Deutsche-Bahn-Anzeiger bekommen Stromsparmodus, der in Berlin erste Fehler zeigte
Seit geraumer Zeit tauscht die Deutsche Bahn ihre Bahnsteiganzeigesysteme für ein- und abfahrende Züge aus. In der Regel werden die alten blauen transreflektiven Displays durch moderne LC-Monitore ersetzt. Das ist ein anderer Ansatz als die ÖBB, die auf neue LED-Anzeigen setzen, die durch ihre selbstleuchtenden Pixel per se Strom sparen.
Damit auch die LC-Monitore Strom sparen, hat die Deutsche Bahn nun seinen Zuginfomonitoren (ZIM) die Möglichkeit eines Stromsparmodus gegeben. Die ZIM schalten dann ihre Hintergrundbeleuchtung ab, während das Display weiterhin aktiv bleibt. Die neuen Monitore sind in Grenzen ebenfalls transreflektiv. Wer ein Notebook mit separat abschaltbarer Back Light Unit (BLU) hat, der kennt das vermutlich: Die Kristalle bieten weiterhin ein Bild an, das schwerer zu erkennen ist.
Als Folge bleibt auch bei dem ZIM eine schwach erkennbare Anzeige übrig. Je nach Lichteinfall ist diese mehr oder weniger gut lesbar. Wer allerdings eine Sehschwäche hat, hat nur wenige Chancen, die Anzeigen zu erkennen. Das ist vor allem deswegen problematisch, weil die Deutsche Bahn auch Anzeiger abschaltet, die noch aktiv sind.
So konnte Notebookcheck am Tag der Ankündigung zwei Bahnhöfe ausmachen, bei denen jeweils ein komplettes Gleis (Bahnsteigkante) mit aktivem Stromsparmodus betrieben wurde. Am Montag, den 8. April, war dies das Gleis 20 in Berlin Lichtenberg sowie das Gleis 2 in Berlin Alexanderplatz. Die Auswirkungen für Fahrgäste waren dabei unterschiedlich.
In Lichtenberg gab es nämlich aktiven Zugbetrieb. Das Gleis 20 musste zu dem Zeitpunkt eine aufgrund eines Stellwerksausfalls aussetzende Regionalbahnen aufnehmen. Insgesamt drei Züge sollten zwischen 16:44 Uhr und 17:00 Uhr auf dem Gleis aussetzen. Diese Informationen wurden auch auf das ZIM gespielt, nur ohne Hintergrundlicht.
Mit Müh und Not waren diese Anzeigen erkennbar. In gewissen Grenzen sind die ZIM transreflektiv. Kurz darauf sollte dann noch ein EC 55 nach Kraków folgen Den spontanen Gleiswechsel dürfte so mancher gar nicht gesehen haben. Aufgrund von Spiegelungen mussten wir uns zudem häufiger umstellen, um überhaupt Informationen zum Ziel zu sehen.
Dass die Programmierung der ZIM diese Situation erlaubt, verwundert. Eine aktive Anzeige sollte eigentlich automatisch den Stromsparmodus aussetzen. Das geschah in Lichtenberg aber nicht. Einen Defekt der Hintergrundbeleuchtung war auszuschließen, da wir insgesamt drei Displays mit dem Verhalten am Gleis 20 sehen konnten.
Alexanderplatz dank Stromsparmodus mit weniger Informationen
In Berlin Alexanderplatz war eine andere Strategie zu erkennen. Hier wurden die Displays, vier Stück an der Zahl, am Gleis 2 offenbar bewusst abgeschaltet. An den vier Anzeigern (paarweise, Vor- und Rückseite) war noch schwach "Bitte Aushandfahrplan beachten" zu erkennen. Eine Anzeige, die wenig Sinn ergibt.
Noch am 5. April, also vor dem Softwareupdate, nutzte die Deutsche Bahn die Anzeiger auf Gleis 2, um die Fahrgäste über die Gleisänderung auf Gleis 1 zu informieren. Denn baustellenbedingt wurde der Abschnitt nur eingleisig bedient. Da es auf der Berliner Stadtbahn zwischen Ostbahnhof und Friedrichstraße nicht genug Weichen gibt und Züge im oberen Hauptbahnhof ebenfalls mangels Weichen nicht ohne deutliche Einschränkungen enden können, werden die Züge jeweils im Rudel zeitweise in eine Richtung über das Gleis 1 geleitet.
Das ist eine Situation, mit denen die ZIM am Alexanderplatz nicht zurechtkommen. Züge, die längst im Linksverkehr abgefahren sind, werden mitunter noch minutenlang angezeigt. Ansagen gibt es zu der Situation nicht.
Nach dem Softwareupdate am Montag mussten Reisende etwas Eisenbahn- und Baustellenerfahrung mitbringen, um herauszufinden, dass das Gleis 2 gar nicht bedient wird.
Umstellungen von FIA auf ZIM und DSA auf DSA Plus
Die Deutsche Bahn stellt derzeit zahlreiche Bahnhöfe auf die neuen ZIM-Systeme um. Parallel gibt es noch den LED-basierten Dynamischen Schriftanzeiger (DSA, einzeilig), der durch das Modell DSA Plus (zwei- bis dreizeilig) ersetzt wird. Da hier die Pixel selbst leuchten, gibt es bei DSA und DSA Plus keine Hintergrundbeleuchtung. Die alten zweifarbigen blauen Anzeiger gehören zu den Fahrgast Information Anzeigern (FIA). Laut DB Infrago ist auch der Einsatz von LED-Anzeigern bei sehr großen Anzeigen geplant.
Die Vorteile des Abschaltens der ZIM sind laut Deutsche Bahn enorm. Rund zwei Drittel des Strombedarfs sollen so gespart werden können, sobald die Hintergrundbeleuchtung abgeschaltet ist. Insgesamt 1.800 Anzeiger unterstützen den Stromsparmodus nun. Getestet wurde das neue Stromsparsystem an insgesamt 100 Anzeigern. Der Test begann laut Deutsche Bahn irgendwann in der zweiten Jahreshälfte 2023.
Laut Deutsche Bahn ist der Stromsparmodus den Gegebenheiten angepasst: "Damit Reisende auch weiterhin alle nötigten Informationen am Gleis erhalten, wird der Energiesparmodus mit Echtzeit-Informationen gefüttert. Bei wichtigen Ankündigungen und Hinweisen erwachen die Anzeiger sofort aus dem Schlaf. In der Regel ist dies 15 Minuten nach der letzten Abfahrt und bis zu 30 Minuten vor der nächsten Abfahrt eines Zuges der Fall."
Zum Softwareupdate gehört übrigens jetzt auch eine minutengenaue Prognose bei Verspätungen. Früher konnte dies nur in 5er-Schritten umgesetzt werden.
Quelle(n)
Presseaussendung / Eigene Recherchen