Erste Light L16-Kamera-Tests: Das Ende der DSLR ist verschoben
Obwohl die von Light vielerorts, beispielsweise in ihrem eigenen Photo-Blog, veröffentlichten Bilder der L16-Kamera auf den ersten Blick überzeugend wirken, stellte sich bei professionellen Fotografen und ersten Testern der neuartigen Kamera rasch Ernüchterung ein. Die hochauflösenden Bilder von bis zu 81 Megapixel zeigen im Detail vielerorts Artefakte, die auf Probleme bei der Kombination der (bis zu) 10 Einzelbilder schließen lässt, welche die Kamera jeweils parallel auslöst.
Das innovative Konzept der Light L16 besteht ja aus den 16 1/3.2 Zoll Kamera-Modulen, die in Kombination aus mehreren 28 mm, 70 mm und 150 mm Linsen sowohl optischen Zoom ohne Qualitätsverlust als auch höhere Auflösung bieten und mehr Licht einfangen sollen. Die Blende der Optiken ist auf F/2.0 (28 und 70 mm) sowie F/2.4 (150 mm) fixiert.
Die in den USA hoch angesehene Webseite Imaging Resource veröffentlichte nach ihrer bereits vor Monaten erschienenen kritischen Ersteinschätzung der Light L16 kürzlich einen offiziellen Test der L16, kritisiert darin aber nicht nur die Bildqualität der damit erstellten Aufnahmen, sondern auch den ihrer Meinung nach ungerechtfertigt aufgebauschten Hype um den immerhin knapp 2.000 US-Dollar teuren "DSLR-Killer" und die Praxis von Light, unabhängigen Testlaboren offenbar Testexemplare vorzuenthalten.
Auch Youtuber wie MrMobile oder der Youtube-Kanal „The Art of Photography“ zeigen sich skeptisch, ob Light die derzeit bestehenden Probleme der L16-Kamera rein nur mit Software-Updates lösen kann (siehe Videos unten). Zwar bescheinigen einige Kommentatoren der L16 mit jeder neuen Software-Generation tatsächlich Verbesserungen bei Features, Performance und Bildqualität, zumindest bis dato dürfte die Kamera aber weiterhin je nach Szenario unterschiedlich starke Artefakte im Detail produzieren, was für eine als DSLR-Killer beworbene 2.000 Dollar-Kamera wohl nicht akzeptabel sein kann. Light verkauft mittlerweile auch wiederaufbereitete Modelle um 300 US-Dollar günstiger, zudem gibt es regelmäßig 20 Prozent-Aktionen, sodass man sich theoretisch um knapp über 1.300 US-Dollar selbst seine Meinung zur Kamera-Innovation bilden kann, allerdings muss man bis dato über eine Adresse in den USA verfügen und entsprechende Importsteuern bezahlen.
Light selbst vertraut weiterhin auf ihren „Computational Photography-Ansatz“ der mittels Lumen-Software im Nachinein auch das Anpassen und Verschieben der Schärfeebene erlaubt und will die L16 in den nächsten Monaten ausschließlich mittels Software massiv verbessern und Features nachreichen, auch die bislang noch fehlende 4K-Video-Funktion soll bald als Update erscheinen. Ein kürzlich abgehaltenes Q&A mit dem Light-Team (siehe unten auf Youtube) geht im Detail auf viele Fragen und Wünsche der Community ein, allzu kritische Fragen beziehungsweise Hinweise auf eine neue Hardware-Generation werden aber nicht angesprochen.
Manche Beobachter äußern in Leserkommentaren die Befürchtung, dass Light mit der aktuellen Hardware-Generation in Bezug auf die Performance zu eingeschränkt ist (die L16 basiert auf einem generischen Snapdragon 820-SoC mit Android OS, allerdings erweitert über einen selbst entwickelten ASIC). Auch den Wunsch nach naheliegenden Smartphone-Funktionen oder einem besseren und flexibleren Display liest man öfters. Das Light-Team soll übrigens auch mit Industriegrößen wie Foxconn im Gespräch über die Lizenzierung ihrer Technologie sein. Dass größere Smartphone-Produzenten wie Huawei, Samsung oder Apple also Teile dieser Architektur in künftige Smartphones übernehmen, ist nicht ganz unwahrscheinlich und das Ende der klobigen DSLR wohl nur etwas aufgeschoben.