Eisen aus Schlamm: Grüner Stahl schlummert in Abfall
Es geht um 180 Millionen Tonnen Rotschlamm jedes Jahr. Der bleibt zurück bei der Gewinnung von Aluminium aus Bauxit. Aktuell muss dieses Gemisch kostspielig entsorgt werden, schließlich ist es mit Schwermetallen belastet. Im schlimmsten Fall gelangt der Rotschlamm schlicht in die Umwelt und vergiften Gewässer und Landschaft.
Dabei ist er rot, weil sein Hauptbestandteil (stolze 60 Prozent) Eisenoxid ist, besser bekannt als Rost. Leider sind die Kosten für die Trennung des Eisens aus dem Schlamm höher als im Eisenbergbau. Aber das kann sich in absehbarer Zeit ändern.
Forschende am Max-Planck-Institut für Eisenforschung haben eine Methode entwickelt, um CO2-frei Eisen für die Stahlproduktion zu gewinnen. Auch Schwermetalle wie Chrom lassen sich extrahieren und zu Gewinn machen. Gleichzeitig ist dafür Technik nötig, die in den meisten Aluminiumhütten bereits vorhanden ist.
Lichtbogenöfen dienen in der Metallindutrie zum Einschmelzen von Altmetall. Wird darin ein mit 10 Prozent Wasserstoff angereichertes Plasma erzeugt, kann diese das Eisenoxid im Rotschlamm in reines Eisen umwandeln. Man spricht von Plasmareduktion, also der Abtrennung von Sauerstoff aus dem Eisen mithilfe von Plasma.
Es lohnt sich
Natürlich sollte der Wasserstoff mit regenerativen Energiequellen gewonnen werden, aber bereits ein Teil der Energie aus umweltfreundlichen Quellen zu erhalten, würde reichen, um die CO2-Bilanz im Vergleich zur klassischen Eisengewinnung zu verbessern.
Und laut Studie müssen nur 50 Prozent Eisenoxid enthalten sein, damit auch die Kosten niedriger sind als beim Eisenbergbau. Andere Rechnenmodelle sprechen gar von 35 Prozent Minimum.
Zumal die Mengen durchaus beachtlich ausfallen. Derzeit lagert so viel Rotschlamm aus der Aluminiumverhüttung weltweit, dass daraus 700 Millionen Tonnen CO2-freier Stahl hergestellt werden könnten. Und jedes Jahr kommen 60 Millionen Tonnen hinzu.
So ließe sich mit einem Mal ein Drittel der jährlichen Stahlproduktion aus toxischem Schlamm gewinnen, was außerdem 1,5 Milliarden Tonnen CO2 sparen könnte. Keine kleine Menge: Deutschland insgesamt benötigt 3 Jahre, um so viel auszustoßen.
Manchmal ist es kaum zu glauben, was alles im Müll schlummert und was das wert sein könnte.
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