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Erfahrungsbericht: eSIM-Wackeleien und viel gespartes Geld in Asien

Spart Geld: eSIM statt SIM.
Spart Geld: eSIM statt SIM.
Für Reisen ins Ausland ist eSIM-Konzept sehr praktisch, erlauben diese virtuellen Module doch unkompliziert die Verwendung eines lokalen und meist günstigen Datentarifs, ohne die heimische Nummer aufzugeben. Notebookcheck hat einen Tarif in Südkorea, Taiwan und Japan ausprobiert.

Egal ob Smartphone, Tablet oder Notebook: eSIMs sind praktisch. Die rein elektronische Variante des Subscriber Identifier Module, oft auch SIM-Karte genannt, lässt sich über ein Netzwerk schnell herunterladen und ist meist auch korrekt konfiguriert. In den letzten zwei Wochen konnte Notebookcheck.com das in der Praxis bei einer Reise in Ostasien ausprobieren und hatte nur in einem Land leicht lösbare Probleme.

Genutzt wurde die eSIM-Unterstützung im iPhone 12 Mini in einem praktischen und nicht in einem Laborszenario. Die Erfahrungen lassen sich also nicht unbedingt auf Android-Geräte, Windows-Notebooks oder andere Länder übertragen und dienen nur der Orientierung. Zumal es Unterschiede zwischen Plattformen gibt.

Um eSIMs beim iPhone 12 Mini zu nutzen, reicht es beispielsweise leider nicht mehr aus, einfach im Netzwerk nach gültigen eSIMs zu suchen, wie das bei älteren iPads noch der Fall war. Stattdessen ist zunächst eine Anwendung und vor allem eine Netzwerkverbindung notwendig. WLAN reicht aus. Idealerweise sucht man sich dies vor der Reise oder bei Ankunft beispielsweise im Flughafen-WLAN aus.

Unsere Auswahl fiel auf Airalo, einem Unternehmen, das als "eSIM Store" fungiert. Es gibt aber noch andere wie etwa Truphone, Gigsky oder Redteago. Erfahrungen mit einem Anbieter lassen sich unserer Erfahrung nach nicht auf andere übertragen.

Für unseren Besuch der Länder Südkorea, Taiwan und Japan bot sich Asia Link an. Gerade im Vergleich zu deutschen Roaming-Gebühren ist das Angebot sehr verlockend. Für 11,75 US-Dollar gab es drei GByte für rund einen Monat. Die gelten aber nicht nur in einem Land, wie das oft bei Roaming-Pässen der Fall ist, sondern funktionieren auch nach Grenzübertritt noch – inklusive dem gebuchten Datenvolumen. Unterstützt werden 12 ost- und südostasiatische Länder. Darunter fallen auch China, Hong Kong und Thailand.

Praktisch bei der eSIM-Implementation im iPhone, aber auch vielen anderen Geräten: Die physische SIM bleibt aktiv. Man hat also ein Dual-SIM-Gerät zu seiner Hand und bleibt weiter über die alte Telefonnummer erreichbar. Praktisch, falls man im Notfall doch mal erreichbar sein muss, aber vergessen hat die "neue" Nummer zu übergeben. Den Datentarif lässt man aber lieber abgeschaltet. Das 3-GByte-Paket hätte bei der Deutschen Telekom im 4-WeekPass XL nämlich fast 50 Euro gekostet.

Zu beachten ist übrigens, dass der Asia-Link-Tarif keine Telefonnummer bietet. Telefonieren ist also keine Option.

Erster und letzter Stop: Südkorea

Unsere Reise beginnt und endet in Südkorea. Beim Verwenden des eSIM-Datentarifs von Asialink gab es in diesem Land jedoch erst einmal Probleme. Nach dem Herunterladen des virtuellen Moduls kam die Verbindung zwar zustande, "wackelte" jedoch als würde das eSI-Modul nicht richtig sitzen. Immer wieder brach die Verbindung zum Netzbetreiber KT Telecom ab, während die Telekom-Karte die Verbindung zum Preferred Roaming Partner, ebenfalls KT Telecom, stabil hielt. Obendrein meldete iOS ständige Neuanmeldungen von iMessage, weil die Verbindung so instabil war.

Dabei spielte auch die Verbindungsstärke keine Rolle. Selbst im Flughafen Incheon wurde die Verbindung immer wieder gekappt. Das ausgerechnet in Südkorea ein Mobilfunkmast zu weit entfernt steht, ist äußerst unwahrscheinlich.

Wenn so etwa passiert, sollte das Mobilfunknetz manuell ausgewählt werden, wie uns der Airalo-Support erklärte, der allerdings einige Stunden für eine Reaktion brauchte. Gegebenenfalls soll die Funktechnik in den Einstellungen auf LTE festgelegt werden. In unserem Fall reichte aber das Festpinnen des Netzwerks. Danach war die Verbindung sofort zuverlässig.

Einen Nachteil hat dieses Festpinnen des Netzes allerdings. Bietet der Tarif zwei oder mehr Betreiber für das Datenroaming an, fällt natürlich die Redundanz weg. In Südkorea gibt es aber nur einen Partner, mit dem Asia Link (Singtel) zusammenarbeitet. Außerdem muss man bei Grenzübergang daran denken, das Netzwerk zu ändern. Bei unserer anschließenden Einreise nach Taiwan funktionierte der Versuch, sich mit KT Telecom zu verbinden natürlich nicht.

Keine Probleme in Taiwan mit zwei Roaming-Partnern

In Taiwan gibt es nämlich zwei Roaming-Partner für Asia Link Singtel: Chungwa Telecom und Taiwan Mobile. Zum Glück funktionierte hier die automatische Netzwahl ohne Probleme und es gab auch keine iMessage-Meldungen. Die Verbindung war trotz Automatik genauso stabil wie die festgepinnte Verbindung mit KT Telecom in Südkorea. 

In unserem nächsten Reiseziel, Japan, fielen dann immerhin ab und an iMessage-Fehlermeldungen auf. Sprich, die Verbindung brach zwar immer wieder mal ab, allerdings nicht so oft, dass es Auswirkungen hatte. Wir beließen die Netzwahl also auf der Automatik. Aktuell ist laut Airalo Japan übrigens nicht mehr im Angebot des Asia-Link-eSIMs. Das könnte aber auch ein Fehler in der App sein, denn für die Region Asien gibt es nur eSIMs von Asia-Link oder jeweils lokale eSIMs für einzelne Länder im Angebot.

Während unserer rund zweiwöchigen Reise ging uns dann das Datenvolumen langsam aus, sodass wir noch in Japan für weitere 5 US-Dollar ein weiteres Gigabyte kauften. Das galt zwar nur für eine Woche, sollte aber reichen. Das verbliebene Volumen zeigt einem die Airalo-App praktischerweise an, sobald man auf die eSIM-Verwaltung geht. Ärgerlicherweise wird zuerst gebuchtes Volumen genutzt. Man kann also nicht 1 GByte/Woche dazwischen schieben, um das Restkontingent der 3-GByte-Buchung für einen Monat am Ende zu nutzen.

Angebot für Asia Link innerhalb von Airalo.
Angebot für Asia Link innerhalb von Airalo.
System Services unter iOS nach zwei Wochen.
System Services unter iOS nach zwei Wochen.
Beispielhafte Volumenbelastung verschiedener Apps.
Beispielhafte Volumenbelastung verschiedener Apps.


Zum Abschluss der Reise durch Japan kamen wir laut iOS-Einstellungen auf rund 3,5 GByte Datenvolumen. Der Rest blieb also noch für weitere zwei Tage Südkorea übrig. Von den 3,5 GByte nahm sich das Betriebssystem für seine "System Services" mit 707 MByte den größten Anteil. Diese Services wiederum teilten sich auf in die Dienste Time & Location (203 MByte), DNS (98 MByte) und Mapping Services (90 MB), die den größten Teil des Volumens brauchten.

Zu beachten bei diesen Werten: Sie dienen nur als grobe Orientierung zum Grundbedarf von iOS innerhalb von zwei Wochen. Wer in seinem Hotel etwa kein brauchbares WLAN hat, der muss mit erheblich mehr Datenvolumen rechnen. Wer hingegen einen Urlaub in einem Ressort macht und das Hotel selten verlässt, der braucht vermutlich deutlich weniger Mobilfunkvolumen. 

Fazit: Eine eSIM lohnt sich

Sich mit der eSIM-Thematik vor einem Urlaub oder der Geschäftsreise zu beschäftigen, lohnt sich in jedem Fall, selbst wenn es anfänglich Schwierigkeiten gibt. Zumal die vorhandene SIM im Notfall ja trotzdem genutzt werden kann. Allerdings ist etwas Recherche notwendig. Selbst ein eSIM-Store wie Airalo deckt nicht alles ab.  

Außerdem kann es sogar passieren, dass eSIMs ausverkauft sind. Airalo klassifiziert etwa das Volumen-Angebot von LG U+ als "Out of Stock" und bietet nur recht teure Flatrates an, die ab 32 US-Dollar zu haben sind. Wer übrigens nur nach Südkorea sucht, der bekommt regionale, länderübergreifende eSIMs nicht angezeigt. Auch das sollte man beachten. Das ist eine Schwäche des Airalo-Angebots, das einem hier nicht immer das beste Angebot macht.

Insgesamt zeigt sich aber, wie einfach es mittlerweile ist, im Ausland auch außerhalb der EU einen Internetzugang zu nutzen. Vorbei sind die Zeiten, in denen teure Touristenverträge an Flughäfen abgeschlossen wurden oder zeitaufwendig Notebook-Modems registriert wurden, wie das etwa zu EV-DO-CDMA-Zeiten noch der Fall war. Auch die Roamingverträge des heimischen Anbieters kann man mittlerweile in den meisten Fällen ignorieren. Mit eSIMs sind diese Sorgen fast immer Geschichte.

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Autor: Andreas Sebayang, 26.12.2022 (Update: 27.12.2022)