CO2 aus dem Meer filtern: Klimarettung per Ozean
Dass die Ozeane einen gigantischen Anteil unserer CO2-Emissionen abfangen, ist schon länger bekannt. So zählt Phytoplankton zu den Organismen, die große Teile davon wieder in Sauerstoff und andere organische Verbindungen zerlegen.
Das gilt aber nur für einen Teil des populären Atemgifts. Die Konzentration von CO2 in den Weltmeeren nimmt zu und weil Wasser in Kombination mit Kohlendioxid zu Kohlensäure werden, sinkt der pH-Wert: Das Wasser wird sauer und lässt damit beispielsweise Korallen sterben.
Das ist zumindest ein Grund, weshalb aktuell mehrere Projekte an den Start gehen, um die CO2-Konzentration im Meerwasser zu senken. So wird das Wasser weniger sauer und kann anschließend wieder mehr CO2 aus der Luft binden. Ein doppelter Gewinn.
Unter anderem befindet sich eine Testanlage im Hafen von Los Angeles. Auch in Norwegen oder Singapur gibt es Pilotprojekte.
Ganz einfach ist es natürlich nicht, CO2 aus dem Wasser herauszuholen. Es wird Strom benötigt, der das Wasser in einen sauren und in einen basischen Teil aufspaltet. Zunächst wird der saure Teil zurückgeleitet.
Jetzt herrscht eine Überkonzentration an CO2, sodass es gasförmig wird und gefiltert werden kann. Am Ende des Prozesses kommt der basische Anteil des Wassers zurück. Das Meerwasser mit einem deutlich gesünderen Anteil an CO2 fließt dann zurück in den Ozean. CO2 bleibt zurück.
Klingt zwar kompliziert, ist aber wesentlich einfacher als CO2 aus der Luft zu filtern. Unter anderem ist die Konzentration von CO2 im Wasser über hundertmal höher als in Luft. Die Erleichterung des Vorgangs soll die Kosten von bis zu 1.000 Euro bei der CO2-Gewinnung aus der Luft auf etwa 100 Euro bei der Gewinnung aus Wasser senken.
Dieser Preis liegt bereits unter der derzeitigen CO2-Bepreisung in Schweden mit 114 Euro. In der EU wird bis 2030 mit etwa 60 Euro je Tonne gerechnet. So könnte der Prozess ziemlich schnell Gewinne abwerfen können - und dem Klima sowie den Weltmeeren helfen. Ein dreifacher Gewinn.
Für die Speicherung von CO2 werden in dem beschriebenen Prozess derzeit Karbonate erzeugt. Das sind mitunter hübsch anzuschauende Kristalle, die zum Beispiel an Magnesium oder Calcium CO2 binden. Das erzeugte Magnesit und Calcit ließe sich dann einlagern.
Dass auch dies nur ein kleiner Betrag zur Reduzierung der CO2-Emissionen sein kann, zeigt der Blick auf die weltweiten Emissionen. Die liegen aktuell bei ungefähr 40 Milliarden Tonnen im Jahr. Die derzeit größten Anlagen können bis zu 4.000 Tonnen im Jahr aus Meerwasser filtern.
Selbst eine Million dieser Geräte würden gerade einmal 10 Prozent ausgleichen. Aber immerhin ein Anfang.