Daten von BICS an TeleSign: Heimliche Profile von der halben Weltbevölkerung erstellt und verkauft
Die Datenschutzorganisation noyb („none of your business“) hat Beschwerde gegen TeleSign eingereicht. Doch wer ist TeleSign überhaupt und woher hat es die Daten? TeleSign, nicht zu verwechseln mit TeleSign Deutschland, ist ein US-Unternehmen, welches Kommunikations-APIs zur Prävention von Betrug programmiert, jedenfalls laut Wikipedia. Jedoch wurde das US-Unternehmen von BICS beziehungsweise dessen Eigentümer, der Proximus-Gruppe (größter belgischer Telekommunikationskonzern, belgischer Staat als Mehrheitseigner), übernommen.
BICS wiederum ist ein globaler Player, es verbindet die verschiedenen Telefonanbieter weltweit. Es organisiert Telefongespräche, Roaming und Datenflüsse über verschiedene Kommunikationsnetze und -dienste hinweg. Dadurch müssen sich die Hunderte von Mobilfunkanbieter nicht umständlich untereinander absprechen, sondern verbinden sich stattdessen via BICS miteinander.
Nun hat jedoch bereits im März 2022 die belgische Zeitung „Le Soir“ aufgedeckt, dass BICS die vielen Daten, die bei der Verbindung zwischen den hunderten Netzen und Anbietern anfallen, heimlich an das von ihnen erworbene Unternehmen TeleSign weitergibt.
Ähnlich einem SCHUFA-Score erstellte und erstellt daraufhin TeleSign heimlich Profile, die sogenannten „Reputation Scores“ von global über 5 Milliarden Telefonnummern und deren Nutzern weltweit. Jeder Handynutzer erhält einen Score zwischen 0 und 300 Punkten. Die unrechtmäßig erworbenen Daten beziehungsweise die Handynutzer-Scores werden dann an Unternehmen wie TikTok, Microsoft oder Salesforce verkauft.
Letztlich funktioniert das ganz einfach: Der eigene Telefonanbieter übermittelt Daten an BICS, um Verbindungen mit anderen Mobilfunkanbietern zu gewährleisten, BICS gibt die Daten heimlich an TeleSign weiter, diese erstellen Nutzerscores und verkaufen diese an interessierte Unternehmen. Eine Zustimmung von den Nutzern zur Verwendung der Daten zu diesem Zweck ist niemals erfolgt oder eingeholt worden, das Ganze geschah heimlich, auch informiert wurde nieman.
Selbst die Mobilfunkanbieter stehen scheinbar im Dunkeln: Durch Auskunftsersuchen nach DSGVO erlangte Datensätze hätten bei keinem Anbieter eine Erwähnung von Telesign beinhaltet, so die Datenschutzorganisation noyb. Daher hat noyb nun endlich Beschwerde gegen das US-Unternehmen TeleSign bei den belgischen Behörden eingereicht.
Quelle(n)
Wikipedia