Hintergrund | Die Vergessenen: Opera will in mehr Ländern kostenloses Surfen mit Opera Mini ermöglichen
Wer wenig Geld hat, der hat in der Regel auch Probleme einen Zugang ins Netz zu finden. Gerade in den ärmsten Ländern ist es dann vielen nicht möglich sich ein Smartphone und noch einen Datenvertrag zu kaufen. Für Opera ist das seit bald 20 Jahren ein wichtiges Geschäftsfeld, auch wenn in Industrieländern diese Zielgruppe gerne vergessen wird.
Vergessen werden dabei immerhin monatlich 125 Millionen im Internet aktive Personen, die Opera in seinen Statistiken aufführt. Von denen können die wenigsten nur für den Aufruf einer Webseite ein MByte aufwenden. Es gibt hier allerdings Unterschiede. Opera Mini für Feature Phones muss sehr viel stärker auf die Daten Acht geben als etwa die Android-Variante. Hier ist nicht nur leistungsfähigere Hardware im Einsatz, sondern auch tendenziell ein höhere Volumen. Daher komprimiert Opera Mini nach eigenen Angaben auf Feature Phones die Daten auf 10 Prozent. Bei Smartphones sind es gerade einmal 60 Prozent.
Opera Mini ermöglicht es auf Feature Phones oder auch Low-End-Smartphones trotz dieser Hürden weiter das Internet zugänglich zu machen und dabei sogar Geld zu verdienen, wie Tim Lesnik, Product Manager für Opera Mini, Notebookcheck.com sagte.
Opera Mini finanziert sich über Speed Dial
Dabei verdient das Unternehmen auch in diesen Märkten vor allem mit Werbung. Insbesondere die Speed-Dial-Positionen von Opera Mini sind viel Geld wert. Sie sind auf dem Minibrowser sogar mehr wert als etwa auf dem Desktop.
Das liegt daran, dass insbesondere das Suchen von Inhalten auf einem Feature Phone oder auch das Eingeben einer URL eine größere Herausforderung ist. Die Einnahmen sind so hoch, dass Opera darüber sogar kostenloses Internet anbieten kann. Derzeit gibt es in entsprechende Angebote in Nigeria, Südafrika und Äthiopien. Ein täglich nutzbares Kontigent können Opera-Mini-Nutzer versurfen. Mitunter sind das 50 MByte pro Tag.
Afrika ist daher ein Fokusgebiet für Opera. Als das Angebot 2019 in Nigeria startete, erhöhte sich die Anzahl der Nutzer dort auf einen Schlag um 30 Prozent, wie Lesnik sagt. Ähnliches passierte in anderen Ländern. Mittlerweile kann Opera über dieses Angebot 5 Millionen angebundene Menschen vorweisen (Stand August 2024).
Weitere Länder sollen in Kürze folgen. Tansania ist etwa kurz vor dem Start. Ghana und Kenia sollen darauf folgen. Das Angebot muss aber gefunden werden, denn Opera Mini ist ein Browser, der in der Regel aktiv installiert werden muss.
Alles ermöglicht Opera Mini aber nicht. So ist das Thema Video auf Feature Phones noch immer ein Problem. Opera Mini kann hier manchmal funktionieren, doch das beschränkt sich vor allem auf die neueren 4G-Feature-Phones und natürlich die Android-Version. Hilfreich dürfte sein, dass Youtube mitunter Speed-Dial-Kunde ist.
Derartige Unterstutzung ist von großen Unternehmen nicht mehr selbstverständlich. Laut Lesnik hat Facebook seine Umsetzungen für Feature Phones etwa zurückgefahren. Erstaunlich, wie wichtig der Markt doch einmal für das Wachstum des Konzerns war.
Asien: Opera Mini ist auf dem Smartphone stärker
Abseits von Afrika ist Opera mit Opera Mini aber auch noch in asiatischen Ländern aktiv. Die Hauptmärkte sind laut Lesnik Bangladesh, Indien, Indonesien und Pakistan. Wer sich mit der technischen Ausstattung der Region beschäftigt, der wundert sich vielleicht, warum Opera Mini hier noch einen Markt hat.
Das liegt laut Lesnik vor allem an Legacy-Nutzern. Sprich nun älter gewordene Zielgruppen, die nicht gewechselt sind, wie etwa die Jungen, die in diesen Ländern oft mit einem Midrange-Gerät unterwegs sind. In Asien ist zudem der Marktanteil von Feature Phones (bezogen auf Opera-Mini-Installationen) sehr gering. Nur zehn Prozent der Installationen arbeiten auf einem Feature Phone, der Rest auf einem Smartphone.
Laut Lesnik steigt dadurch auch die Konkurrenz. Mit dem Aufkommen von 4G-Feature-Phones wird es für Anbieter einfacher höhere Datenraten zu den Zielgruppen zu bringen. Der UC Browser, der ebenfalls Daten komprimiert, wäre hier als Konkurrenz unter Android zu nennen.
In Afrika liegt das Verhältnis hingegen bei 46:54 Prozent mit einem kleinen Vorteil für Smartphones. Das erklärt den weiter starken Fokus auf Afrika als Markt. Demensprechend wird die Entwicklung Lesnik zufolge auch nicht aufgegeben, auch wenn der Browser in Industrieländern in Vergessenheit geraten ist. Manchmal gibt es sogar noch größere Neuerungen. 2022 hat Opera etwa Fußballergebnisse auf der Startseite von Opera Mini implementiert, was wohl an Lesnik lag, denn der ist selbst Fußballfan.
Transparenz
Der Autor hat Informationen zu diesem Artikel im Rahmen einer Veranstaltung des Herstellers erhalten. Etwaige Reise- und Unterbringungskosten wurden vollständig oder teilweise vom Hersteller übernommen. Eine Einflussnahme des Herstellers auf die Berichterstattung gab es nicht. Es bestand keine Verpflichtung zur Veröffentlichung.
Quelle(n)
Opera / Eigene Recherchen