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Das Energiedilemma: Deutsche Industrie spart gigantische Menge Strom und Wärme; und verbraucht enorm viel

Sparpotenial enorm: Nicht nur in der Industrie wird sehr viel Energie aufgewendet. (Quelle: pixabay/Chris_LeBoutillier)
Sparpotenial enorm: Nicht nur in der Industrie wird sehr viel Energie aufgewendet. (Quelle: pixabay/Chris_LeBoutillier)
9,1 % Energie hat die Industrie laut Statistischen Bundesamt 2022 eingespart. Beachtlich, wenn auch sicher nicht ganz freiwillig. Aber erst die Einordnung zeigt, von welchen gigantischen Mengen hier die Rede ist.

Am 10. November 2023 konnte das Statistische Bundesamt vermelden, dass die deutsche Industrie im Jahr 2022 3.562 Petajoule Energie verbraucht hat. Dieser Wert liegt 9,1 % unter dem Energiebedarf von 2021, was einer Ersparnis von 324 Petajoule entspricht.

Es mag üblich sein, den Energiegehalt in Joule anzugeben. Wenn aber sonst immer von Kilowattstunden (kWh) die Rede ist, wird es schnell unübersichtlich. 3.562 Petajoule sind also 1 Million Millionen kWh oder 1 Million Gigawattstunden (GWh). Gespart werden konnten demnach 90.000 GWh, was immer noch schwer zu greifen ist.

Anders sieht es aus, wenn man die gesamte Stromproduktion in Deutschland betrachtet. Diese liegt bei 500.000 GWh, was ziemlich genau der Hälfte der Energie der Industrie entspricht. Außer Acht gelassen wird dann noch der hohe Energiebedarf für Verkehr, Transport und das private Heizen.

Aber auch hier ist das Statistische Bundesamt zur Stelle. 700.000 GWh Energie benötigt der gesamte Verkehrssektor (nicht einmal 10 % entfallen dabei auf den Flugverkehr). Und ebenfalls 700.000 GWh benötigen alle privaten Haushalte zusammen. Das ist allerdings noch der Wert aus 2020, der sich für 2022 aller Voraussicht nach ebenfalls verringert haben dürfte.

Auch im Verhältnis beachtlich

Insgesamt zeigt sich damit, dass die Industrie zwar einen beträchtlichen Teil des deutschen Energiebedarfs für sich benötigt. Trotzdem sind es nur knapp 40 %. Damit entsprechen die eingesparten 9,1 % immerhin noch fast 4 % der gesamten hierzulande verbrauchten Energie. Dazu lässt sich ebenfalls noch anführen, dass das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2022 nichtsdestotrotz um 1,9 % gestiegen ist.

Zumal eine eingesparte kWh auch nicht bezahlt werden muss. Bei 90.000 Millionen eingesparten kWh und einem vorsichtig geschätzten Industriepreis von 5 Cent beläuft sich diese Einsparung auf 4,5 Milliarden Euro.

Bei privaten Haushalten läge die Ersparnis in Summe noch einmal deutlich höher. Hätten diese in 2022 10 % Energie eingespart (was mindestens zu erwarten ist), wären das ungefähr 15 Milliarden Euro oder fast 200 Euro pro Kopf.

Und noch ein Vergleich hilft bei der Einordnung. Indien, immerhin mit einer beträchtlichen Chemie- und IT-Industrie gerüstet, verbraucht insgesamt 35.000 Petajoule, also 10 Millionen GWh. Das ist knapp das Vierfache des gesamten deutschen Energiebedarfs - bei knapp der 20-fachen Bevölkerung.

Allein die deutsche Industrie hat somit 1 % des gesamten indischen Energieverbrauchs in einem Jahr einsparen können. Das Einsparpotential scheint also ziemlich groß zu sein, ohne dass gleich der ganze Laden dicht gemacht werden müsste. Für die zukünftige Entwicklung und einen verantwortungsvolleren Umgang mit der verfügbaren wie begrenzten Energie lässt das in jedem Fall Gutes hoffen.

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Autor: Mario Petzold, 10.11.2023 (Update: 10.11.2023)