockband Green Day, ist das neue Gesicht der Marketingkampagne für das neue ANC-Over-Ear-Kopfhörermodell Monitor III des Traditionsherstellers Marshall. Aber ist der kabellose Marshall-Kopfhörer nun ideal für alle Rock'n Roller oder gar für mehr? Um das herauszufinden, haben wir die Marshall Monitor III A.N.C. für offiziell 349 Euro schon vor dem Marktstart getestet.
Verarbeitung & Design - Marshall-Textur und Messingschriftzug
Designtechnisch bleibt sich Marshall natürlich treu: Die schwarzen Kopfhörer sehen schick aus, sind mit einer an Lederstruktur erinnernden Textur überzogen und es ziert ein goldener beziehungsweise messingfarbener Marshall-Schriftzug die Ohrhörer.
Die Kapseln sowie der ganze Ohrhörer soll diesmal besonders stabil gefertigt sein. So bricht die Kunststoffschale auch nicht bei starken Verwindungen und auch das Kopfband ist extrem flexibel und trotzdem stabil.
Apropos Kopfband: Um Druckstellen am Kopf, Abnutzung am Kopfbandpolster zu vermeiden und für zusätzliche Stabilität zu sorgen, liegt nun zwischen dem Kopfband und dem Nutzerkopf noch ein Silikonband, welches nur jeweils seitlich am Anfang des Kopfbügels befestigt ist.
Die Ohrkapseln sind natürlich dreh- und einklappbar, sodass sich die Monitor III recht klein zusammenfalten und in das diesmal besonders kleine und individuell und edel anmutende Case verstauen lassen. Letzteres wurde ebenfalls so klein wie möglich konzipiert und bietet innen ein weiches, rotfarbenes Samtfutter, die Optik soll an Gitarrenkoffer erinnern. Da das Etui nicht viel mehr Platz im Rucksack einnimmt als die Kopfhörer selbst, diese aber gut schützt, verwendet man es auch tatsächlich.
Der Hersteller weist zudem auf die nun extrem weichen Ohrpolster hin. Diese sind in zwei Schichten designt. Die sehr weiche Oberschicht sorgt für ein angenehmes Tragegefühl und soll sich den Kopfstrukturen des Trägers indessen noch besser anpassen, um auch bei Kopfbewegungen und bei Brillen- und Ohrringträger gut abzuschließen. Die zweite Schicht darunter ist dann fester und widerstandsfähiger. Zudem ist der Tragekomfort dadurch subjektiv wirklich gut.
In den Bügel sind seitlich hinten jeweils ein Button eingefügt, die man eben auch blind hinter dem Kopf leicht findet. Einer schaltet die ANC-Modi um (ANC An, Aus, Transparenz). Der M-Knopf auf der rechten Seite kann über die App konfiguriert werden und dient wahlweise als Spotify-Startknopf, schaltet vorher festgelegte Equalizer-Presets um oder aktiviert den Sprachassistenten.
Unten an der linken Ohrmuschel befindet sich ein USB-C-Eingang zum Laden der Monitor III A.N.C, auf dem rechten Ohrhörer befindet sich unten der goldene und vor allem praktische Bedienknopf. Da er als Joystick konzipiert ist, lassen sich hier alle möglichen Eingaben mit nur einem Knopf bewältigen.
Ausstattung & technische Merkmale - Mehr ANC-Mikros
Der Monitor III ist mit Bluetooth LE Audio kompatibel und unterstützt Auracast, um Audio mit anderen Lautsprechern und Kopfhörern teilen zu können.
Das Active Noise Cancelling soll verbessert worden sein. Dazu nehmen nun vier statt wie vorher zwei Mikrofone kontinuierlich die Hintergrundgeräusche auf, um sie herauszufiltern.
Ebenfalls verbessert wurde die Laufzeit. Der Vorgänger kommt mit ANC auf 40 Stunden, Marshall hat wohl 50 Stunden angepeilt, kommt beim Monitor III jetzt aber auf angeblich 70 Stunden. Möglich macht dies das geschrumpfte Innenleben in den Ohrkapseln, wodurch Platz ist für je einen Akku pro Ohrhörer.
Hinzu kommt Adaptive Loudness, bei der Bass, Mitten und Höhen in Abhängigkeit der Außenlautstärke automatisch angepasst werden, sofern man die standardmäßig deaktivierte Funktion in der App anschaltet.
Zudem betonen die Entwickler die Integration von Spatial-Audio, die den Musikstücken mehr Raumklang verleihen sollen, indem die Musik vom Ohr weglenkt wird, um mehr Räumlichkeit zu erzeugen.
Verbindung und App - Übersichtlich konfigurierbar
Der Marshall Monitor III kann ganz ohne App verwendet werden. Nicht nur in diesem Zusammenhang weist der Hersteller auch auf den Vorzug des multidirektionalen Bedienknopf hin. Drückt man diesen für etwa 2 Sekunden, so schalten sich die Kopfhörer ein (oder aus), drückt man ihn zweimal, so wird Bluetooth aktiv und man kann das Modell beispielsweise am Smartphone finden und damit koppeln.
Drückt man den goldfarbenen Joystick nach oben oder unten verändert sich die Lautstärke. Ein Druck nach Links oder Rechts spult einen Track vor oder zurück, hält man länger in eine Richtung gedrückt, wird innerhalb eines Songs gespult.
Für mehr Funktionalität kann die Marshall Bluetooth App installiert werden. Sobald man die Monitor III gekoppelt hat, stehen einem zusätzliche Funktionen zur Verfügung, darunter das komplette Ausschalten des ANC (statt nur Transparenz oder an), das Aktivieren von Spatial Audio oder auch Adaptive Loudness, sowie der Equalizer, von dem man eigene Presets erstellen und Abspeichern kann.
An und für sich hat uns die App gut gefallen, sie ist übersichtlich strukturiert und man findet alle Funktionen recht schnell. Gestört haben nur, dass der Screen für den Equalizer oft elend lange geladen hat oder auch mal gar nicht mit Laden fertig wurde, zudem war nicht ersichtlich, wie wir nach dem Verändern der Frequenzen unsere Wahl denn nun in einem neuen Preset abspeichern, da der Save- oder New-Button zu fehlen scheint.
Minimal nervte zudem der halbtransparente Banner, der aktuell wiedergegebene Medien anzeigt, aber auch dann nicht verschwindet, wenn keine Medien abgespielt werden.
Gut sind hingegen die Möglichkeiten zur Verlängerung der Akkulebensdauer, indem man ihn langsamer und nur auf 90 statt 100 Prozent laden lässt.
Sound - Druckvolle Vocals, detaillierte Bässe
Beim ersten Hören fallen gleich die sehr klaren Vocals und Hi-Hats auf, die Monitor III recht höhenlastig. Dadurch wirken vor allem Stimmen sehr deutlich und klar, auch schrammelnde Rocksounds können davon profitieren.
In manchen Stücken und je nach Geschmack kann es aber manchmal schon zu spitz wirken oder in bestimmten, sowieso schon vocallastigen Songs die übrige Musik etwas in den Hintergrund geraten. Glücklicherweise lässt sich der Sound über den Equalizer noch ganz gut an die Stücke anpassen.
Bässe sind gut aufgelöst und detailliert, allerdings nicht übermäßig präsent. In basslastigen Stücken kommen sie jedoch gut rüber, da man dann auch viele Details wahrnimmt, in weniger bassfokussierten Liedern können sie manchmal jedoch etwas abtauchen, gerade wenn die Vocals im Vordergrund stehen. Wir geben hier mal unsere ganz subjektiven Eindrücke in einigen Beispielen nach Songs ab:
- The Hives - Countdown to Shutdown: Gitarren kommen gut rüber, der Song kann teilweise aber trotzdem zu spitz sein.
- The Black Keys - Going Down South: Im Verse perfekt mit den Monitor III, Bass ist gut aufgelöst, klare Vocals ohne zu spitz zu werden. Die sehr helle Sologitarre nach dem ersten Verse ist aber grenzwertig.
- The Raconteurs - Sunday Driver: Geht gut
- Kaleo - No Good: Sehr gut, starke Vocals, guter Bass, detaillierte Soundstage, man hört zwischendurch das leise, versehentliche Rasseln der Schellen beim Auftritt.
- Kurt Vile - Pretty Pimpin: Hört sich sehr gut mit den Monitor III an, der Song bringt aber schon eine gute Klangfülle mit.
- Aurora - Graveyard: Der Anfang besticht mit glasklaren Vocals, man hört gut das zarte Hauchen der Stimme. Wenn die tiefen Streicher einsetzen, ist uns das jedoch nicht bassig genug, hier wäre mehr Wumms gut.
- Notorious BIG - Hypnotize: Das basslastige Stück kommt gut rüber, man hört viele Details beim Bass (statt dumpfen Tieftönen). Das "Händeklatschen" ist vielleicht ein wenig zu spitz, außerdem kann es auch gerne etwas mehr Bass sein.
- Ennio Morricone - The Good, the Bad and the Ugly: Der sehr helle Gitarrensound kann mit den höhenlastigen Monitor III schon beinahe wehtun, wir haben die Lautstärke verringert.
- Jackson C. Frank: Gitarre plus Gesang, eigentlich perfekt auf dem Marshall, es fehlt vielleicht an Fülle. Empfehlung zum Reinhören - melancholischer Gitarren-Songwriter, einziges Album von 1965.
- Leonhard Cohen - You Want it Darker: Sehr gut aufgelöste Vocals von Cohen, für den Einen oder Anderen schiebt es aber nicht genug, die Musik daneben könnte etwas prominenter sein, sie gerät eine Spur zu sehr in den Hintergrund. Die Basslinie braucht zwar nicht unbedingt mehr Wumms, die restliche Musik könnte aber eine Spur mehr Fülle vertragen.
- Robbie Robertson - Theme for The Irishman: Gutes Beispiel: Die helle Mundharmonika überstrahlt teils zu sehr und ist präsenter als der Kontrabass, der zwar gut aufgelöst ist, aber etwas mehr Fülle haben könnte, nicht unbedingt am ganz tiefen Ende, aber in den mittleren Bereichen davor.
Insgesamt kommt es beim Marshall Monitor III gefühlt stärker als sonst auf die Ausgangsquelle und den eigenen Geschmack an, wie gut die Anwendung seines Signature-Sounds auf das jeweilige Stück passt. Am stärksten spielt der Monitor III bei guter Ausgangsqualität der Quelle, Rock und basslastigen Stücken auf. Wenn Stücke eh schon die Vocals betonen, kann der Marshall-Kopfhörer manchmal dafür sorgen, dass die übrige Musik, besonders die Bässe, unterrepräsentiert wirkt.
Überhaupt haben wir oft das Bedürfnis, die Lautstärke etwas hochzuschrauben, damit die detaillierte Bühne des Monitor III besser zur Geltung kommt. Dann aber sind uns einige Höhen einfach zu spitz, sodass wir die Lautstärke in einigen Songs wieder zurückdrehen, dann aber auch leider die Bühne deutlich abnimmt und die Musik zu sehr im Hintergrund bleibt. Je nach Stück eben.
Pro
Contra
Fazit - Typischer Marshall
Marshall ist bemüht sich seinen Rock'n'Roll-Sound zu bewahren und durch sein Lifestyle Marketing trotzdem neue Mainstream-Zielgruppen zu erschließen. Der Monitor III A.N.C. klingt definitiv nach Marshall, bietet einen druckvollen und klaren Sound, auch die Bässe sind nicht einfach dumpf, sondern gut aufgelöst. Das Design ist sowieso wieder sehr schick und hebt sich angenehm von der Konkurrenz ab.
Allerdings ist der Sound sehr vocal- und höhenlastig, sodass die Musikstücke selbst schon einen guten Bass mitbringen müssen, um auf dem Monitor III gut detailliert wahrgenommen werden zu können. Ist das nicht der Fall, können die Bässe für manchen Geschmack etwas unterrepräsentiert sein.
Designtechnisch sind die Marshall Monitor III A.N.C. über jeden Zweifel erhaben und auch der Sound hebt sich von der Konkurrenz ab, er betont Vocals und Höhen und wirkt so druckvoll und spritzig. Für manchen Geschmack und manche Songs könnte dies allerdings zu spitz sein, zwar ist der Bass detailliert, kann in einigen Situationen jedoch etwas in den Hintergrund treten.
Preis und Verfügbarkeit
Überarbeitet wurde leider auch der Preis. Während der Monitor II auf Amazon 238 Euro kostet, soll der Monitor III laut Marshall 349 Euro kosten.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
So testet Notebookcheck
Pro Jahr werden von Notebookcheck hunderte Laptops und Smartphones unabhängig in von uns standardisierten technischen Verfahren getestet, um eine Vergleichbarkeit aller Testergebnisse zu gewährleisten. Seit rund 20 Jahren entwickeln wir diese Testmethoden kontinuierlich weiter und setzen damit Branchenstandards. In unseren Testlaboren kommt ausschließlich hochwertiges Messequipment in die Hände erfahrener Techniker und Redakteure. Die Tests unterliegen einer mehrstufigen Kontrolle. Unsere komplexe Gesamtbewertung basiert auf hunderten fundierten Messergebnissen und Benchmarks, womit Ihnen Objektivität garantiert ist. Weitere Informationen zu unseren Testmethoden gibt es hier.