Dauertest Lenovo ThinkPad T460s Teil 1: Praxiserfahrungen und ThinkPad Ultra Dock
Mit einer eindrucksvollen Wertung von 91 Prozent steht das Lenovo ThinkPad T460s derzeit unangefochten auf Platz eins unserer Top-10-Business-Rangliste. Doch so ausführlich wir den 14-Zöller in unserem vorangegangenen Artikel auch auf Herz und Nieren geprüft haben: Manche Stärken und Schwächen zeigen sich erst nach Wochen und Monaten im praktischen Alltagseinsatz. Grund genug für uns, die Qualitäten des ThinkPads zusätzlich im Rahmen eines auf 12 Monate angelegten Dauertests zu untersuchen.
Unser besonderer Dank geht dabei an den Online Shop notebooksandmore.de, deren Leihgabe diesen Artikel erst möglich gemacht hat.
Bisherige Artikel zum Thema:
Teil 1: Alltagserfahrungen und ThinkPad Ultra Dock
Gehäuse und Verarbeitung – tadellose Qualität bei minimalem Gewicht
Zugegebenermaßen: Drei Monate Einsatz sind für ein Business Notebook der High-End-Klasse, welches bereits ab Werk mit 36 Monaten Garantie daherkommt, nicht wirklich viel – und doch gewinnt man in dieser Zeit einen gewissen Eindruck davon, wie es um die Langzeitqualität eines Notebooks bestellt ist.
Das T460s leistet sich diesbezüglich keine Schwächen und wirkt noch genauso frisch wie zu Beginn unseres Tests. Trotz nahezu täglicher Nutzung zeigt das robuste Gehäuse (welches zwar stets in einer Hülle transportiert, ansonsten aber nicht geschont wurde) keinerlei Kratzer oder sonstige Abnutzungserscheinungen; die Scharniere arbeiten präzise und dennoch leichtgängig, nichts knackt oder knarzt. Ebenfalls wichtig: Unvermeidliche Staub- und Schmutzablagerungen lassen sich mit einem einfachen Mikrofasertuch, gegebenenfalls leicht angefeuchtet, problemlos entfernen, beziehungsweise bleiben auf der glatten Oberfläche – anders als bei Geräten mit Soft-Touch-Beschichtung – erst gar nicht haften.
Obwohl das T460s optisch eher unscheinbar daherkommt, sorgt die extrem schlanke und leichtgewichtige Bauweise immer wieder für neidische Blicke und interessierte Nachfragen (die bei Nennung des Kaufpreises jedoch schnell abebben). In der Praxis gewöhnt man sich nur allzu schnell daran, das kaum 1,35 kg leichte und etwas mehr als A4-große ThinkPad mal eben unter den Arm klemmen und zum nächsten Meeting eilen zu können, während die Kollegen ihren doppelt so schweren 15-Zöller anschleppen müssen.
Eingabegeräte – tolle Tastatur mit kleinen Layout-Schwächen
Speziell die Qualitäten der Tastatur haben wir in unserem Testbericht mehrfach explizit hervorgehoben – ein Urteil, welches wir ohne Zögern jederzeit wieder unterschreiben würden. Druckpunkt, Hubweg und Feedback wissen auch nach mehreren hunderttausend Anschlägen noch immer restlos zu begeistern. Dies geht soweit, dass wir uns sehnlichst genau dieses Keyboard für den Desktop-PC wünschen würden: Kabelgebunden, mit Hintergrundbeleuchtung und Ziffernblock dürfte eine solch hochwertige Tastatur nicht nur bei ThinkPad Fans beachtliches Interesse hervorrufen.
Gleichwohl müssen wir im selben Atemzug einige layoutbedingte Kritikpunkte hervorheben, an die wir uns auch bei längerer Nutzung noch nicht so recht gewöhnen konnten. Zum einen wäre hierbei die vertauschte Position der Fn- und Strg-Taste zu nennen. Selbige lässt sich zwar im BIOS korrigieren, was prinzipbedingt aber natürlich nichts an Beschriftung und Tastenformat ändert. Zum anderen missfällt uns das Design der Pfeiltasten: Durch die verringerte Größe und den fehlenden vertikalen Tastenabstand kommt es in Programmen wie Word oder Excel immer wieder vor, dass man statt der linken/rechten Pfeil- die Bild-aufwärts-/-abwärts-Taste erwischt.
Ebenfalls nicht vollumfänglich überzeugen kann das Touchpad, was allerdings ausschließlich auf die Clickpad-Bauweise mit integrierten Maus-Buttons zurückgeht. Obwohl ein sattes Klick-Geräusch die korrekte Tastenauslösung suggeriert, werden Eingaben gelegentlich nicht zuverlässig erkannt und umgesetzt – ein Problem, welches man bei nahezu jedem Pad dieser Bauweise antrifft. Glücklicherweise kann man alternativ ganz einfach auf die Trackpoint-Tasten zurückgreifen, sodass sich hierdurch keine praktischen Einschränkungen ergeben. Den Trackpoint selbst haben wir im Alltag kaum genutzt; das gleitfreudige Touchpad mit seinen extrem feinfühligen Multitouch-Gesten erlaubt schlicht deutlich schnellere Benutzereingaben.
Display – Licht und Schatten
Viele Leser haben nach unserem Testbericht moniert, dass ein Notebook mit nur 250 cd/m² maximaler Displayhelligkeit den Titel als bestes Business-Gerät wirklich verdient habe. Bevor wir uns dazu äußern, wollen wir zunächst noch einmal die vielen Stärken des verbauten WQHD-IPS-Panels hervorheben, die von einem tollen Kontrastverhältnis über die exakte Farbwiedergabe bis hin zu der hervorragenden Blickwinkelstabilität reichen.
Einen weiteren Pluspunkt stellt die hohe Auflösung von 2.560 x 1.440 Pixeln (210 ppi) dar, bietet das T460s damit doch potentiell die gleiche Arbeitsfläche wie manch ausgewachsener 27"-Monitor. Tatsächlich sind wir im Alltag dazu übergegangen, das Display bei voller Auflösung und ohne weiteren Skalierungsfaktor zu betreiben. Wer über gute Augen verfügt und den Betrachtungsabstand unter etwa 50 bis 60 Zentimetern hält, sollte mit der resultierenden Anzeigegröße gerade noch klarkommen – und kann im Gegenzug locker drei PDF- oder Word-Dokumente nebeneinander anordnen. Auch die Produktivität bei der Arbeit mit umfangreichen Excel-Tabellen oder komplexen Quellcodes steigt so gewaltig an.
Je kleiner Texte und Symbole abgebildet werden, desto wichtiger wird der Stellenwert von Kontrastverhältnis und Leuchtdichte – hier schließt sich der Kreis zum eingangs erwähnten Makel des T460s-Displays. Tatsächlich haben wir den Backlight-Regler tagsüber im Büro nahezu immer voll aufgedreht, was für ein angenehmes, jedoch keineswegs zu helles Endresultat sorgt. Zusätzliche Reserven für Außeneinsätze fehlen dem ThinkPad; zwar bleibt der Bildinhalt dank matter Beschichtung stets erkennbar, wirklich optimal ist die Darstellung insbesondere bei Sonnenschein aber nicht. Bei Preisen jenseits der 2.000-Euro-Marke sollte man erwarten dürfen, dass Lenovo hier in die Vollen geht und ein Display verbaut, welches mindestens 300 bis 350 cd/m² schafft – und zwar nicht nur laut Datenblatt, sondern auch in der Realität. Gerüchteweise wird das T460s alternativ mit einem identisch spezifizierten LG Panel verkauft, welches deutlich höhere Leuchtdichten erreicht; wir werden versuchen, ein entsprechendes Gerät für Vergleichsmessungen zu organiseren.
Performance – ein Wolf im Schafspelz
Mit dem Core i7-6600U steckt in unserem Testgerät das aktuelle Topmodell der (regulären) Skylake-ULV-Serie. Dank Anhebung des TDP-Limits auf 25 Watt hält die CPU selbst bei anhaltender Volllast stets ihre maximalen Turbo-Taktraten von 3,2 (Multi-Threading) respektive 3,4 GHz (Single-Threading), was für beeindruckende Performance-Reserven sorgt. Dies gilt insbesondere für die Single-Thread-Leistung: Noch immer existieren enorm viele Anwendungsfälle, die kaum von mehr als zwei Kernen profitieren, darunter Installationsroutinen, Programmstarts, Simulationssoftware oder proprietäre Firmenanwendungen. In all diesen Situationen spielt der 6600U seine Kombination aus hoher Taktrate und IPC-starker Architektur perfekt aus und bietet so manchem Desktop-Rechner Paroli. Dank Hyper-Threading kann sich auch die Multi-Thread-Leistung sehen lassen, wenngleich von einem Zweikerner diesbezüglich keine Wunder zu erwarten sind. Hier steht Intel in der Pflicht, endlich Quad-Core-Prozessoren im ULV-Segment anzubieten – ein niedrig taktender Vierkerner (mit kräftigem Turbo Boost für schlecht parallelisierte Software) dürfte oftmals sogar die Energieeffizienz steigern.
Leider setzt Lenovo im T460s ausschließlich reguläre ULV-Modelle mit GT2-Grafik (HD Graphics 520) ein, obwohl Intel im gleichen TDP-Bereich auch die stärkeren GT3e-Chips (Iris Graphics 540) mit doppelter Shader Power und dediziertem eDRAM-Speicher anbietet. Auch wenn die Grafikleistung im Business-Segment nicht an erster Stelle stehen mag: Ein Core i7-6650U würde laut Intels Preisliste nur etwa 20 Euro mehr als der i7-6600U kosten und könnte 3D-Programme, Spiele und speicherlastige Anwendungen (der 64 MB große eDRAM steht CPU und GPU gleichermaßen zur Verfügung) signifikant beschleunigen.
Abschließend noch ein Wort zum Thema Datenträger: Mangels 2,5-Zoll-Schacht kommen sämtliche Konfigurationen des T460s mit einer reaktionsschnellen SSD daher, die rasante Boot- und Ladezeiten garantiert. Ob man sich jedoch für ein herkömmliches SATA- oder modernes PCIe-Laufwerk entscheidet, spielt in unseren Augen nur eine untergeordnete Rolle. Die Samsung SM951a unseres Testgerätes kann zwar mit eindrucksvollen Leseraten von mehr als 2.000 MB/s auftrumpfen und kopiert gigabytegroße Ordner in wenigen Sekunden, doch wie oft wird dies in der Praxis wirklich benötigt? Wer auf sein Budget achten muss, sollte an dieser Stelle als erstes den Rotstift ansetzen.
Geräusch- und Wärmeentwicklung – auffallend unauffällig
Die Abwärme des 25-Watt-Chips möglichst leise aus dem schlanken 14-Zoll-Gehäuse abzuführen, dürfte Lenovos Ingenieuren einiges Kopfzerbrechen bereitet haben. Das Ergebnis kann sich jedoch sehen lassen: Im Leerlauf- und Office-Betrieb steht der Lüfter zumeist still und springt auch bei steigender Auslastung erst nach einiger Zeit auf sehr niedriger Stufe an. In üblichen Büroumgebungen können wir den entstehenden Lärmpegel auch aus kurzer Entfernung als praktisch unhörbar bezeichnen. Gleichzeitig erwärmt sich das Gehäuse nur marginal – wer das T460s beim Surfen auf der Couch oder im Bett auf dem Schoß betreiben möchte, muss also keine unangenehme Temperaturentwicklung befürchten. Überhaupt ist das Ultrabook dank seinem geringen Gewicht und den weit öffnenden Scharnieren perfekt für diesen Einsatzzweck geeignet.
Akkulaufzeit – die Achillesferse des T460s?
Mit knapp 6 Stunden Akkulaufzeit in unserem WLAN-Test nimmt das T460s keinen Spitzenplatz im Konkurrenzvergleich ein. Hinzu kommt, dasss dieser Wert bei höherer Belastung und Displayhelligkeit auch deutlich geringer ausfallen kann: Wer das Gerät wie wir mit nativer Auflösung ohne Skalierung betreibt, wird den Helligkeitsregler zumeist auf Anschlag belassen; wenn man dann noch mit umfangreichen Excel Tabellen, zahlreichen Browser Tabs und PDF-Dokumenten hantiert, sind letztlich kaum mehr als 4 Stunden realistisch. Für manchen Außendienstler dürfte das wohl zu wenig sein, zumal es keine Möglichkeit gibt, die Kapazität der beiden integrierten Akkus zu vergrößen. Wird das ThinkPad dagegen hauptsächlich im Büro für Meetings und Präsentationen eingesetzt, sollte die Ausdauer problemlos ausreichen.
ThinkPad Ultra Dock – Anschlussvielfalt im Überfluss
Wer sein ThinkPad vorrangig auf dem Schreibtisch betreibt und dort allerlei Peripherie anschließt, sollte früher oder später den Kauf einer Docking-Station in Betracht ziehen. Diese erspart nicht nur das ständige An- und Abstecken sämtlicher Geräte beim Transport des Notebooks, sondern erweitert obendrein das Schnittstellenangebot beträchtlich. Für unseren Test haben wir uns das rund 170 Euro teure ThinkPad Ultra Dock näher angesehen, welches uns freundlicherweise von Campuspoint.de zur Verfügung gestellt wurde. Das genannte Dock bietet dabei folgende Anschlüsse:
- 3x USB 2.0 (1x powered)
- 3x USB 3.0
- 2x DisplayPort 1.2
- 1x HDMI 1.4
- 1x DVI
- 1x VGA
- 1x Headset-Buchse (3,5 Millimeter Klinke)
- 1x Gbit-LAN
- 1x Kensington Lock
- 1x Netzteilbuchse
Zum Anschluss muss der Anwender das ThinkPad lediglich auf das Dock setzen und einrasten, anschließend lässt sich das Notebook bei Bedarf mittels Schlüssel diebstahlsicher mit dem Dock verbinden. Praktisch: Dank dediziertem Ein-Aus-Schalter am Dock muss das T460s zum Hochfahren nicht extra aufgeklappt werden, falls ausschließlich externe Monitore verwendet werden sollen. Maximal lassen sich drei Anzeigen inklusive Notebookdisplay ansteuern – mehr erlaubt Intels Skylake Serie nicht.
Der Anschluss eines 4K-Monitors (Philips BDM4065UC) gelang im Test sowohl direkt über das ThinkPad als auch mit zwischengeschaltetem Dock ohne Schwierigkeiten. Obwohl die HD Graphics 520 damit insgesamt rund 12 Megapixel beschleunigen musste, fühlte sich die Bedienung keinesfalls träge oder rucklig an. 3D-Anwendungen oder Spiele wären in dieser Auflösung natürlich undenkbar, doch für simple Office- und Multimediazwecke – auch die Wiedergabe von 4K-Filmen im HEVC-Codec – reicht die Grafikleistung allemal. Gleiches gilt für den Prozessor und die System Performance insgesamt: Selbst exzessives Multitasking mit Matlab, PDF Reader, MS Office und diversen Browser-Fenstern brachte des ThinkPad nicht einmal annähernd an seine Belastungsgrenze. Mehr Leistung benötigt im Office-Betrieb wohl kaum ein Anwender.
Fazit
Auch nach einem Vierteljahr hat sich an unserem Gesamteindruck wenig geändert: Lenovos ThinkPad T460s ist zweifellos eines der besten Business Notebooks, die man derzeit für Geld kaufen kann. Auf eine erneute Aufzählung der zahlreichen Stärken wollen wir an dieser Stelle verzichten und hierfür auf unseren ausführlichen Testbericht verweisen.
Gleichwohl bedeutet dies nicht, dass der 14-Zöller kein Potential für weitere Verbesserungen bietet. Neben einigen kleineren Makeln wie dem teils suboptimalen Tastaturlayout sehen wir vor allem zwei zentrale Kritikpunkte: Die mäßige Maximalhelligkeit des Displays sowie die knapp bemessene Akkukapazität. Während letzteres in Anbetracht der schlanken und leichtgewichtigen Bauweise als bewusste Designentscheidung durchgehen mag, erscheint die schwachbrüstige Hintergrundbeleuchtung angesichts des ambitionierten Preises kaum nachvollziehbar. Womöglich schlagen sich diesbezüglich Modelle mit dem zuvor angesprochenen LG Display besser – wir hoffen, entsprechende Ergebnisse mit unserem nächsten Dauertest-Update nachreichen zu können. Weiterhin freuen wir uns über Anregungen für zusätzliche Detailuntersuchungen, denen wir uns in den kommenden Wochen und Monaten widmen werden.