Die Xiaomi Mi Watch hinterlässt im Test gemischte Gefühle
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Details
Gehäuse und Ausstattung – Unterstützung für 4 Satellitensysteme
Xiaomi bietet aktuell zwei Smartwatches an: Die günstigere Mi Watch Lite und die hier vorliegende Mi Watch, die etwas größer ist und ein rundes Design im Vergleich zur kantigen Mi Watch Lite hat.
Die Bänder, jeweils zur Gehäusefarbe in Schwarz, Dunkelblau oder Beige gehalten, haben einen Schnellverschluss und lassen sich durch ein 22-mm-Universalarmand ersetzen. Xiaomi selbst bietet Alternativen in Olivgrün, Gelb und Orange an.
Das Kunststoffgehäuse wiegt nur 32 g und ist bis 5 ATM wasserdicht. Ihre Schwimmtauglichkeit und die Verbindung mit den Navigationssatellitensystemen GPS, GLONASS, Galileo und BDS stärken die Eignung der Uhr als Sport-Watch. Dank Luftdrucksensor zeichnet sie Routen zudem mit Höhenangabe auf.
Für einen Sprachassistenten bringt die Mi Watch ein Mikrofon mit, jedoch keinen Lautsprecher: Information aus dem Internet gibt die smarte Uhr über das 1,39 Zoll große AMOLED-Display aus.
Neben den Dokumenten liegt der Smartwatch ein magnetisch haftendes Ladedock für die beiden Pin-Connectoren auf der Rückseite bei.
Einrichtung und Bedienung – Mi Watch spricht mit Alexa
Die Mi Watch verbindet sich sowohl mit dem iPhone als auch mit Smartphones mit Googles Android-System. Die zugehörige App heißt im Play Store "Xiaomi Wear", bei Apple "Xiaomi Wear Lite", Aufbau und Umfang sind aber nahezu gleich.
Beide Apps laden weitere Zifferblätter auf die Watch und verwalten einen Teil der Einstellungen für die Watch sowie das Benutzerkonto. Bei dessen Einrichtung weist Xiaomi dem Nutzer die eindeutige Nutzerkennung auch als Spitznamen zu. Ändern kann man den Spitznamen nur in den Benutzereinstellungen auf mi.com.
Vertikale Gesten öffnen die Smartphone-Benachrichtigungen sowie ein Schnellzugriffsmenü, um auf kurzem Weg den Nicht-Stören-Modus zu aktivieren oder den Wecker zu stellen.
Mit horizontalen Gesten wechselt man zwischen der Zeitanzeige und insgesamt 8 Widgets, darunter mehrere informative Widgets zum Gesundheits-Tracking und eine Steuerung für den Player auf dem Smartphone.
Die Kamera des iPhones oder des Android-Smartphones löste die Smartwatch im Test ebenfalls aus, zeigt jedoch keine Vorschau; man findet die Remote-Control in der App-Übersicht, die sich über die obere Taste öffnen lässt. Die untere Taste aktiviert wahlweise die Trainings-App oder direkt einen individuell zugewiesenen Trainingsmodus.
Anders als die Mi Watch Lite, deren Touchscreen oft zögerlich reagierte, spricht die Mi Watch umgehend auf Berührungen an.
Telefonie und Benachrichtigungen
Bei der Vorstellung der Mi Watch Ende September letzten Jahres nannte Xiaomi die Darstellung von Emojis als eines der Highlights; Xiaomi greift auf die OpenMoji-Bibliothek zurück, die in unseren Tests viele Lücken hinterließ und etliche Emojis nicht darstellte. Obendrein beschnitt das iPhone teilweise Namen von Absendern, wie auch ein Leser berichtete, und zeigt nicht bei allen Apps das zugehörige App-Symbol.
Bei Android konnten wir diese Designfehler nicht feststellen. Damit das Android-Smartphone Benachrichtigungen übermittelt, mussten wir der Xiaomi-App zunächst Hintergrundrechte erteilen und den Ressourcen-Manager des Handys davon abhalten, die App zugunsten der Akkulaufzeit zu beenden. Wer hierbei Unterstützung braucht, erhält sie direkt über die Xiaomi Wear App. Im Test war die Hilfe auf das verbundene Smartphone zugeschnitten, in unserem Fall ein Honor V20.
Eingehende Gespräche signalisiert die Mi Watch einschließlich der Anruferkennung. Annehmen kann man den Anruf nicht, aber ablehnen oder stumm schalten.
Sprachassistent
Der im September bereits angekündigte Sprachassistent wurde Anfang des Jahres Realität: Mit dem Update 1.2.52, das sich nach der Einrichtung automatisch installiert, kommt Alexa an Bord.
Bei der Kommunikation mit Alexa setzen sich die unterschiedlichen Eindrücke fort: Die mit einem iPhone 12 Pro gekoppelte Mi Watch reagierte in den meisten Fällen mit der Meldung, dass Alexa nicht verbunden sei. Zwar reaktiviert sich die Verbindung offenbar zeitgleich im Hintergrund, so ist ein zweiter, unmittelbar folgender Aufruf meistens erfolgreich, in der Praxis aber, um über Alexa beispielsweise regelmäßig Lichtquellen oder Steckdosen zu schalten, ist das völlig inakzeptabel. Schuld könnte hier das iPhone sein. Über Anpassungen der Hintergrundaktivitäten ließ sich das Verhalten nicht beeinflussen.
Unproblematisch funktionierte Alexa dagegen in Verbindung mit einem Android-Smartphone.
Gesundheit und Fitness – Synchronisation nur mit Apple Health
Kommen wir zu letzten Runde Android vs. iOS. Wobei es hier selbstverständlich nicht um die Betriebssysteme an sich geht, sondern um die Verständigung der Mi Watch mit den beiden Plattformen. Hier beschäftigte uns zunächst die Frage eines Lesers, ob sich die Mi Watch mit Google Fit verbindet.
Soweit wir feststellen können, tut sie das nicht. Nachdem die Xiaomi Wear App auf dem Android-Smartphone keine Verbindung zu Google Fit herstellte, installierten wir zusätzlich die App Mi Fit, die diese Aufgabe für das Mi Band 5 erledigt. Mi Fit verbindet sich aber offenbar nicht mit der Mi Watch.
In der iOS-App lässt sich der Sync mit Apple Health über das Nutzerprofil aktivieren. Wer vorher schon mal ein Xiaomi Wearable mit der Health-App verbunden hatte, muss gegebenenfalls die Option kurz deaktivieren und erneut aktivieren. Einschränkungen gibt es allerdings auch hier: Im Test zählten nur ausgewählte Workouts wie Laufen und Radfahren als Training; ein HIIT-Workout beispielsweise wirkte sich zwar auf die protokollierte Aktivitätsenergie aus, zählte aber nicht für die Trainingsminuten.
Aktivitätsziele
Die Mi Watch zählt täglich die Schritte und hilft mit Erinnerungen, sich regelmäßig zu bewegen, im Idealfall stündlich. Die Diagramme auf der Watch visualisieren jederzeit, wie nah man dem gesetzten Schritt- und Stehziel ist und vergleicht außerdem den angestrebten Kalorienumsatz mit dem tatsächlichen. Die App liefert dazu jeweils Rückblicke über die vergangenen Tage und Wochen.
Gesundheitswerte
Die Mi Watch zeichnet kein EKG auf, erfasst aber neben der Herzfrequenz auch die Blutsauerstoffsättigung, letztere nur manuell: Stößt man die manuelle Messung mehrmals am Tag an, liefert das Protokoll am Abend ein Verlaufsdiagramm – andernfalls nicht.
Ein größeres Manko offenbarte die Pulsmessung, wie schon bei der Mi Watch Lite. Den Sensor stellten wir vor allem bei sportlichen Aktivitäten auf die Probe, die wir parallel mit einem Brustgurt von Polar protokollierten. Ohne erkennbares Muster zählte die Mi Watch mal mehr, mal weniger Schläge als der Brustgurt. Workout-übergreifend lag die Abweichung bei der durchschnittlichen Herzfrequenz zwischen -5 und +6 Schlägen, bei der maximalen Herzfrequenz zwischen -5 und +16 Schlägen. In einem Fall kam die Watch auf 183 Schläge gegenüber 167 beim Brustgurt.
Die Vitalwerte fließen in die Firstbeat-Algorythmen ein, eine anerkannte Technologie für die Auswertung von Trainingseffekt oder Fitness-Level (VO2max) nach dem Sport sowie allgemeine Analysen zu Energieverbrauch, Stress und Erholung. Als Faktor für diese Berechnungen dürfte die wenig zuverlässige Herzfrequenz das Vertrauen in diese Werte schwächen.
Schlafprotokoll
Nachts erfasst die Mi Watch die Tiefe des Schlafs, ermittelt den Anteil der verschiedenen Schlafphasen und bewertet die Schlafqualität. Die App betrachtet die Aufzeichnungen zusätzlich über mehrere Tage.
Trainingsaufzeichnung
Die Trainingsapp der Mail Watch unterstützt über 100 Sportarten, darunter auch ein HIIT-Workout, bei dem man die Intervall- und Pausenlänge sowie die Zahl der Sätze selbst bestimmen kann. Draußen profitieren Sportler von einem 12 nm High-End-GPS-Chip, der die vier Satellitensysteme GPS, GLONASS, Galileo und BDS unterstützt.
Laufen und schnelles Gehen erkennt die Mi Watch optional automatisch. Wer sich nach einem Lauf- und Radsport-Training für sein Tempo interessiert, wird mit dem Protokoll der iPhone-App womöglich nicht zufrieden sein, denn Xiaomi stellt dort die Geschwindigkeit (km/s) in den Vordergrund. Das durchschnittliche Tempo (min/km) weist das Smartphone nur separat für die einzelnen Runden aus. Die Watch nennt zwar immerhin den Gesamtdurchschnitt, verwirrenderweise aber auf dem Daten-Screen zur Schrittfrequenz.
Akkulaufzeit – Stark beeinflusst vom Always-on-Display
Die Labortests des Herstellers kommen in der Standardeinstellung mit permanent aktiver Überwachung der Herzfrequenz sowie Durchführung der gesundheitlichen Analysen einschließlich des Schlaf-Trackings auf 16 Tage. Deaktiviert man die Überwachung der Vitalfunktionen und weitere Funktionen wie die Stress- und Schlafanalyse, sollen laut Hersteller bis zu 22 Tage drin sein.
Unter extremer Belastung, wenn während einer Outdoor-Aktivität neben der Pulsmessung auch GPS dauerhaft eingeschaltet bleibt, sollen die 420 mAh des Akkus immer noch 50 Stunden lang halten. Das verdankt Xiaomi eigenen Angaben zufolge unter anderem der geringen Leistungsaufnahme des High-End-GPS-Chips.
Unsere Praxistests gleichen dem ersten Szenario, können aber die 16 Tage nicht bestätigen. In der Standardeinstellung, in der auch die Bewegungserkennung aktiv ist, kamen wir auf etwa 10 Tage. Das Deaktivieren der automatischen Erkennung wäre dann eine mögliche Maßnahme, um die Laufzeit zu verlängern.
Aktiviert man stattdessen zusätzlich das Always-on-Display, verkürzt sich die Laufzeit auf 4-5 Tage, je nachdem, ob man auch GPS mehrfach oder über längere Zeit nutzt.
Fazit
Xiaomi hat einiges an Hard- und Software investiert, um die Mi Watch als Sportuhr auszuzeichnen und von der günstigeren Mi Watch Lite abzugrenzen. Dazu zählen etwa der hochwertige GPS-Chip und über 100 Sportarten in der Trainings-App sowie die Firstbeat-Trainingsanalysen, auf die übrigens auch Honor, Huawei, Huami und Samsung setzen. Dass Xiaomi so weit geht, die untere Taste der Trainings-App oder einem speziellen Training vorzubehalten, geht allerdings unnötig weit; hier hätte man dem Nutzer ruhig die Freiheit lassen können, sich für eine andere Funktion zu entscheiden.
Ausdauersportler profitieren von der Präzision des hochwertigen GPS-Chips und seinem vergleichsweise niedrigen Energieverbrauch.
Die Unterschiede zwischen den beiden smarten Uhren von Xiaomi beschreiben wir im Test der Mi Watch Lite detaillierter; zu den Alleinstellungsmerkmalen der Mi Watch zählen der Sprachassistent, die Messung der Blutsauerstoffsättigung und das AMOLED-Display. Dem TFT-Bildschirm der Mi Watch Lite fehlt ein Always-on-Modus; zudem reagierte der Touchscreen zögerlich auf die Eingaben.
Bereits seit einiger Zeit verbinden wir Fitness-Tracker und Smartwatches in unseren Tests jeweils sowohl mit Android als auch mit iOS und stellen immer wieder Unterschiede fest. Hier betrifft es vor allem die Synchronisation mit Apple Health gegenüber der fehlenden Verknüpfung mit Google Fit. Die könnte Xiaomi allerdings nachrüsten, wie es das Unternehmen früher schon mit der App Mi Fit gemacht hat. Sollte das geschehen, bleibt allerdings immer noch der Pulssensor, der bei beiden Wearables Schwankungen unterlag.
Preis und Verfügbarkeit
Die Mi Watch gibt es wahlweise in Schwarz, Dunkelblau oder einem hellen Beige im Web-Store von Xiaomi oder zum gleichen Preis von 119 Euro auf Amazon.
Preisvergleich
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