Eve Flare im Kurztest: Smart-Home-Lampe erzeugt gutes Stimmungslicht, aber kein Raumlicht
Mit dem Stimmungslicht Eve Flare hat der Smarthome-Anbieter Eve Systems erstmals eine Version für das Thread-Netzwerk auf den Markt gebracht. Beim ersten Auspacken überrascht die Lampe dann auch gleich, denn Eve Flare ist riesig. Mit einem Durchmesser von 25 Zentimetern hat die Leuchtkugel sogar etwas mehr Durchmesser als ein Basketball der Größe 7.
Auf den Werbefotos sieht das nicht unbedingt so aus, denn Eves Größenvergleich nutzt oft ein iPhone, dessen Größe man nicht auf den ersten Blick festmachen kann. Damit eignet sie sich auch nicht unbedingt für die Mitnahme auf Reisen.
In der Wohnung lässt sie sich hingegen gut transportieren. Sie hat an der Unterseite sogar einen Henkel, damit die Leuchtkugel auch kopfüber aufgehangen werden kann. Dank des integrierten Akkus lässt sich Eve Flare auch gut über den Abend nutzen.
Die Akkulaufzeit gibt Eve Home mit 6+ Stunden an, was gelinde gesagt untertrieben ist. In unseren Tests konnten wir durchweg mindestens acht Stunden erreichen. Wohlgemerkt auch im energieintensiven Warmweißmodus.
Die Akkulaufzeit ist nämlich sehr stark von der Leuchtfarbe abhängig, wie Strommessungen mit vollgeladenem Akku zeigten. Der Worst Case ist der Betrieb mit einer warmweißen Farbe. In der App lässt sich das leider nur abschätzen, da eine Kelvin-Anzeige fehlt. Entsprechend eingestellt nimmt sich das Licht bei maximaler Helligkeit rund 2 Watt aus dem Netz. Wohlgemerkt sind es hier schon 8 Stunden. Bei minimaler Helligkeit sinkt der Wert auf 0,3 Watt.
Farbe | Minimale Helligkeit | Maximale Hellgkeit |
---|---|---|
Warmweiß | 2 Watt | 0,3 Watt |
Kaltweiß | 1,4 Watt | 0,3 Watt |
Rot | 1,5 Watt | 0,3 Watt |
Grün | 1 Watt | 0,2 Watt |
Blau | 1,5 Watt | 0,2 Watt |
Kaltweiß hingegen reduziert die Leistungsaufnahme, wer also eher die Lichtstimmungen rund um den Äquator mag, der kann mit etwas längerer Laufzeit rechnen, denn die Leistungsaufnahme sink auf 1,4 Watt. Auch die Farben Rot und Blau liegen in diesem Bereich.
Besonders sparsam ist die Farbe grün. Hier haben wir maximal ein Watt gemessen. Mit minimaler Helligkeit sinkt der Wert auf 0,2 Watt.
Für die Akkulaufzeit sind das gute Werte. Offiziell wird die Akkukapazität nicht angegeben. Auf Nachfrage sagte Eve allerdings, dass ein 1.800-mAh-Akku verbaut ist. Bei einer Spannung von 3,7 Volt ergeben sich daraus etwas unter sieben Wattstunden. Interessant: Zum Ende der Akkulaufzeit reduziert sich kaum wahrnehmbar die Helligkeit. Das merkt man erst, wenn man Eve Flare wieder auf das Dock zum Laden stellt. Dann wird die Kugel nämlich heller. Hintergrund ist die sinkende Spannung, wie Eve Systems angab.
Aufgeladen wird die Kugel über eine simple Dockingstation mit kreisrunder Ladefläche. Die wirkt etwas billig und ist auch zu leicht, wenn man das Kabel zum Netzteil nicht richtig rausführt. Schade. Wir hätten uns für Eve Flare ohnehin lieber eine Dockingstation mit USB Typ C gewünscht. Zumal beim Laden ohnehin nicht mehr als 5 Watt aus der Steckdose entnommen werden. Da braucht es kein Steckernetzteil.
Auf Nachfrage sagte Eve Systems Notebookcheck.com zudem, dass der Akku sich laut dem Unternehmen über Aftermarket-Akkus relativ leicht austauschen lässt. Allerdings dürfte die wasserabweisende Wirkung des Gehäuses darunter leiden (IP65-Rating).
Sehr intensive Farben
Die Darstellung der Farben ist überwiegend exzellent. Das liegt an der diffus arbeitenden Kugel. Die Farben werden sehr ausgewogen präsentiert. Schatten lassen sich mit bloßem Auge nicht erkennen. Die Kugel wirkt wie eine einheitlich beleuchtete Fläche. Selbst die Naht – Eve Flare besteht aus zwei Hälften – ist in der Regel nicht erkennbar. Man muss schon eine sekundäre Lichtquelle auf die Naht scheinen lassen, damit man sie sieht.
Die Farben selbst wirken fast schon übertrieben. Das Pink, von Eve Cherry genannt, ist schon fast ein penetrant wirkendes Telekom-Lila. Selbiges gilt für die Farben Rot, Grün und Blau und diverse Zwischentöne. Fast jede Farbe wirkt gut. Nur ein sauberes Gelb haben wir nicht hinbekommen. Bei den Weißfarben schwächelt die Eve Flare ein bisschen, wobei das nicht unbedingt auffällt.
Allgemein empfiehlt es sich, die Helligkeit über 50 Prozent zu halten. Darunter wirken die Farben nicht mehr so kräftig. Kaltweißes Licht wandelt sich sogar in eine Mischung aus Blau und Lila, wenn die Helligkeit runtergeregelt wird. Daran änderte sich auch nichts, als wir die Firmware der Leuchtkugel von der Version 2.1.1 auf die Version 2.1.3 aktualisierten.
Hintergrund sind einige Kompromisse, die Eve eigenen Angaben zufolge eingehen musste. Interessant ist auch die Aufteilung der LEDs, die uns das Unternehmen auf Nachfrage sagte. Für den Farbmix sind 14 weiße, 23 rote, 7 grüne und 15 blaue LEDs verantwortlich.
Ein bisschen problematisch ist auch die Darstellung der Farben in der App. Auf dem OLED-Display des iPhone 12 Mini wirken die Farben anders. Das gilt etwa für die Cherry genannte äußerst intensive pinke Farbe. Auf dem iPhone sieht man dies nicht. Selbiges gilt für die Farbe "Scarlet", die ein Rot darstellen soll, aber doch eher in Richtung Orange geht. Wer konkrete Farben will, der sucht diese lieber innerhalb des angebotenen Farbraums. Wir würden uns aber konkrete voreingestellte Farben wünschen oder so etwas wie einen RGB-Regler.
Die App-Bedienung ist dementsprechend nicht ideal und lässt ein paar Wünsche offen. Wie andere Smarthome-Geräte lässt sich auch Eve Flare mit Konditionen verbinden, um eine gemeinsame Steuerung mit anderen Komponenten zu ermöglichen. Etwa um das Stimmungslicht zusammen mit der Abendbeleuchtung zu schalten.
Notwendig ist das nicht. Auf der Unterseite sind zwei gummierte Knöpfe mit klar definiertem Druckpunkt. Die müssen aber etwas feste gedrückt werden, was Fehlbedienungen verhindert. Der eine schaltet das Licht ein, der andere wechselt zwischen den Farben.
Langsame Reaktionen
Einen Kritikpunkt gibt es aber. Eve Flare reagiert gemächlich. Zum einen, weil es sanft die Helligkeit steigert, was gut ist. Zum anderen aber auch, weil auf einen Druck in der App die Kugel nicht unmittelbar reagiert. Das kann in seltenen Fällen sogar deutlich über eine Sekunde dauern. Auf Nachfrage erklärte uns Eve Home das verhalten. So wacht Eve Flare im Akkubetrieb nur alle 5.000 ms auf. Im Dock reduziert sich dies auf 2.000 ms.
Dieses Verhalten stört vor allem, wenn man Eve Flare in einer Gruppe nutzt. Während die Philips Hue-Leuchtmittel etwa nahezu sofort reagieren, kann man zugucken, wie Eve Flare nachzieht. Auch im Vergleich mit anderen Eve-Geräten ist Eve Flare langsam.
Wir haben auch mit den Einstellungen experimentiert. Der Wechsel auf den Modus Quick ändert nur die Art, wie das Leuchtmittel heller wird beim Einschalten. Auf die langsame Reaktionszeit hat es keinen Einfluss. Auch die Firmware 2.1.3 änderte daran nichts.
Das ist aber eher ein Detailproblem. Es beschränkt sich ja nur auf das Ein- und Ausschalten.
Eve Flare funktioniert derzeit nur mit Apple-Betriebssystemen, da es ein Thread-/Homekit-Licht ist. Als Minimal Thread Device ist es zudem im Netzwerk ein Endpunkt und kann nicht als Repeater genutzt werden.
Ein Matter-Upgrade soll noch folgen. Es ist aber unklar, wann Eve Flare dann mit Amazons Alexa oder Google Home genutzt werden kann. Auf Nachfrage wollte sich Eve Home dazu nicht äußern.
Pro
+ Wasserabweisendes Gehäuse nach IP65
+ Lange Akkulaufzeit
+ Sehr homogenes Licht
+ Sehr intensive Farben
Contra
– Mitunter langsame Reaktionszeit
– Farbstabilität bei dunklen Einstellungen teils nicht gewährleistet
– Matter-Update kommt erst noch
– Dockingstation ist zu leicht
Fazit
Wer Eve Flare als reines Stimmungslicht begreift, der dürfte mit der zugegebenermaßen riesigen Kugel durchaus zufrieden sein. Das Licht ist gut, die Laufzeit sehr gut und die Farbauswahl weitestgehend ebenfalls sehr gut. Einzig die Steuerung gefällt uns nicht so recht, was an der Eve App liegt und der dort etwas seltsamen Darstellung der Farben.
Wer hingegen auch eine Raumbeleuchtung erwartet, der dürfte enttäuscht werden. Die kleinen, von uns auch getesteten Olight Obulb sind erheblich heller. Sie kommen aber nicht an die Farbdarstellung von Eve heran. Die Obulbs haben zudem unschöne Schatten am Fuß.
Eve hingegen gelingt insbesondere die Verteilung des Lichts innerhalb der Sphäre sehr gut. Wer nicht genau hinguckt, hat manmal das Gefühl auf eine Leuchtscheibe, nicht auf eine Leuchtkugel zu schauen. Erstaunlich, insbesondere im Kontext der Größe.
Preis und Verfügbarkeit
Eve Flare ist bereits verfügbar und kostet bei Amazon rund 100 Euro.
Transparenz
Die Auswahl der zu testenden Geräte erfolgt innerhalb der Redaktion. Das vorliegende Testmuster wurde dem Autor vom Hersteller unentgeltlich zu Testzwecken überlassen. Eine Einflussnahme auf den Testbericht gab es nicht, der Hersteller erhielt keine Version des Reviews vor der Veröffentlichung. Es bestand keine Verpflichtung zur Publikation. Unsere Reviews erfolgen stets ohne Gegenleistung oder Kompensationen. Als eigenständiges, unabhängiges Unternehmen unterliegt Notebookcheck keiner Diktion von Herstellern, Shops und Verlagen.
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